Leserbriefe zur Krise des 1. FC Köln„War's das mit dem FC?“

Lesezeit 10 Minuten
Die FC-Geschäftsführer Christian Keller und Philipp Türoff sowie FC-Präsident Werner Wolf während der PK zum Abgang von Trainer Steffen Baumgart.

Die FC-Geschäftsführer Christian Keller und Philipp Türoff sowie FC-Präsident Werner Wolf während der PK zum Abgang von Trainer Steffen Baumgart.

Transfersperre, Strafzahlungen und Trainerwechsel belasten die Zukunft des 1. FC Köln. Wer trägt hierfür die Verantwortung?

1. FC Köln stürzt in tiefe Krise – Gericht bestätigt Transfersperre gegen Verein (22.12.)

1. FC Köln: Baumgart hat dem Verein gutgetan

FC – spürbar anders! Ich spür' davon nichts mehr! Schade, echt schade, dass Steffen Baumgart geht. Er war der einzig Sichtbare beim FC, der für etwas stand. Von allen anderen nix zu sehen, nix zu hören. Steffen Baumgart steht für einen Fußballstil, den wir sehen wollen. Wenn allerdings Abgänge wie die von Anthony Modeste, Ellyes Shkiri, Jonas Hector und Salih Özcan nicht annähernd kompensiert werden, wird da nichts mehr draus.

Also wer ist für die Zusammenstellung der Mannschaft verantwortlich? Steffen Baumgarts Geradlinigkeit hat dem FC gutgetan, was er zu sagen hatte, waren nicht die üblichen Bundesliga-Plattitüden. Und das nicht nur, was den Fußball betraf. Er hatte Haltung, was man im Moment beim FC vermisst. Man hätte alles versuchen sollen, mit ihm weiterzumachen. Auch in der zweiten Liga. Udo Salzig Köln

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Potocnik-Deal: „Fall von grenzenloser Naivität“

Das, was sich im Moment beim FC abspielt, erinnert mich leider an längst vergangene Zeiten. Der FC heute besteht für mich aus einem unsichtbaren Vorstand, der zur Führung nicht bereit oder fähig ist und einem Sportvorstand, der selbstherrlich einen Kader zusammengebastelt hat, der erstklassig sein sollte, aber lediglich als zweitklassig eingeschätzt werden kann. Mit dieser Personalpolitik wurde der FC nicht verstärkt, sondern geschwächt. Und in dieser Situation trennt man sich von einem populären Trainer, der dem FC endlich mal und als Einziger wieder ein Gesicht gegeben hat.

In ihrer Gesamtheit kann man über die gesamte Führungsriege nur den Kopf schütteln. Verschlimmert wurde das alles noch durch das dilettantische Umgehen mit dem Transfertheater rund um einen talentierten Nachwuchsspieler aus Ljubljana. Die Handlungsweise des FC in diesem Fall ist von einer grenzenlosen Naivität überschattet. Von Anfang an war die FC-Argumentation so schwach, dass das unweigerlich schiefgehen musste. Dass sich die hohen Herren nun wortreich aus der Verantwortung stehlen wollen, setzt dem Ganzen die Krone auf. Roland Frebel Kürten

FC: Fehlentscheidungen müssen Konsequenzen haben

Wie dämlich muss man sein, den Spieler Potocnik einen Tag nach seiner mehr als fragwürdigen Kündigung zu verpflichten? Der Ausgang des Verfahrens war absehbar. Die an der Verpflichtung beteiligten Personen haben sich vereinsschädigend verhalten. Das muss Konsequenzen haben. Herr Keller hätte mit der Zahlung von 2,5 Millionen Euro das Dilemma verhindern können. Zudem sind die von ihm getätigten Transfers schlecht gewesen. Wie so häufig in der Vergangenheit wurden Millionen zum Fenster hinausgeworfen.

