„Weltstars auf dem Roncalliplatz“Alvaro Soler macht selbst aus Gewitter Sonnenschein

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Alvaro Soler hat braune Haare und einen Bart. Er trägt ein weißes Hemd und hat am Handgelenk.eine graue Uhr. Er hält ein Mikrofon und kämmt sich mit der Hand die Haare nach hinten.

Alvaro Soler gab ein Konzert vor dem Dom

Zum Auftakt der Konzertreihe „Weltstars auf dem Roncalliplatz“ spielte der aus „The Voice - Kids“ bekannte Alvaro Soler direkt am Kölner Dom. 4.000 Zuschauer feierten seine Musik, die stets gute Laune verbreitet.

Man kennt ihn als Coach von „The Voice – Kids“, als Synchronsprecher des Disney-Films „Encanto“ oder als Stimme der Hits „El Mismo Sol“ und „Sofia“: Alvaro Soler verbreitet als Star des Latin Pop einiges an Sonnenschein. 

Das tat er auch beim Auftakt zur Konzertreihe „Weltstars auf dem Roncalliplatz“ am 26. Juli. Selbst ein Gewitter, das noch am frühen Nachmittag in Köln gewütet hatte, wich einem strahlend blauen Himmel. Das ist auch den übrigen Stars der Konzertreihe zu wünschen: neben Soler am Mittwoch treten die britische Rockband Jethro Tull am Donnerstag und die Violinistin Lindsey Stirling am Freitag auf.

Alvaro Soler: Rund sechs Millionen Hörer bei Spotify

Den Status als „Weltstar“ verdankt Soler nicht nur seiner Umtriebigkeit in Castingshows oder den sechs Millionen monatlichen Hörern auf Spotify. Er ist ein wahrer Mr. International: Als Sohn eines deutschen Vaters und einer spanisch-belgischen Mutter wuchs er unter anderem in Barcelona und Tokio auf, er singt in mehreren Sprachen und spricht noch weitere.

„Ich finde es super spannend, wie jedes Land, jede Kultur auf die Musik reagiert“, erzählt er nach seinem Song „Loca“ auf der Bühne. Er sei in seiner deutschen Schule in Japan noch der Normalste gewesen, alle anderen Kinder hätten teilweise schon drei Länder hinter sich gehabt. In der Musik-AG rekrutierten seine Freunde und er für ihre Band schnell jeden neuen Mitschüler, der ein Instrument spielen konnte, selbst wenn sie keine gemeinsame Sprache hatten. „Musik hat uns verbunden.“

Stars auf dem Roncalliplatz: Etwa 4.000 Besucher vor dem Kölner Dom mit dabei

So hofft er auch mit dem Kölner Publikum schnell warmzuwerden und legt mit „La Candela“ in bester Sommerlaune los, bevor er zu „Magia“ einen kleinen Paartanz mit seiner Gitarre macht. Die 4.000 Zuschauer sind anfangs zurückhaltend, mitsingen möchten noch die wenigsten, aber auf Solers Kommando machen sie gemeinsam den Scheibenwischer und es wird geschunkelt wie zu Karneval.

Auch als Soler es über Lokalpatriotismus versucht („Kölle Alaaf!“), sind die Reaktionen wohl nicht so frenetisch wie an anderen Orten. „Ich dachte, es würde krasser sein“, gibt der Sänger offen zu und erzählt von ihrem Besuch der Kathedrale, die er von der Bühne aus im Rücken hat. „Uns wurde gesagt, wir spielen beim Kölner Dom. Wo ist er denn?“

Charly Klauser: Kölner Musikerin tritt überraschend auf

Die Weichen stellt Soler dann schließlich mit „Manila“, auch wenn er bedauert, dass Songschreiber und Sänger Ray Dalton nicht bei der Performance dabei ist. Stattdessen baut er auf die Hilfe der Zuschauer, indem er erst die Damen eine Tonfolge nachsingen lässt, dann die Herren, die trotz ihrer Unterzahl gut dabei sind (wenn auch mehr gegröhlt als gesungen). Und natürlich holt er auch die Kinder ab („Zeigen wir den Erwachsenen, was ihr so könnt!“). In Falsett singt Soler vor, und bekommt nach etwas Zuspruch auch die Stimmen der Jüngsten zu hören. Das Publikum feiert sie ausgelassen, am Ende erklingt der Chor in tutti.

Der Deutsch-Spanier weiß auch, wie man romantische Stimmung erzeugt. In der Ballade „En tu piel“ beginnt er solo am Klavier, bevor die Kölner Musikerin Charly Klauser einsteigt. Zum Schluss begleitet die von Soler als Multiinstrumentalistin gelobte Sängerin den Song auf ihrer Geige. Aber auch ein Liebeslied tut mit Soler weniger weh, hat stets etwas hoffnungsvoll Positives.

Alvaro Soler: „The Voice“-Coach kann Pop, Salsa und Rock

Die Band sorgt dafür, dass die Lieder live nochmal mehr Spaß machen als die Studioaufnahmen, auch weil sie den Songs einen anderen Touch geben. Eine große Stilvielfalt wird heraufbeschworen, besonders Trompeter Fritz Moshammer und Saxophonist Moritz Koether kitzeln aus ihren Instrumenten immer wieder die Latin-Klänge heraus. Soler bedient auch die Disko-Fans und verwandelt mit „Muero“ die Bühne zu einem Club, verbreitet mit „El mismo Sol“ Tanzlaune beim Publikum und macht ein Ringelreihen mit seinen mobilen Bandmitgliedern.

Im bisher unveröffentlichten „Para Vivirla“ lassen Gitarrist David Lemaitre und Bassist Pim Walter Solers Rockerträume wahr werden, wobei Soler beklagt, der Song sei viel schwerer, wenn er nicht selbst Gitarre spiele: Er hüpfe dann die ganze Zeit herum, die Luft gehe ihm irgendwann aus. Das hält ihn nicht davon ab, mit „Dejala que baile“ eine Salsa-Tanzparty zu starten. Die vorderen Bandmitglieder umschwärmen Rieko Okuda für ihr Solo an den Keys, danach geht es abwechselnd zu den Percussionisten Simon Scheibel und Maximilian Klaas, die sich gegenseitig mit ihren Soli überbieten, bevor sie den Beat wieder zusammenführen.

Dann soll es das schon gewesen sein, ohne dass Soler einige seiner erfolgreichsten Hits spielte. Nach den Rufen des Publikums nach einer Zugabe gibt es aber doch noch „Solo para ti“, „La Cintura“ und natürlich „Sofia“, bei dem alle Anwesenden gemeinsam die titelgebende Sofia zum Zuschauen auffordern, auch wenn es ohne ihren Blick ebenfalls weitergeht („Mira, Sofia! Sin tu mirada sigo“). Zum Schluss hat er Köln endgültig in Feierlaune gebracht und Spanisch zumindest für einen Abend zur Landessprache gemacht. Aber man soll ja gehen, wenn es am schönsten ist.

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