„Tatort“-Star Ulrike FolkertsKrasser Image-Wechsel für Pilcher-Film

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Foto Folkerts

Ulrike Folkerts mit Filmpartner Dirk Martens

  • Ulrike Folkerts (58) verkörpert seit 30 Jahren die Ludwigshafener „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal.
  • Am Sonntagabend war sie erstmals in einer Pilcher-Verfilmung zu sehen.
  • Im Gespräch erzählt sie von ihren anfänglichen Vorbehalten gegen Chanel-Kostüme, Hochzeiten und andere Pilcher-Regeln.

Ist so ein Pilcher-Dreh in Cornwall ein bisschen wie Urlaub?

Ulrike Folkerts: Natürlich ist es in Cornwall wunderschön. Aber ich habe schon auch ordentlich geschuftet. Aber an den Wochenenden hatte ich frei, da bin ich etwas rumgekommen. Da kamen dann Urlaubsgefühle auf, weil diese Natur mich total flasht. Ich wollte hier immer mal her, deshalb war der Dreh auch ein Geschenk.

Was das Ihr erstes Pilcher-Angebot?

Tatsächlich ja. Ich weiß gar nicht, nach welchen Kriterien das entschieden wird. Ich kenne Heidi Kranz, die Regisseurin – und habe ihr einen meiner Standardsätze gesagt: Die Fantasie, mich auch mal anders zu besetzen, ist nicht so ausgeprägt, weil der Stempel „Tatort“ an mir klebt. Da hat sie mich konkret danach gefragt. Die Rolle gefiel mir auch sofort. Ich habe nur erst daran gezweifelt, ob ich in einem Pilcher mitmachen darf – und dem „Tatort“ damit direkte Konkurrenz machen. Aber natürlich darf ich das. Das ist ja auch egal. Die, die „Tatort“ gucken, gucken ja keinen Pilcher – und umgekehrt. Und ich wünsche mir ja schon lange kontrastreichere Rollen – und mehr Kontrast als „Tatort“ und Pilcher geht ja nicht.

Hatten Sie vorher einen Bezug zu Pilcher?

Ich habe das vorher nie geschaut. Deshalb habe ich das jetzt nachgeholt. Und musste ein paar Vorurteile über Bord werfen. In unserem Film passiert viel. Da werden viele Familienprobleme verhandelt. Ich bin eine Mutter, die ihre erwachsenen Söhne bei sich haben will, und die Schwiegertöchter haben es nicht leicht mit mir. Ich kann mir gut vorstellen, dass das in vielen Familien ein Thema und Grund für Streit ist. Trotzdem wissen alle: Pilcher muss ein Happy End haben, damit alle ruhig schlafen können. Aber meistens hat auch der „Tatort“ ein Happy End. Der Mörder wird ja meistens gefasst.

Foto Chanel

Im ungewohnten Chanel-Kostüm

Welche Pilcher-Regeln sind Ihnen noch begegnet?

Wir dürfen nicht aus der Fassung geraten, alles muss ordentlich sein. Ich hätte da gerne mehr Grenzen gesprengt. Das war aber auch okay, ich habe mich damit arrangiert. Am Anfang hieß es direkt, ich soll Chanel tragen. Da habe ich gesagt: Ihr könnt mich doch nicht in ein Chanel-Kostüm stecken. Das geht nicht, ich will nicht. Dann habe ich mich aber sehr wohl darin gefühlt. Das ist saubequem – und hilft mir, eine andere Körperlichkeit für diese Figur zu finden. Und wenn man erstmal in dieser Pilcher-Welt drin ist, wird das auch plausibel und folgerichtig. Man steigt morgens in ein Kostüm, den Rest macht die Maske – schon ist man komplett verwandelt.

Foto Freundin

Ulrike Folkerts ist seit 16 Jahren mit Partnerin Katharina Schnitzler zusammen

Stichwort „Schwiegermonster“. Was haben Sie für Erfahrungen in diesem Bereich gemacht?

Keine schlechten. Ich habe mich immer gut mit den Müttern meiner Partner/innen verstanden. Meine eigene Mutter hatte immer spezielle Meinungen zu meinen Partner/innen– und hatte da auch oft recht. Sie wollte ja auch nur, dass wir alle glücklich sind.

Das Thema des Films ist Hochzeit. Ist das etwas, was Sie anstreben?

Jeder so, wie er will. Für uns ist das nicht ausgeschlossen, aber es muss auch nicht sein. Manche mögen es laut, ich nicht so. Wir sind ja jetzt endlich auf einem Stand in Deutschland, dass das jeder machen kann. Das hat ja auch praktische Vorteile. Das Worst-Case-Szenario ist ja gerade, dass eine von uns ins Krankenhaus muss – und die andere dann nicht rein und mit den Ärzten sprechen darf. Die Verpartnerung ist ja eigentlich dasselbe wie Hochzeit. Wer verpartnert ist, sollte jetzt schon als verheiratet gelten.

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Hat sich die Mentalität der Leute geändert?

Ja – die jungen Menschen sind inzwischen lockerer. Es ist nur immer da anders, wo es klein und eng wird. In der Provinz haben Menschen immer noch Schwierigkeiten, ihre Liebe so zu lieben, wie sie wollen. Ich kann da immer nur raten, in eine Großstadt zu ziehen. Da hat es eine Selbstverständlichkeit, weil man eine von vielen ist und kein Exot.

Foto Tatort

Im „Tatort“ mit Kollegin Lisa Bitter

Beim „Tatort“ möchten Sie aber weitermachen oder?

Klar. Wir sind nach dem Ausstieg von Andreas Hoppe und dem Einstieg von Lisa Bitter in einer Aufbruchsstimmung. Es macht im Frauenteam total Spaß. Wir drehen in diesem und im nächsten Jahr definitiv wieder zwei Filme – und danach sehen wir mal, wie die Reise weitergeht. Solange der Sender mit mir drehen will, mache ich das auch weiter. Das ist mein Steckenpferd und mein Baby. Das lasse ich mir nicht nehmen.

Das Gespräch führte Bernd Peters

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