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Film-LegendeAbschied von Claudia Cardinale – diese 7 Filme sollten Sie kennen

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Claudia Cardinale schaut in die Ferne.

Claudia Cardinale in einer Szene von „Spiel mir das Lied vom Tod“, ihrem wahrscheinlich bekanntesten Film. (Archivbild)

Sie zählte zu den großen Filmikonen Italiens und machte international Karriere. Diese 7 Filme werden unvergessen bleiben.

Ihre Augen sprachen oft mehr als Worte, ihre Aura erfüllte die Leinwand: Claudia Cardinale war neben Sophia Loren oder Gina Lollobrigida eine der großen Ikonen des italienischen Kinos. Sie vereinte Eleganz mit Entschlossenheit, Sinnlichkeit mit Stolz – und verlieh jeder Figur eine unverwechselbare Würde.

Ob als Symbol einer neuen Zeit in Viscontis Historienepos, als Muse in Fellinis Traumwelt oder als starke Frau im Italo-Western – Cardinale stand immer für Charakter und Haltung. Sie verkörperte eine Ära, in der das Kino größer war als das Leben, und sie wurde selbst zu einem Teil dieses Mythos. In diesen sieben Filmen lässt sich nachvollziehen, warum ihre Rollen bis heute unvergessen sind.

„Achteinhalb“ (1963)

Federico Fellinis „Achteinhalb“ gilt als einer der bedeutendsten Filme der Kinogeschichte und erhielt zwei Oscars. Er erzählt die Geschichte eines Regisseurs, der an einer Schaffenskrise leidet und Zuflucht in seinen Träumen und Fantasien sucht. Claudia Cardinale tritt dabei als geheimnisvolle Muse auf, die eine fast überirdische Eleganz ausstrahlt.

Ihre Figur repräsentiert Hoffnung und Klarheit inmitten des Chaos des Protagonisten. Auch wenn sie nicht die Hauptrolle spielt, prägt ihre Präsenz die poetische Bildsprache des Films entscheidend. Für Cardinale war es ein Sprungbrett ins internationale Kino, da sie hier von Fellini selbst als Symbol weiblicher Inspiration inszeniert wurde. 


„Der Leopard“ (1963)

Luchino Viscontis Monumentalfilm „Der Leopard“ schildert den Untergang des sizilianischen Adels zur Zeit der italienischen Einigung. Cardinale übernimmt die Rolle der Angelica, einer jungen Frau aus bürgerlichen Verhältnissen, die in die Adelsfamilie aufsteigt. In der legendären Ballszene zeigt sie ihre ganze Ausstrahlung und steht zwischen Burt Lancaster und Alain Delon im Zentrum eines gesellschaftlichen Umbruchs.

Ihre Darstellung verkörpert Jugend, Schönheit und Zukunft, die den alten Ordnungen gegenübersteht. Visconti filmte die Ball-Sequenz wie ein Gemälde – und Cardinale ist darin der funkelnde Mittelpunkt. Für viele Kritiker wurde „Der Leopard“ damit auch zu ihrem endgültigen Durchbruch als Leinwanddiva.


„Fitzcarraldo“ (1982)

Werner Herzogs „Fitzcarraldo“ erzählt von einem exzentrischen Abenteurer, der mitten im Amazonas ein Opernhaus errichten will. Klaus Kinski gibt die Titelrolle, doch Claudia Cardinale als Molly verleiht dem Film Wärme und Menschlichkeit. Sie spielt die Frau, die den Traum des Helden unterstützt, ihn aber zugleich erdet. Ihre Szenen kontrastieren mit der Wildheit des Dschungels und dem Wahnsinn des Unternehmens, ein Dampfschiff über einen Berg ziehen zu lassen.

Trotz der chaotischen Dreharbeiten zu „Fitzcarraldo“ bewahrte Claudia Cardinale ihre Gelassenheit und Ausstrahlung. Werner Herzog selbst schwärmte von ihr als „der schönsten Frau der Welt“ und hob hervor, wie ihre Wärme und Natürlichkeit den Wahnsinn am Set erhellten. So zeigte sie in den 1980er-Jahren, dass sie auch in radikalen Kunstprojekten eine unverzichtbare Größe war.


„Das Mädchen mit dem leichten Gepäck“ (1961)

Valerio Zurlinis „Das Mädchen mit dem leichten Gepäck“ markierte einen Wendepunkt in Claudia Cardinales Karriere. Sie spielt Aida, ein junges Mädchen aus einfachen Verhältnissen, das von der Liebe träumt und gleichzeitig von der Realität enttäuscht wird. Mit dieser Figur brachte Cardinale eine berührende Mischung aus Naivität, Verletzlichkeit und innerer Stärke auf die Leinwand.