Herr Keller ist daher nicht mehr tragbar. Auch der Vorstand macht in dieser Sache keine gute Figur. Was heißt übrigens, es gibt einen Plan B? Das kann ja nur bedeuten, dass mehr Spieler aus der U21 und U19 eingesetzt werden sollen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Wieso ist es bei einem der größten Vereine in Europa nicht möglich, diesen vernünftig und erfolgreich zu führen? Eine außerordentliche Mitgliederversammlung werde ich unterstützen. Horst Simon Hürth

Fall Potocnik: Ein grober Schnitzer zu viel

Zum Kommentar zur Pressekonferenz des 1. FC Köln vom Freitag muss ich korrigieren, dass sich das Präsidium um Werner Wolf zwar aus dem operativen Geschäft der KGaA heraushält, aber in Personalunion zugleich Vorstand der KGaA ist und insoweit verantwortlich für die Bestellung, Aufsicht und Kontrolle der Geschäftsführung. Auch wenn sich Präsident Werner Wolf aus dem operativen Geschäft heraushalten will, unter anderem, weil er schlicht und einfach keine Ahnung davon hat, so trägt er als Vorstand dennoch nach dem Aktiengesetz die Verantwortung für das Tun der Geschäftsführung.

Und sollte sich herausstellen, die Geschäftsführung habe grob fahrlässig, ja gar vorsätzlich gehandelt, indem sie wider besseres Wissen geltendes Recht gebrochen hat, und dem 1. FC Köln ist daraus ein Schaden erwachsen, haften die Verantwortlichen in vollem Umfang dafür. Das dürfte auch der Grund sein, warum keiner der Herren zu einem Schuldeingeständnis bereit ist. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob ein Geschäftsführer eigenmächtig gehandelt und/oder seine Kompetenzen überschritten hat. Im Übrigen kann laut Satzung vereinsschädigendes Verhalten zum Ausschluss aus dem Verein führen.

Das gilt auch für Werner Wolf und die Mitglieder könnten auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die Vertrauensfrage stellen oder dem Vorstand auf der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung die Entlastung verweigern. So oder so wird es eng für die Verantwortlichen der Misere nach dem Auftauchen immer weiterer brisanter Details aus dem Fall Potocnik, die den FC nicht gut aussehen lassen. Nach der wirtschaftlich verheerenden Causa Florian Wirtz und den desaströsen Fehleinkäufen wohl ein grober Schnitzer Fehler zu viel. Ingo Karwath Köln

FC-Spieler Jaka Cuber Potocnik nach dem Sieg im FVM-Pokal der A-Junioren gegen Bayer 04 Leverkusen. Der Spieler streckt Fans den Siegerdaumen entgegen.

Die Verpflichtung von FC-Mittelstürmer Jaka Cuber Potocnik bestrafte der Sportgerichtshof mit einer einjährigen Transfersperre.

1. FC Köln: Zu hohe Risikobereitschaft im Fall Potocnik

Nachdem der Scherbenhaufen zusammengekehrt ist und je nach Blickwinkel wohlfeile Ursachenforschung betrieben wurde, möchte ich auf zwei Aspekte verweisen, die mir zu kurz gekommen sind: Der Trainer hatte keine Spielidee, die zum qualitativ ausgedünnten Kader gepasst hätte. Die Protagonisten von Baumgarts System, basierend auf Laufleistung (Skhiri), Pressing (Özcan), Flanken schlagen und verwerten (Modeste) waren ihm allesamt abhandengekommen, ohne dass auch nur im Entferntesten Ersatz geschaffen werden konnte. Offenbar existiert in seinem Verständnis von Fußball einzig diese Interpretation und ist damit bei fehlendem Personal zum Scheitern verurteilt.

Zur Geschäftsführung: Jeder einigermaßen vernunftbegabte Mensch orientiert das einzugehende Risiko an dem zu erwartenden Ertrag. Auf die Situation beim FC bezogen: Man hätte schon einen Spieler von der Qualität eines Florian Wirtz an der Angel haben müssen, um sich ermutigt zu fühlen, das eingegangene Risiko vertreten zu können. Potocnik ist von solcher Qualität weit entfernt. Im Alter von 18 Jahren zählen die wirklichen Überflieger bereits zum festen Kader einer Bundesligamannschaft und spielen nicht ausschließlich im Jugendbereich. Dr. Hans Jürgen Statz Köln

War's das mit dem 1. FC Köln?

