„Das Buch Ä“Lesung von Ärzte-Biografie mit musikalischer Unterstützung

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Eine Lesung von und mit Stefan Üblacker (weißes T-Shirt) Feat. Reis against the Spülmaschine.

Anfang Juni wurde bekannt, dass im kommenden Jahr die Berliner Punkrocker „Die Ärzte“ als Headliner beim Zwillingsfestival „Rock am Ring/Rock im Park“ auftreten werden. Zudem wird das Trio auf der „Miles & More“-Tour in einigen Städte in Europa auftreten, darunter London, Mailand und Prag. Bei den Fans der selbsternannt „besten Band der Welt“ lösten diese Ankündigungen Euphorie aus, war es in den letzten Jahren doch recht still um die populäre Gruppe geworden.

Auch Stefan Üblacker ist von der Vorfreude auf diese Auftritte erfasst. „Ich habe es mir so sehr gewünscht, die Jungs noch einmal zusammen auf der Bühne erleben zu dürfen“, ließ er sein Publikum am Freitagabend im Gloria wissen. Üblacker leitete von 2007 bis 2011 den offiziellen Fanclub der Band. In dieser Zeit entstanden Kontakte, mit deren Hilfe der in Bonn lebende Üblacker zwischen 2014 und 2016 die von den Musikern autorisierte Biografie „Das Buch Ä“ zu Papier brachte.

Musikalische Begleitung mit Publikumsunterstützung

Seit anderthalb Jahren ist der zweifache Vater mit seinem Werk auf Lese-Tour. Zur musikalischen Unterstützung hat sich Üblacker das Liedermacher-Duo „Reis Against The Spülmaschine“ mit auf die Bühne geholt. Die beiden Oldenburger waren Vor- und Hauptband zugleich. Präsentierten sie anfangs noch Coverversionen bekannter Rock- und Popsongs mit humorvollen eigenen Texten, so untermalten sie die Lesung mit bekannten Liedern der Ärzte.

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Bei „Hurra“ präsentierten Onkel Hanke und Philipp Kasburg eine experimentelle Version des Liedes. Zu Beginn sangen beide den Text in der Originalversion. Im weiteren Verlauf wechselte Onkel Hanke, in der Hauptprofession passionierter Mathematiklehrer, in eine englische Fassung, während Kasburg bei der deutschen blieb. Auch das Publikum wurde eingebunden und so sang die eine Saalhälfte auf Englisch, die andere auf Deutsch.

Kommentare zum aktuellen Zeitgeschehen

Überraschend mühelos gelang es sowohl den Protagonisten als auch den Zuhörern von den stimmungsvollen Mitsingteilen wieder in den Vorlesemodus auf der einen und in den passiven Teil auf der anderen Seite umzuschalten. Für eingefleischte Anhänger der Berliner Band wird es vermutlich nicht viele neue Erkenntnisse über die Entstehung der Ärzte und deren wechselvolle Geschichte gegeben haben.

Dennoch erntete Üblacker, der seinen Vortrag mit Kommentaren und Anekdoten ergänzte, viele Lacher und begeisterte Zwischenrufe. Immer wieder gingen sowohl der Autor als auch die beiden Musiker auf das aktuelle Tagesgeschehen ein. Den Ärzte-Song „Monsterparty“ kommentierte Onkel Hanke mit Hinblick auf den Köln-Besuch des türkischen Präsidenten Erdogan: „Monsterparty? Findet die nicht morgen in der Moschee in Ehrenfeld statt?“

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Ernst, sehr ernst war es Üblacker und „Reis Against The Spülmaschine“ mit ihren Aussagen zu den wiedererstarkten rechtsorientierten Strömungen in Politik und Gesellschaft. Üblacker, der zeitweise ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Kein Bock auf Nazis“ trug, bekannte sich klar zur Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Für die populistischen Ergüsse der AfD oder beispielsweise der CSU-Politiker Seehofer und Söder gab es dagegen deutliche, ablehnende Worte, die vom Publikum mit zustimmendem Applaus bedacht wurden. Den dazu passenden Song „Schrei nach Liebe“, den die Ärzte selbst als ihren wichtigsten bezeichnen, sangen Musiker und Fans gemeinsam auffallend leidenschaftlich.

Ausgelassener Abschied beim letzten Termin der Tour

Nach knapp drei Stunden schien Üblacker das Ende eines für alle Beteiligten augenscheinlich mit großem Spaß verbundenen Abends einläuten zu wollen. Wie es bei einem Tour-Abschluss, die Lesung im Gloria war die letzte, üblich ist, bedankten sich Üblacker und die Musiker bei ihren Familien und allen Beteiligten für die mit dem Unterfangen verbundenen Mühen. Der Abschluss geriet dann zu einem weiteren Mitmach-Teil für das Publikum.

Verstärkt durch Üblacker am Schlagzeug gaben Onkel Hanke und Kasburg noch einige Hits der Ärzte wie „Ohne Dich“ und „Sommer nur für mich“ zum Besten. Dazu gab es eine Polonäse und es wurde ausgelassen getanzt. Den Schlussakkord setzte „Schwanz ab“, wobei Onkel Hanke die Anwesenden in einen weiblichen und einen männlichen Chor aufteilte. Für einen Ärzte-Fan kann dieser Abend wahrscheinlich nur durch eine Show der Berliner Originale getoppt werden.

Am 14. Dezember werden „Reis Against The Spülmaschine“ für einen Auftritt im Bürgerhaus Stollwerck nach Köln zurückkehren.

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