Ihre Darstellung wurde in Italien hochgelobt und machte sie zu einer ernsthaften Charakterdarstellerin. Besonders die Balance zwischen romantischem Zauber und bitterschmerzlicher Realität gibt dem Film seine Wirkung. Für Cardinale war es der Moment, in dem sie sich endgültig von Nebenrollen in Komödien emanzipierte und eine neue Tiefe zeigte – ausgezeichnet wurde sie dafür mit dem David di Donatello, dem italienischen Pendant zum Oscar.


„Sandra – Die Triebhafte“ (1965)

Noch einmal wurde sie mit dem wichtigsten italienischen Filmpreis, dem David di Donatello, ausgezeichnet: In „Sandra – Die Triebhafte“ von Luchino Visconti kehrt Claudia Cardinale als Sandra in ihre Heimatstadt zurück, wo sie mit traumatischen Erinnerungen und komplizierten Familiengeheimnissen konfrontiert wird. Der Film ist von antiken Tragödien inspiriert und bewegt sich zwischen Leidenschaft und Schuld.

Claudia Cardinale als geheimnisvolle Sandra.

Claudia Cardinale als geheimnisvolle Sandra – ein Blick hinter dunkler Brille, ein Hut wie ein Schleier über der Vergangenheit.

Cardinale bringt in diese Rolle eine enorme Intensität, die den inneren Konflikt ihrer Figur sichtbar macht. Ihre schauspielerische Kraft zeigt sich vor allem in den stillen Momenten, in denen sie zwischen Vergangenheit und Gegenwart zerrissen wirkt. Kritiker würdigten damals, wie sie die Balance zwischen Sinnlichkeit und Tragik meisterte. Mit „Sandra“ etablierte sich Cardinale als ernsthafte Künstlerin des europäischen Autorenkinos.


„Die gefürchteten Vier“ (1966)

Mit Filmen wie „Der rosarote Panther“ und „Zirkuswelt“ wagte Claudia Cardinale Mitte der 1960er-Jahre Ausflüge nach Hollywood. In diesem Zusammenhang entstand auch Richard Brooks’ unterschätztes Western-Abenteuer „Die gefürchteten Vier“, das sie an die Seite von Stars wie Burt Lancaster, Lee Marvin und Robert Ryan stellte. Sie spielt Maria, die entführte Ehefrau eines Ranchers, die zunächst als Opfer erscheint. Doch im Verlauf der Handlung zeigt sich, dass sie ihre eigene Agenda verfolgt und den Männern moralisch überlegen ist.

Damit bricht der Film mit klassischen Westernklischees und gibt Cardinale Raum, eine vielschichtige Figur zu gestalten. Ihre Ausstrahlung und ihr Spiel machen Maria zu einer unvergesslichen Leinwandheldin. Für Cardinale war dies einer der wichtigsten Beweise, dass sie auch im internationalen Abenteuerkino bestehen konnte. Dennoch zog sie es vor, ihre Karriere vor allem in Europa fortzusetzen, wo sie mit Regisseuren wie Visconti und Fellini arbeiten konnte.


„Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968)

Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“ gilt als Höhepunkt des Italowesterns und krönte Claudia Cardinales Karriere. In der Rolle der Jill McBain steht sie im Zentrum einer düsteren Geschichte um Rache, Gier und Macht. Anders als viele Frauenfiguren des Genres ist Jill keine bloße Begleiterin, sondern eine eigenständige Heldin. Leone filmte sie mit derselben Monumentalität wie seine männlichen Protagonisten. Ihre Mischung aus Verletzlichkeit und innerer Stärke machte sie zum emotionalen Herzstück des Films.

Am Ende des Films muss sie jedoch auch loslassen: In der kleinen Stadt Sweetwater verabschiedet sich Jill von Charles Bronsons geheimnisvollem Fremden. „Sweetwater wartet auf dich“, sagt sie – und er antwortet knapp: „Irgendeiner wartet immer.“ In der englischen Fassung klingt es eher wie ein offenes Versprechen: „I hope you’ll come back, one day“ – „One day.“

Dieser Moment des Abschieds, getragen von Ennio Morricones unsterblicher Musik, verleiht der Figur eine bittersüße Note der Unvergänglichkeit. Mit dieser Rolle wurde Cardinale endgültig zur Legende und schrieb sich für immer in die Geschichte des Weltkinos ein.