Das war's wohl mit dem FC. Ohne vernünftigen Kader in die zweite Bundesliga, keine Transfers, hohe Schulden, Fehlinvestitionen und Fehlentscheidungen. Es steht zu befürchten, dass es in Kürze keinen FC mehr geben wird. Die Manager allerdings müssen sich wohl keine Sorgen machen, Millionenabfindungen dämpfen den Fall. Es gibt keine druckbaren Ausdrücke für die Empfindungen, die ich habe, zumal ich gerade Mitglied in dem Verein geworden bin, dem ich seit Kindheitstagen anhänge. Detlef Hanz Troisdorf

FC: Mitglieder in der Verantwortung

Der 1. FC Köln rühmt sich seiner Haltung zu den Themen Investoreneintritt, Transparenz, Kommunikation mit gewaltbereiten „Fans“ und Einbeziehung seiner Mitglieder. Er vertritt Rechtsansichten, die man, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“, als Realitätsverlust oder etwas euphemistischer als „Lex Colonia“ bezeichnen kann – dies gilt nicht nur für das Cas-Verfahren, sondern auch dafür, dass das wiederholte Abbrennen von Pyrotechnik überraschenderweise Strafen nach sich zieht oder langjährige Mitarbeiter nicht grundlos rechtswirksam entlassen werden können.

In der jetzigen Krise richtet sich wie immer der Blick auf die Verantwortlichen, den Vorstand und die Geschäftsführung. Übersehen wird dabei, dass mehr als in jedem anderen Verein der Bundesliga die Mitglieder eine starke und prägende Rolle haben. Jedes Mitglied hat eine (Mit-)Verantwortung an der Situation – die Mitglieder sind der 1. FC Köln! Es wäre zu begrüßen, dass sich die Mitglieder des 1. FC Köln nun dieser Rolle bewusst und ihrer Verantwortung gerecht werden und bewahren, was sie von Geschäftsführung und Vorstand fordern: Haltung, auch in der Krise. Marcus Fillbrandt Hürth

1. FC Köln: Ratlosigkeit überwiegt

Seit nunmehr dreißig Jahren fehlt es im Präsidium an Kompetenz oder an der Fähigkeit, diese einzusetzen. Die gelegentlichen Erfolge widersprechen diesem Befund nicht, da diese nicht für eine fundierte Basis genutzt werden konnten. Man fragt sich, warum ist das so? Gut wäre vielleicht ein Korrektiv durch einen Investor auf Ebene der ausgegliederten KGaA, die den Profibetrieb beherbergt.

Die FC-Mitglieder schaffen es jedenfalls nicht, ein Präsidium zu wählen, das relevante Kompetenz aufweist, etwa in Fußball, Sportmanagement, Entertainment oder auch im Bereich Marketing und Medien, und dieses an die KGaA weitergibt. Natürlich muss nicht jedes Präsidiumsmitglied relevante Kompetenz aufweisen, da der Profibetrieb ja ausgelagert ist. Das Entrücken des Präsidiums vom Profibetrieb, sodass der Präsident meint, es sei nicht seine Aufgabe, einen neuen Trainer im Verein zu begrüßen – Stichwort Friedhelm Funkel –, kann es aber nicht sein. Wozu dann auch die vielen Beratungsgremien auf Ebene des Vereins?

Dramatisch ist die Besetzung des Mitgliederbeirats. Sein Vorsitzender hat dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor einigen Wochen ein Interview gegeben. Die Frage, ob im Sommer nicht doch ein Königs-Transfer sinnvoll gewesen sei, verneinte er mit der Begründung, dass in seiner Jugend der Weggang von Bodo Illgner ihm das Herz gebrochen habe. Das lässt einen ratlos zurück. Sein Vorgänger war auch nicht besser und hat Chaos im Verein verursacht, siehe Florian Wirtz. Aber gerade dieses Gremium hat das Vorschlagsrecht für die Wahl des Präsidiums. Die Gretchenfrage lautet also, wie schaffen es die Mitglieder, dass kompetente Menschen die Führung im Verein und in der KGaA übernehmen? Dr. Alfred Kossmann Köln

1. FC Köln: Niedergang war absehbar

Der aktuelle Niedergang des FC war absehbar. Das Hauptziel eines Fußballvereins ist es, sportlich erfolgreich zu sein und ein Nebenziel ist die Wirtschaftlichkeit. Wenn es wirtschaftlich nicht läuft, hat man wahrscheinlich auch sportlich Probleme, aber wenn es sportlich nicht läuft, leidet auf jeden Fall auch die Wirtschaftsfähigkeit.

