Der Pfarreienverbund Mettmann plant eine zweite Segensfeier für homosexuelle Paare. Die Bitte um ein Gespräch mit Kardinal Woelki ist bislang unbeantwortet.
„AG Regenbogenkirche“Gemeinde trotzt Woelkis Verbot und will weiter homosexuelle Paare segnen
Die katholischen Pfarrgemeinden Sankt Lambertus und Sankt Maximin in Mettmann setzen sich über das von Kardinal Rainer Woelki gegen ihren Pfarrer Herbert Ullmann ausgesprochene Verbot von Segensfeiern für homosexuelle Paare hinweg.
Für Sonntag, 10. September, kündigt die „AG Regenbogenkirche für alle“ aus beiden Gemeinden einen „Segnungsgottesdienst für alle sich liebenden Paare“ an. Gottes Liebe mache vor niemandem Halt, heißt es zu der Feier, die in der evangelischen „Kulturkirche“ in Wülfrath stattfinden soll. Im Anschluss sind alle Teilnehmenden zu einem Sektempfang in der Kirche eingeladen.
Hauptamtliche Seelsorger der katholischen und evangelischen Gemeinde segnen
Gemeindereferentin Ulrike Platzhoff sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, sie werde den liturgischen Rahmen gestalten. Für die Segnung stünden hauptamtliche Seelsorger der katholischen wie der evangelischen Gemeinde bereit. Ob das auch für sie selbst gilt, ließ Platzhoff offen. Der genaue Ablauf und die Rollenverteilung würden in dieser Woche festgelegt.
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Platzhoff bezeichnete es als eine Frage der Glaubwürdigkeit, sich nicht herauszuhalten. „Es ist für mich als Seelsorgerin kein Vergnügen, gegen kirchliche Regeln verstoßen zu müssen, um Menschen mit der Frohen Botschaft zu erreichen.“ In diesem Bemühen bleibe sie an der Seite der „mündigen Christinnen und Christen“ ihrer Gemeinde und folge dabei ihrem Gewissen.
Ullmann: „Die brauchen mich nicht als Galionsfigur“
Ullmann sagte auf Anfrage, er müsse sich an die Auflage des Erzbischofs halten. „Sonst riskiere ich meine Existenz. Das muss man leider so sagen.“ Die Projektgruppe wisse aber, dass sie ihn im Rücken habe. Er finde es gut, dass die Gruppe auch ohne ihn aktiv und engagiert bleibe. „Wir haben vom Erzbistum gesagt bekommen, angesichts des wachsenden Mangels an hauptamtlichen Seelsorgern müssten die Gemeinden mehr Selbstständigkeit lernen. Bei uns ist das schon geschehen. Die brauchen mich nicht als Galionsfigur.“ Er bleibe „in der Sache drin, aber wie weit, das sollte der Erzbischof nicht in der Zeitung lesen“, fügte Ullmann hinzu.
Für die „AG Regenbogenkirche“ betonte deren Sprecherin Andrea Lauer, sie hätten Kardinal Woelki schon Ende Juli, direkt nach der als „Abmahnung“ charakterisierten Intervention Assmanns, schriftlich ihr „Entsetzen“ darüber bekundet und Woelki zugleich darüber informiert, dass weitere Aktionen geplant seien, unter anderem ein Segnungsgottesdienst in Wülfrath, der zweiten Gemeinde im „Sendungsraum“ Mettmann.
„Unsere Information lautet, dass Pfarrer Ullmann keine Segnungsgottesdienste mehr feiern und auch keinen katholischen Kirchenraum dafür zur Verfügung stellen darf. Daran halten wir uns und freuen uns über die Gastfreundschaft der evangelischen Kirche“, sagte Lauer. Auf ihre Bitte um ein Gespräch mit Woelki „haben wir von unserem Erzbischof bislang leider keine Antwort“.
Nach einem Gottesdienst in Mettmann am 26. März, in dem neben Homosexuellen auch wiederverheiratete Geschiedene gesegnet worden waren, verbot Woelkis Generalvikar Guido Assmann auf ein Schreiben aus Rom hin Ullmann als leitendem Pfarrer weitere solche Feiern. Im Intranet des Erzbistums erklärte Assmann einerseits sein Vorgehen, wonach er Ullmann über die Anfrage aus Rom informiert und über das Gespräch mit dem Pfarrer eine abgestimmte Notiz angefertigt habe. Weitere Maßnahmen seien nicht ergriffen worden, betonte Assmann.
Priester sollen Lehre der Kirche „unverfälscht erläutern“
Inhaltlich gehe es nicht etwa um ein Verbot des Segens für einen liebenden Menschen, sondern nur für „die Beziehung selbst“. Die Priester hätten die Aufgabe, die Lehre der Kirche, die gelebte Homosexualität als Sünde einstuft, „unverfälscht zu erläutern“. Im Übrigen wisse auch Kardinal Woelki „um den tiefen Wunsch von gleichgeschlechtlichen Paaren nach einem kirchlichen Segen“. Zugleich sehe er, dass darüber zunächst auf weltkirchlicher Ebene entschieden werden müsse.
Lauer machte deutlich, dass die Mettmanner Projektgruppe Woelki in einem zweiten Brief erneut über die Segensfeier am 10. September in Kenntnis gesetzt habe. In ihrem Vorgehen fühlten die Verantwortlichen sich durch die Rückendeckung beider Pfarrgemeinderäte gestärkt und durch „Unmengen“ von Solidaritätsbekundungen ermutigt – nicht nur der Stadtdechanten von Köln, Düsseldorf und Wuppertal, sondern insbesondere auch „aus der Mitte der Gemeinde“. Es handle sich um Menschen, die sich nicht – wie viele andere – schon längst von der Kirche abgewandt hätten, sondern sie immer noch verändern wollten.
Köln: Planungen für Segnungsgottesdienst nehmen Gestalt an
„Wenn man nicht aktiv daran arbeitet, Bewegung in ein veraltetes Kirchenrecht zu bringen, dann bewegt sich auch nichts.“ Das Maßnehmen an Traditionen, über die der Wandel der Zeit hinweggegangen sei, müsse ein Ende haben. „Die katholische Kirche muss sich öffnen hin zu einer nicht diskriminierenden, geschlechteroffenen Kirche. Homosexuelle Christinnen und Christen wollten ‚ernstgenommen und wertgeschätzt‘ werden, in dem sie als ‚Gottes geliebte Kinder‘ als Paare den Segen empfangen“, sagte Lauer.
Wie Platzhoff ergänzend berichtete, nehmen auch Planungen für einen Segnungsgottesdienst auf der Kölner Domplatte am 20. September, dem neunten Jahrestag von Woelkis Amtseinführung als Erzbischof von Köln, weiter Gestalt an. Am Dienstag finde eine Video-Konferenz der Organisatorinnen und Organisatoren statt.