Gruppenvergewaltigung von VelbertTäter sollen keine Reue gezeigt haben

Lesezeit 3 Minuten
Velbert Freibad Vergewaltigung 300818

Auf dem Weg nach Hause nach einem Freibadbesuch inVelbert sollen mehrere Jungen eine 13-Jährige in einen Wald gezerrt und missbraucht haben.

Velbert – Am Donnerstagnachmittag landet in Frankfurt am Main eine Maschine der Lufthansa, die in Sofia gestartet war. An Bord des Flugs LH 1427 sind Beamte der Polizeibehörde Mettmann, die einen 15 Jahre alten Jungen aus Bulgarien mitgebracht haben. Wochenlang hatte die deutsche Polizei per internationalem Haftbefehl nach dem Jugendlichen und seinem 14-jährigen Kumpel gefahndet. Nach Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gingen den Kollegen die beiden im südbulgarischen Plowdiw ins Netz. Einer der Jungen wurde schon vor zwei Wochen nach Deutschland überstellt, seit Donnerstag sitzt nun auch sein Freund in deutscher U-Haft.

Den beiden Jugendlichen wird vorgeworfen, am 21. April dieses Jahres in Velbert an der mehrfachen Vergewaltigung eines 13 Jahre alten Mädchens beteiligt gewesen zu sein. Den am Freitag vor dem Wuppertaler Landgericht beginnenden Prozess werden die zwei Jungs allerdings nur aus der Zelle verfolgen. In dem Verfahren werden sich zunächst nur die anderen sechs Mitglieder der Clique verantworten müssen.

Auf dem Heimweg abgepasst

Acht Teenager, manche davon fast noch Kinder, zwischen 14 und 17 Jahre alt, sollen die Schülerin in einem Schwimmbad sexuell belästigt haben. Auf dem Heimweg haben die Jungen das Mädchen laut Anklage hinter die Bäume gezerrt. Die beiden Hauptangeklagten, ebenfalls 14 und 15 Jahre alt, sollen sie mehrfach vergewaltigt haben. Die übrigen standen dabei, filmten das Verbrechen mit dem Handy. Etwa eine Minute dauert der Mitschnitt – gedreht, um ihn wie eine Trophäe herumzuzeigen. Wie lange das Mädchen das Martyrium insgesamt ertragen musste, ist unbekannt. Erst als eine Passantin vorbeikam, hätten die Jungen aufgehört. Bei der Polizei werden sie später aussagen, dass sie eigentlich weitermachen wollten.

Die Tat hat tiefe Wunden in die Seele des Opfers geschlagen. „Sie ist seitdem sehr in sich gekehrt und traut sich nur noch in Begleitung nach draußen“, sagt Rechtsanwältin Anke Tillmanns-Larisch, die das Mädchen als Nebenklägerin im Prozess vertreten wird.

„Ich bin seit 25 Jahren im Geschäft, aber dieser Fall hat mich persönlich besonders betroffen gemacht“, sagt der Wuppertaler Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert. „Es ist die Urangst aller Eltern, dass das Kind auf dem Weg nach Hause weggeschnappt wird.“ Besonders bedrückt habe ihn, „dass Jugendliche in diesem Alter zu so etwas fähig sind“.

Die meisten Angeklagten und ihre Familien sind noch nicht lange in Deutschland. Einige kannten sich dem Vernehmen nach schon aus der Heimat, wo sie als Teil einer türkischen Minderheit aufwuchsen. Das Deutsch sei noch holprig gewesen, aber laut Verteidiger besuchten sie deutsche Schulen, die Väter hatten Arbeit. Nach der Tat geisterten Meldungen durch die sozialen Netzwerke, Flüchtlinge hätten ein deutsches Mädchen vergewaltigt. Oberstaatsanwalt Baumert ärgert sich: „Es stimmt einfach nicht. Es waren keine Flüchtlinge. Bulgarien ist ein EU-Land.“

Eilig nach Bulgarien abgesetzt

Als beeindruckend empfand Baumert, dass das Opfer zur Aufklärung beigetragen hat. Das Mädchen durchstöberte Facebook-Gruppen, bis sie einen der mutmaßlichen Täter wiedererkannte. Mit seinem Foto begann die Polizei die Suche nach den Verdächtigen. Bei zwei Adressen standen die Beamten vor leeren Wohnungen. Die Familien hatten sich nach Bulgarien abgesetzt.

Einige der Angeklagten haben die Tat in den Vernehmungen eingeräumt. Nur von Reue sei nichts zu spüren gewesen. „Sie haben die Tat bagatellisiert“, sagt Oberstaatsanwalt Baumert. „Sie hat es doch gewollt“, hätten sie gesagt. „Diese Menschen haben keinerlei Unrechtsbewusstsein“, sagt auch Opferanwältin Tillmanns-Larisch.

Zwei der Verteidiger beteuern, dass sich die Haltung ihrer Mandanten geändert habe.

Sollten die Angeklagten beim Prozessauftakt schweigen oder gar bestreiten, bliebe dem Mädchen die Aussage vor Gericht nicht erspart. „Für sie wäre das der Horror“, sagt Nebenklage-Vertreterin Tillmanns-Larisch. Verteidiger Pipping hat seine Unterstützung angekündigt. „Wir wollen dazu beitragen, dass das Gericht auf ihre Aussage verzichten kann.“

KStA abonnieren