»Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften aufzusuchen, sondern neue Augen zu haben«, lässt Leif Ove Andsnes auf seiner Webseite den Schriftsteller Marcel Proust sprechen. Um dem gleich ein Beethoven-Zitat an die Seite zu stellen: »Musik ist eine höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie.« Philosophische Gedanken werden wohl hintenan stehen, wenn Andsnes innerhalb der nächsten vier Jahre auf Entdeckungsreise geht – mit Beethovens Klavierkonzerten und dem Mahler Chamber Orchestra. Mit hoher Wahrscheinlichkeit aber wird der Pianist aus Norwegen um einige Erkenntnisse reicher sein, vor allem was die Musik Beethovens betrifft. Er nennt es schlicht seine »Beethoven-Reise«, ein multisaisonales Projekt«, das Beethovens Klavierkonzerte in den Mittelpunkt seines Lebens als interpretierender und aufzeichnender Künstler stellt und mit einem kompletten Zyklus diese Reise beschließt. Er verspricht sogar, diese musikalische Expedition zu einem »erleuchtenden und anregenden« Erlebnis werden zu lassen. Nun – kein ernsthafter Künstler würde den Mund so voll nehmen, wenn er sein zunächst einmal keinesfalls neuartiges Vorhaben nicht unter eine Erfolg versprechende künstlerische Leitidee stellen würde, die aufmerken lässt. Eine Entdeckungsreise mit Beethoven Nachdem er bereits die Klavierkonzerte Nr. 1 und 3 ausgiebig in ganz Europa und Nordamerika mit Ensembles wie dem Norwegischen Kammerorchester, dem BBC Symphony Orchestra, den Wiener Symphonikern, dem Orchestre Symphonique de Montréal und dem Boston Symphony Orchestra gespielt hat, nahm Andsnes im Frühjahr 2012 die »Beethoven Journey« auf einer Tournee mit dem Mahler Chamber Orchestra wieder auf. Ihre Reise führte sie durch sieben europäische Städte, mit Aufführungen von Beethovens Klavierkonzerten Nr. 1 und 3 beim Prager Frühling, die live aufgezeichnet wurden. Insgesamt wird er im Rahmen dieses Vorhabens alle fünf Klavierkonzerte von Beethoven und die Chorfantasie in der tschechischen Hauptstadt aufführen und einspielen. Die Reise wird ihren Abschluss in der Saison 2014/15 bei Aufenthalten in Nordamerika, Europa und Asien finden. Einen weiteren Aspekt bildet die Aufführungspraxis: Andsnes greift hierbei auf die Tradition des 18. Jahrhunderts zurück, bei der der Pianist vom Klavier aus selbst dirigiert. Dabei sitzt er inmitten des Orchesters, so dass ein unmittelbarer Augen- und Ohrenkontakt besteht, der dem gemeinsamen, oft kammermusikalischen Musizieren der Beethovenschen Konzerte nur zugute kommt. Immer ist es ein Dialog zwischen Orchester und Soloklavier, manchmal ein Kampf – und Andsnes ist gewissermaßen mittendrin im musikalischen Drama statt nur dabei. Und doch wird es bei jeder Aufführung eine andere Umgebung sein und somit eine andere Erfahrung und ein anderer Weg, so betont Andsnes. Verschiedene Instrumente, Menschen, Begegnungen, Stimmungen und akustische Bedingungen spielen in der musikalischen Interpretation eine nicht zu unterschätzende Rolle. Und so begreift Andsnes seine Reise auch vielmehr als Weg – mit dem Ziel einer eigenen, alles in sich vereinenden (wenn auch nicht endgültigen) Interpretation. Vielleicht wird gerade dieser Hintergedanke für Musiker wie Zuhörer zu einer persönlichen wie musikalisch erhellenden Momentaufnahme und Erfahrung der Werke. Die »Beethoven Journey« ist übrigens Teil der Fortsetzung des Beethoven-Zyklus‘ in der Kölner Philharmonie.

18.11.2012 Sonntag 20:00 Leif Ove Andsnes Klavier und Leitung Mahler Chamber Orchestra

Igor Strawinsky Concerto en Ré (1946) für Streichorchester

Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C-Dur op. 15 (1795–98) Igor Strawinsky Oktett (1922-23, rev. 1952) für Flöte, Klarinette, zwei Fagotte, zwei Trompeten und zwei Posaunen Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op. 37 (1800–02)

Förderer der MCO Residenz NRW: Kunststiftung NRW und das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen € 48,– 42,– 38,– 27,– 19,– 10,– | Z: € 38,–