„Tatort“-KritikMit diesen Hinterwäldlern ist kein Spaß zu machen

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Sara (Johanna Wokalek) wird bedrängt

Der Fall

Kaum aus dem Gefängnis entlassen, wird Sara Manzer (Johanna Wokalek) gleich wieder in einen Mord verwickelt. Ein pensionierter Polizist möchte mit ihr über ihren alten Fall sprechen, doch Manzer will die Vergangenheit endlich ruhen lassen und ein neues Lebens beginnen. Reicht das als Motiv, um den lästigen Verfolger umzubringen? Die Kommissare Tobler (Eva Löbau) und Berg (Hans-Jochen Wagner) ermitteln lange eher lustlos vor sich hin und fassen die Täter gerade noch rechtzeitig vor dem Talk mit Anne Will. Ich hatte schon begonnen, nervös auf die Uhr zu sehen.

Die Auflösung

Eine alte Filmweisheit lautet: Wenn im ersten Akt eine Pistole gezeigt wird, geht sie im dritten Akt auch los. Auf „Saras Geständnis“ übertragen heißt das: Wenn die Autorin Astrid Ströher am Anfang zwei Figuren einführt, von denen man nicht weiß, was sie im Film verloren haben, könnte man darauf wetten, dass dies die gesuchten Mörder sind.

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Streng genommen gab es in diesem Schwarzwald-„Tatort“ zwar weit mehr überflüssige Figuren, aber als Mörder kamen eigentlich nur die liebe Knastfreundin und deren knuffiger Liebhaber infrage. Merke: Vorbestraften ist nicht zu trauen, zumal wenn sie dem Arbeitermilieu entstammen. Wie ihnen die Kommissare auf die Schliche kamen, wissen diese wahrscheinlich selbst nicht so genau. Mit spannend erzählter Polizeiarbeit hatte es aber weniger zu tun.

Die Leute

Angeblich können die Menschen in Baden und Württemberg ja alles außer Hochdeutsch. Spätestens seit den „Querdenker“-Demos wissen wir allerdings, dass die da unten auch ganz schon nerven können. Seltsame Leute liefen in „Saras Geständnis“ zuhauf herum: die hysterische Gafferin, der ölige Verleger, der aasige Belästiger, der schwäbische Möchtegern-Punk. Und so ganz astrein waren insbesondere die pensionierten Polizisten auch nicht gerade. Alles in allem ergibt das einen Menschenschlag, der hinter bruchsicherem Fernseherglas bestens aufgehoben erscheint. Möglicherweise erklärt sich die etwas dröge Ästhetik des Films ja auch aus dem lokalen Kolorit.

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Fazit

Im Grunde war der Kriminalfall nur die Hülse für das Drama einer Frau. Sara Manzer wurde von ihrem reichen Vater weder geachtet noch geliebt und stürzte sich darüber in ein Lasterleben aus Alkohol und Sex. Um sich aus dieser Falle zu befreien, war sie dann sogar bereit, einen Mord zu gestehen, den sie nicht begangen hat - aber nach Sigmund Freund möglicherweise gerne begangen hätte. Letztlich büßt sie also auch nach ihrer Freilassung eine selbstauferlegte Strafe ab. Das ist nicht schlecht ausgedacht, und mit Johanna Wokalek ist die Hauptrolle auch gut besetzt. Aber so richtig packen will einen die Inszenierung nicht. Wie denn auch, wenn sich ständig diese Ermittler auf den Bildschirm drängen?

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