Dass Baumgart nicht mehr Trainer ist, wurde falsch entschieden. Er war leider auch ein wenig zu stur und hat keine „Experimente“ mit jüngeren Spielern gemacht. Egal gegen welchen Gegner, immer anzugreifen, geht leider viel zu oft nach hinten los. Zum Fußball gehört nicht nur, Tore zu schießen, sondern auch, welche zu verhindern. Und das ist mit der puren Angriffstaktik nicht immer möglich. Baumgart wollte selbst nicht mehr und das muss man respektieren und nicht die Schuld für den Abgang von Baumgart auf die übrigen Verantwortlichen abwälzen.

Christian Keller denkt anscheinend nur an die Wirtschaftlichkeit. Ein Abstieg kostet wesentlich mehr, als gestandene Profis zu verpflichten. In der aktuellen Situation muss der FC alles für die sportliche Rettung machen! Keller hat nun kurze Zeit, einen guten Trainer zu finden und wenn der gefunden ist, hat er recht wenig zu tun. Das Einzige, was er machen muss, ist dann, seinen Rücktritt zu verkünden. Als Anhänger des FC muss man sehr leidensfähig sein. Jeder blamiert sich so gut er kann und der 1. FC Köln ist da Weltmeister drin und war es schon immer! Erik Strathmann Pulheim

FC ein „Klümpchens-Club“?

Vor vielen Jahren schimpfte ein fanatischer Bayer-04-Fan, der FC wäre ein „Klümpchens-Club“, worauf ich sehr verärgert reagierte. Heute denke ich, er hatte recht! Wolfram Kauertz Bergisch Gladbach

FC-Krise: Plädoyer für sachliche Diskussion

Geschockt durch die Vorkommnisse in meinem Herzensverein, habe ich mit großer Spannung die Pressekonferenz live verfolgt. Die Fragen der zahlreichen Pressevertreter waren leider kaum zu verstehen. Die Antworten des FC-Dreigestirns auf dem Podium leider schon. Die Veranstaltung war zum Fremdschämen und ließ mich fassungslos zurück. Die wahren Fans scheinen ein besseres Gespür für die bedrohliche Situation zu haben als die Verantwortungsträger, die unseren Verein in der Öffentlichkeit mal wieder als Karnevalsverein darstellen.

Beschimpfungen und anonyme Hasstiraden im Netz bringen keine Lösung. Der Vorstand müsste eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen und sich den Menschen stellen, die das Fundament des 1. FC Köln bilden. Jeder sollte seine Emotionen im Zaum halten und eine sachliche Diskussion ermöglichen, an deren Ende eine Abstimmung erfolgen darf. Weiteres Abtauchen ist nicht mehr „spürbar anders“. Ich möchte nicht in zwei Jahren zum Derby gegen Viktoria Köln fahren, obwohl mir der Verein auch sympathisch ist. Lieber unsichtbarer Vorstand, macht Euch sichtbar und handelt im Sinne des 1. FC Köln! Die 130.000 Mitglieder erwarten mehr Einsatz von Euch! Ralf Langer Köln

FC-Krise hat auch positiven Aspekt

Einen positiven Aspekt gibt es bei der Krise des 1. FC Köln: Die Ausbaupläne für das Trainingsgelände rücken in den Hintergrund, und auch der Neubau oder Ausbau des Stadions verliert vermutlich erstmal an Bedeutung. Wie stark eine Stadt durch einen dilettantisch geführten Fußballverein beeinflusst werden kann, sieht man gerade eindrucksvoll an Köln. Zum Glück wurden bisher keine weiteren Flächen im Grüngürtel für den 1. FC Köln geopfert. Georg Pünder Erftstadt

KStA abonnieren