Leserbriefe zur Historischen MitteKöln bleibt weitere Großbaustelle erspart

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Visualisierung der Historischen Mitte vom Kurt-Hackenberg-Platz aus gesehen: An das Römisch-Germanische Museum schließt sich der mehrgeschossige Neubau des Stadtmuseums an.

Visualisierung der Historischen Mitte vom Kurt-Hackenberg-Platz aus gesehen.

Den Ausstieg aus dem Großbauprojekt am Dom nehmen Leserinnen und Leser erleichtert auf.

Großprojekt am Kölner Dom gescheitert – Kirche steigt wegen gestiegener Kosten aus Historischer Mitte aus (11.1.)

Historische Mitte: Scheitern dieses Großprojekts begrüßenswert

Das Scheitern eines Großprojektes kann auch gut sein! Als hätte Köln nicht genug gravierende Probleme mit seinen Bauprojekten im historischen Zentrum der Stadt. Man durfte sich immer schon fragen, warum jetzt für weitere Jahre die Umgebung des Doms zur Baustelle werden soll. Wofür eigentlich? Ein neues Bürohaus für die Hohe Domkirche? Büroflächen außerhalb des sensiblen Domumfeldes gibt es genug! Ein neues Stadtmuseum? Das mit nur 91 Millionen Euro zu sanierende Zeughaus ist eine historisch und optisch wunderbar passende Stätte für den Nachlass aus alten Kölner Zeiten. Also: Füße stillhalten und mit den vorhandenen Ressourcen arbeiten. Peter Brokemper Köln

Aus für Historische Mitte bewahrt vor weiterer Baustelle

Jenseits einer alles andere als gesicherten Finanzierung hat die hübsch illuminierte Fassadenansicht der Historischen Mitte Geschmack gemacht auf ein Domumfeld, das viele offenbar auch von einem Signal in eine bessere Zukunft träumen ließ. Jetzt sind diese Träume vermutlich geplatzt. Ohne Beteiligung der Kirche mehr denn je. Aber ist das nicht eher ein heilsamer Prozess! Bewahrt er uns nicht sogar vor der nächsten „Baukatastrophe“? Und ist es tatsächlich die beste Lösung, Stadtmuseum (KSM) und Römisch-Germanisches Museum (RGM) an einem Ort zusammenzuführen?

Alles zum Thema Römisch-katholische Kirche

Befürworter verweisen sicher auf die Finalisierung der „Via Culturalis“ und die Möglichkeit, gerade auswärtigen Besuchern eine Führung durch die über 2000-jährige Stadtgeschichte zu bieten, quasi im Schnelldurchgang: Dionysos-Mosaik und der Ford Taunus 17 M in einem Paket – hier ein Häppchen, dort ein Häppchen! Gleichzeitig eine wundersame Vermehrung der Besucherzahlen des Stadtmuseums: Jeder Besucher des erfahrungsgemäß besser besuchten RGM lässt sich so gleich auch für das KSM zählen, was für ein Erfolg!

Dabei ist der Standort des historischen Zeughauses mit der alten Wache und der Erweiterungsmöglichkeiten nebenan doch der wahre, eher sinnstiftende Ort, um das Museum in die Zukunft zu führen. Fußläufig in nur wenigen Minuten vom Dom entfernt, könnte so auch das „touristische Gesichtsfeld“ erweitert werden, schließlich sollte Köln nicht nur auf Tagestouristen abstellen! Winfried Fischer Köln

Historische Mitte: Geplante Architektur begeistert nicht

Ich bin dankbar, wenn der Entwurf des hässlichen „hingeküssten“ Gebäudeklotzes für das Kölnische Stadtmuseum nicht realisiert wird. Monika Suckow Köln

Mit der Historischen Mitte wird ein Leuchtturm-Projekt zu Grabe getragen

Sollte ursprünglich der Baubeschluss zur Historischen Mitte 2020 gefällt werden, wurde er seitdem Jahr um Jahr verschoben, um debattieren, zweifeln, grübeln, zögern und zaudern zu können. Offensichtlich wird nun das einzig wirklich neue und kreative Top-Projekt dieser Stadt zu Grabe getragen. Hier kippt ein Projekt, das nicht nur typisch kölsch lautstark von sich behauptet, „Strahlkraft“ zu haben, sondern diese tatsächlich besitzt. Aber Köln faselt von „Metropole“ nur im Wachkoma, bleibt aber leider Kleinkleckersdorf.

Kostenfrage und soziale Herausforderungen dürfen nicht Totengräber für eine positive Weiterentwicklung der Stadt sein. Kölns Stadtspitze gleicht nach meinem Eindruck zunehmend einer völlig dysfunktionalen Organisation. Das gilt für die Oberbürgermeisterin, das gilt für das sie tragende Ratsbündnis, das gilt aber auch für die Opposition im Stadtrat und das gilt ganz offensichtlich auch für sehr weite Teile der Verwaltung. Die Unfähigkeit, sich gemeinschaftlich in den Dienst der Entwicklung dieser Stadt zu stellen, konstruktiv zusammenzuarbeiten, nicht im kleinsten Karo zu ersticken, all das lähmt diese Stadt.

Als Parteilose hat Frau Reker offenbar jeglichen Rückhalt im sie tragenden Bündnis verloren. Das öffentliche Zaudern der OB bei diesem Leuchtturm-Projekt hat mich sprachlos gemacht. Ihr Verzicht auf Führung beim Thema Historische Mitte ließ das Projekt nicht offen, sondern hat es begraben. Frau Reker entmachtet und degradiert sich selbst zur Sachbearbeiterin, wo sie Sachwalterin und Impulsgeberin für eine gute Zukunft für unsere Stadt sein sollte. Eine Zukunft, in der Köln wieder eine Stadt wird, für die man sich zumindest seltener schämen muss. Thomas Jäger Köln

Historische Mitte: „Geldmangel verhindert politische Dummheit“

Großprojekt am Kölner Dom gescheitert. Zum Glück! Fragt man Kölner, was sie unter „Historischer Mitte“ verstehen und was sie davon erwarten, so kreisen die Gedanken alsbald um verwinkelte Grundstücke mit ideenreich gewachsenen Grundrissen, erschlossen von engen Gässchen – eben um die Erinnerung an das alte Köln, vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Allein ein wenig historienbewanderter Rat und eine um ihre mainstreamgerechte Modernität besorgte Verwaltung haben die nicht gerade fantasiegeladene Idee, Artefakte aus der Geschichte Kölns in einer Sammlung zusammenzufassen.

Zu deren Darbietung sollte dazu eine weitere dieser neu zu schaffenden, so trostlosen wie beziehungslosen „Kisten“ auf dem Roncalliplatz, also in unmittelbarer Umgebung des Doms, errichtet werden. So deren Vorstellung von „Historischer Mitte“. Da möchte man Charles-Maurice de Talleyrand, französischer Diplomat auf dem Wiener Kongress, zitieren: „Niemand vermag zu sagen, wie viele politische Dummheiten durch Mangel an Geld schon verhindert worden sind“. Hans Herbert Gronack Köln

Historische Mitte: Skepsis gegenüber Rückzug der katholischen Kirche

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Da zieht sich die katholische Kirche aus dem Projekt „Historischen Mitte“ zurück, hat aber Geld genug, um ein neues theologisches Institut zu bauen – das gar nicht gebraucht wird. Und nur dazu dient, dass die zukünftigen Priester ganz im Sinne von Kardinal Woelki studieren können. Constanze Hilt Köln

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