Leserbriefe zur Schulpfarrer-AbberufungEntledigt sich das Erzbistum eines Kritikers?

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Pfarrer Dirk Peters war 15 Jahre als Schulpfarrer an der Erzbischöflichen Ursulinenschule tätig. 

Beliebter Schulpfarrer muss gehen – Empörung an der Ursulinenschule – Abberufung von Dirk Peters wegen kirchenkritischer Haltung? (20.5.)

Warum kümmert sich die Kirche nicht um die Jugend?

Als ehemalige Ursulinenschülerin sowie Mutter einer ehemaligen Ursulinenschülerin kann ich die Empörung über die Abberufung von Dirk Peters nur teilen. Was tut man der jungen Generation nur an, wenn man einen der wenigen Menschen aus ihrem Umfeld entfernt, der noch glaubwürdig – und durchaus kritisch – aber auf Augenhöhe Glaubensinhalte vermittelt? Es mag ja durchaus sein, dass es im Erzbistum Vorgaben gibt zu einem Wechsel des Arbeitsgebietes nach 15 Jahren.

Es kann aber doch nicht sein, dass die Jugend, die vielleicht gerade noch guten Willens ist, in der Kirche zu bleiben oder sich sogar zu engagieren, so allein gelassen wird. Der Schaden, der durch künftig fehlendes Engagement und weitere Kirchenaustritte hier angerichtet wird, ist meines Erachtens kaum zu ermessen. Darüber hinaus führt dieser Akt nicht dazu, dass ich sagen kann „Ja, das ist meine Kirche, für die ich mich gerne engagiere!“, sondern eher dazu zu sagen: „Ich schäme mich, was im Namen meiner Kirche passiert.“ Hildegard Brandstädter Köln

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Geringe Wertschätzung für Schüler durch das Erzbistum

Wer eine von Kardinal abweichende Meinung äußert und vertritt, muss gehen. Wenn dann auch noch alle Schul- und Krankenhauspfarrer in die Gemeindearbeit versetzt werden sollen, zeugt das von einer verheerenden Wertschätzung für Kranke und Schüler. Die Begründung dieser ganzen Maßnahmen kann man nicht nachvollziehen. Wenn Kardinal Woelki dem Schulpfarrer Dirk Peters eine neue Verwendung im Erzbistum Köln nicht anbietet und ihm gleichzeitig eine Freistellung nahelegt, um sich in einem anderen Bistum eine neue Aufgabe zu suchen, dann ist es um die Glaubwürdigkeit von Kardinal Woelki nicht gut bestellt. Karl-Heinz Welteroth Köln

Eine katholische Schule ohne Schulpfarrer!

So etwas gibt es nur in Köln: Nicht nur, dass unser Erzbischof Woelki scheinbar völlig schmerzfrei den ganzen, von ihm angerichteten Schaden aussitzt, nein, jetzt wird auch noch ein Schulpfarrer abgezogen und irgendwohin ins ferne Niemandsland versetzt. Das muss man sich einmal vorstellen: Eine katholische Schule ohne Schulpfarrer! Und ein Nachfolger steht auch nicht zur Verfügung. Natürlich kann es vorkommen, dass ein Pfarrer nicht „sein ganzes Leben lang“ an einer Stelle wirkt.

Aber einen überaus beliebten Schulpfarrer zu versetzen, ohne die Schule ordnungsgemäß über die Gründe zu informieren, ist wahrlich ein schlechter Witz. Völlig fadenscheinig auch die Begründung: Da es an Nachwuchs mangelt, werden die aktuellen Priester halt versetzt. Aber warum mangelt es denn an Nachwuchs? Solange es keine weltoffene, tolerante und vor allem menschliche Kirche gibt, solange das Priesteramt nicht umfassend modernisiert und reformiert wird, wird es auf absehbare Zeit tatsächlich an Nachwuchs mangeln.

Solch einen Umgang hat diese traditionsreiche, bekannte und wirklich überaus beliebte Schule nicht verdient. Ein weiterer, trauriger Höhepunkt im desaströsen Agieren des Erzbistums. Alexander Rossow Köln

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„Ein sicherer Weg, Kirchen noch leerer zu machen“

Wie blind und basisfern muss der Kardinal sein, um diese Entscheidung zu treffen? Es ist nur wenigen Geistlichen vergönnt, gute Prediger zu sein und auch die Jugendlichen zu berühren, sofern diese überhaupt noch zu Gottesdiensten gehen. In den Gemeinden hier werden immer noch bis zu drei Gottesdienste am Wochenende gehalten für eine Handvoll Menschen mittleren Alters und alte Menschen. Kinder verschwinden nach der Ersten Heiligen Kommunion und werden nicht wieder gesehen.

Deshalb ist es umso wichtiger, in den Schulen den Kontakt zur Religion und zum Glauben zu ermöglichen. Und wenn es dann einem Menschen wie Pfarrer Peters in so hervorragender Form gelingt, den Jugendlichen wirklich ein Seelsorger zu sein, ein Helfer in der Not und das offene Ohr, das sie sonst nicht finden – wie kann man das sehenden Auges zerstören? Das ist der sichere Weg, die Kirchen noch leerer zu machen und die Austritte zu fördern.  Claudia Schackert Köln

Begründung für Abberufung nur auf den ersten Blick schlüssig

Ich habe den Eindruck, dass Kardinal Woelki nach seiner Rückkehr wie eine Abrissbirne durch das Erzbistum zieht. Die angeführten Argumente von turnusmäßigen Versetzungen und Priestermangel in den Gemeinden klingen auf den ersten Blick schlüssig. Meine Tochter ist Schülerin des Ursulinengymnasiums. Deshalb weiß ich, dass mit der Abberufung von Herrn Peters vom erzbischöflichen Ursulinengymnasium ein wertvoller Religionslehrer für die Schule verloren geht. Wenn am Ende des Artikels darauf hingewiesen hat, dass Kardinal Woelki Pfarrer Peters eine Freistellung anbietet, werden die vordergründigen Argumente zur Farce. Also will man ihn anscheinend doch nur loswerden. Leider zum Schaden des Erzbistums und der Stadt Köln. Lorenz Grötschel Köln  

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