Black Pumas im GloriaSänger springt sofort ins Publikum

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Black-Pumas-Sänger Eric Burton im Kölner Gloria-Theater

Black-Pumas-Sänger Eric Burton im Kölner Gloria-Theater

  • Die Black Pumas wirken wie ein eingespielter Club-Act, sind aber das Studioprojekt zweier Musiker.
  • Die Grammy-nominierte Band begeisterte bei ihrem Gastspiel in Köln.
  • Unsere Kritik.

Köln – Eric Burton ist gerade erst beim zweiten Song des Abends angekommen, da setzt er schon zum Sprung über den Bühnengraben an, bahnt sich seinen Weg durch die Menge im ausverkauften Gloria und fordert eine Frau im Publikum zum Tänzchen auf.

Das ist keine Verzweiflungstat, die Energie im Saal hatte sich nach ein paar Takten bereits im oberen Bereich eingepegelt, dank der Bühnenpräsenz von Burton und seiner Band, den Black Pumas. Und auch dank der großen Erwartungen, die den Pumas inzwischen entgegenschlagen.

Bei den diesjährigen Grammys waren sie als Beste Newcomer nominiert, auf der Kölner Bühne wirken ihr Sound jedoch so engmaschig und mühelos dynamisch, als spielten sie schon seit Jahren in kleinen, verrauchten Klitschen zusammen. Nichts davon entspricht der Wahrheit: Die Black Pumas sind im Wesentlichen das Studioprojekt eines ziemlich ungleichen Duos.

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Der Multiinstrumentalist Adrian Quesada, am Sonntagabend als Gitarrist auf der Bühne zu erleben, ist seit Jahrzehnten in der Musikszene der hippen texanischen Hauptstadt Austin unterwegs, tatsächlich hat er als Mitglied der Latino-Funk-Band Grupo Fantasma schon einen Grammy gewonnen. Der 13 Jahre jüngere Burton tingelte als Straßensänger durch den amerikanischen Westen, als ihn ein Freund Quesadas entdeckte und Produzent und Interpret vernetzte.

Eine höllisch heiße Verbindung: Burton lieh den Cinemascope-weiten Sound-Skizzen Quesadas nicht nur seine süß aufgeraute Soulstimme, er verwandelte sie auch in griffige, berührende Songs. Das selbstbetitelte Debüt der frisch gegründeten Black Pumas war auf jeden Fall eine der Überraschungen des vergangenen Jahres.

Nun kann man dem Duo durchaus vorwerfen, dass es die Musikgeschichte um keinen Millimeter weiterbringt, sondern relativ nahtlos an die psychedelischen Soul-Produktionen Norman Whitfields aus den späten 60ern und frühen 70ern anknüpft, an die Alben von The Undisputed Truth oder „Cloud Nine“ von den Temptations.

Aber Burton und Quesada gelingt auch das Kunststück, ihre Retromanie niemals epigonal zu klingen zu lassen. Live gilt das gleich doppelt: Diese Musik ist für den Club gemacht, so wie der charismatische Burton für die Bühne geboren zu sein scheint. Hier stimmt einfach jedes Detail, vom Basslauf, der klingt, als hätte das legendäre Muscle Shoals Studio wieder geöffnet, und nicht nur als Touristen-Attraktion, über die angejazzten Keyboard-Flächen bis zu den durchkomponierten Zeilen, mit denen die beiden Background-Sängerinnen Burtons spirituelle Anflüge erden.

Vor ein paar Jahren war Brittany Howard mit ihrer Blues-Rock-Band Alabama Shakes ein ganz ähnlicher Coup gelungen. Die hatten ihrem traditionsbewussten Debüt ein ungleich experimentelleres und aufregenderes zweites Album folgen lassen. Eben dies wünscht man auch den Black Pumas.

Am Ende ihres enthusiastisch gefeierten Sets verbleibt Eric Burton allein auf der Bühne, und leitet, noch ganz der Straßenkünstler, das Publikum mit „(Sittin’ on) The Dock of the Bay“ zum Mitsingen an. Ein kleiner Fehler: Der Otis-Redding-Klassiker bleibt natürlich auf dem Nachhauseweg im Ohr hängen. Dabei hatte man doch zuvor etliche neue Black-Puma-Songs gehört, die das durchaus auch verdient hätten.

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