Rangelei bei Demo in AmsterdamKlimaaktivist fühlt sich von Greta Thunberg „missbraucht“

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Erjan Dam (M.) und Greta Thunberg streiten am Sonntag (12. November) bei der Klima-Demo in Amsterdam ums Mikrofon.

Erjan Dam (M.) und Greta Thunberg streiten am Sonntag (12. November) bei der Klima-Demo in Amsterdam ums Mikrofon.

Erjan Dam ist der Mann, der Greta Thunbergs Rede in Amsterdam störte. Thunberg hatte einseitig pro-palästinensische Parolen skandiert.

Diese Bilder haben am Wochenende bei vielen Menschen Empörung ausgelöst und in Deutschland viel mediale Aufmerksamkeit erregt: Bei einer Demonstration von Klimaaktivisten in Amsterdamer stand am Sonntag (12. November) auch Greta Thunberg auf der Bühne. Zusammen mit zwei Frauen aus Palästina und Afghanistan ergriff sie erneut im Nahost-Konflikt einseitig für die palästinensische Seite Partei.

Bei ihrer Rede wurde sie jedoch von einem Mann in grüner Jacke unterbrochen, der auf die Bühne kam und der Schwedin das Mikrofon aus der Hand nahm. „Ich bin für eine Klima-Demonstration hierhergekommen, nicht um politische Ansichten zu hören“, sagte der Mann auf Englisch, bevor ihm Thunberg das Mikro wieder aus der Hand wand. Der „Störer“ bekam anschließend viel Beifall in sozialen Medien.

Erjan Dam ist enttäuscht von Greta Thunberg

Bei dem Mann handelt es sich um einen niederländischen Klimaaktivisten namens Erjan Dam, wie nun bekannt wurde. Thunberg hatte sich von Dam nur kurz aus dem Konzept bringen lassen. „Auf besetztem Land gibt es keine Klimagerechtigkeit“, rief sie danach als Parole mehrfach ins Mikrofon.

Alles zum Thema Nahostkonflikt

Dam ist ein pensionierter Physiotherapeut, der sich laut „Spiegel“ seit Jahren für den Natur- und Gewässerschutz einsetzt. Er warnt vor einer Spaltung der Klimaschutzbewegung. „Wenn Greta Thunberg oder andere führende Aktivisten ständig über die Palästina-Frage sprechen, sorgt das für Uneinigkeit“, sagte er dem „Spiegel“. 

Er fordert, wie er es auch schon auf der Bühne in Amsterdam verdeutlichte: „Die Klimaschutzbewegung sollte sich auf ihr Kernthema konzentrieren: den Klimaschutz.“ Er jedenfalls sei enttäuscht: „Ich fühlte mich missbraucht - und viele andere Teilnehmer auch“, sagt Dam. Er berichtet, dass es auf der ganzen Demonstration mehr um Palästina als ums Klima gegangen sei. Viele der 85.000 Teilnehmenden seien enttäuscht weggegangen.

Greta Thunberg verurteilt die Taten der Hamas nicht

Thunberg positionierte sich bereits mehrfach zum Nahost-Konflikt. Ihre einseitige Betonung des palästinensischen Leids brachte ihr in den vergangenen Wochen viel Kritik ein. Eine Verurteilung der Gräueltaten der Hamas in Israel war von ihr bislang nicht zu hören. Viele werfen ihr Antisemitismus vor.

So rief Thunberg zu einem Streik für Solidarität mit den Palästinensern auf. „Gerechtigkeit für Palästina“, stand auf einem Schild, das die 20-Jährige bei ihrem freitäglichen Klimaprotest vor dem schwedischen Parlament in Stockholm in den Händen hielt. Da passte es ins Bild, dass der X-Account von Fridays for Future international sogar pro-palästinensische Verschwörungsmythen postete.

Fridays for Future Deutschland und auch Luisa Neubauer distanzierten sich mehrfach sowohl von den Äußerungen des internationalen Accounts als auch von Greta Thunberg. Auch am Montag reagierten die deutschen Aktivistinnen und Aktivisten erneut mit einem Posting bei X. „Greta Thunberg verletzt mit ihrer Positionierung gerade viele Menschen“, heißt es beim Kurznachrichtendienst zu den Vorfällen von Amsterdam. Man habe daher die „Prozesse mit der internationalen Vernetzung ausgesetzt“.

Von einer Namensänderung, wie sie erneut viele Kommentatoren fordern, ist aber nicht die Rede. (cme/dpa)

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