So war der neue „Tatort”Vielversprechender Start in Zürich

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Anna Pieri Zuercher (l.) und Carol Schuler

Anna Pieri Zuercher (l.) und Carol Schuler

Der Fall

Beim Zürichsee wurde eine Brandleiche mit Kopfschusswunde gefunden. Papiere hat er keine bei sich. Es dauerte daher, bis die Identität des Mannes geklärt war. Es handelte sich um einen ehemaligen Polizisten, der bei Jugendprotesten 1980 im Einsatz war. Und der nach einer langen Zeit in Asien in die Schweiz zurückkehrt war. Aber warum?

Die Auflösung

Rasch stießen die beiden neuen Schweizer Ermittlerinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) im Zuge ihrer Ermittlungen auf die Knochen einer jungen Frau, die seit den damaligen Protesten verschwunden war. Es stellte sich heraus, dass sie eine Polizistin war, die als verdeckte Ermittlerin in die linke Szene eingeschleust worden war. 

Für „Tatort“-Fans

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Die Ermittlungen führten schließlich zum hochrangigen Polizisten Peter Herzog (Roland Koch). Er hatte mit dem nun zurückgekehrten Ex-Polizisten die junge Frau am Rande einer Demo erschlagen und die Leiche verschwinden lassen. Weil sein Komplize nun unheilbar an Lungenkrebs erkrankt war und reinen Tisch machen wollte, tötete Herzog ihn. Und nahm sich am Ende selbst das Leben. 

Das Thema

Wütende Demonstranten, überforderte Polizisten, Gewalt auf den Straßen. Die Schweiz, wie sie in den Köpfen der meisten Deutschen existiert – als neutrales, freundliches, reiches und geordnetes Land – war in den ersten Szenen des neuen Schweizer „Tatort“ weit weg.

„Züri brännt“ stieg ein mit Bildern aus dem Jahr 1980, als es in der größten Stadt des Landes zu erbitterten Jugendprotesten kam, weil der Stadtrat zwar 60 Millionen Franken für einen Opernbau bewilligte, aber die Forderungen nach einem autonomen Jugendzentrum ablehnte.

Es gab also ordentlich Krawall am Beginn der ersten Folge des neuen „Tatort“-Teams aus der Schweiz. Die Drehbuchautoren Lorenz Langenegger und Stefan Brunner waren erkennbar darum bemüht, bloß keine Klischees der Schweiz zu befeuern. 

Die neuen Ermittlerinnen

Der erste gemeinsame Fall der beiden Ermittlerinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) war nicht gerade von Harmonie geprägt. Profilerin Ott kommt aus einer angesehenen Familie, die Westschweizerin Grandjean glaubte daher, die Neue sei nur durch Vitamin B an den Job gekommen und begrüßte sie entsprechend frostig.  

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Es ist ein beliebtes Stilmittel beim „Tatort”. das Ermittlerteam sehr gegensätzlich anzulegen. Das gilt auch für die beiden Neuen aus der Schweiz. „Korrekt, ehrgeizig, ich glaube, die hat Angst vor mir“, beschreibt Tessa ihre Kollegin. Die fordert schon bald vom Chef: „Sie oder ich!“

Besonders innovativ ist diese Figuren-Konstellation nicht, doch Anna Pieri Zuercher und Carol Schuler gelingt es dennoch, ihren Figuren so viel Facettenreichtum zu verpassen, dass man als Zuschauer Lust darauf hat, mehr über die beiden zu erfahren.

Fazit

Von 2011 bis 2019 waren Stefan Gubser und Delia Mayer als Ermittler in Luzern für den Schweizer „Tatort“ im Einsatz. Doch so richtig wollte der Funken nicht überspringen. Einige gute Fälle gab es zwar, aber auch sehr viel unteres Mittelmaß.

Jetzt ist als Zürich dran. Mit den beiden neuen Ermittlerinnen will der SRF erkennbar für frischen Wind sorgen. „Diese geballte Ladung Frauenpower ist ein wichtiges Zeichen für die Medien- und die Filmbranche“, sagt Susanne Wille, Abteilungsleiterin Kultur SRF.

Es ist zwar noch nicht alles perfekt in „Züri brännt“ (Regie: Viviane Andereggen) aber es geht in die richtige Richtung. Der Fall war komplex und vielschichtig, die Inszenierung wirkte sehr viel frischer als die Filme aus Luzern. Alles in allem ein vielversprechender Start für das neue „Tatort”-Team aus Zürich.

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