Großangriff im NahostkonfliktWas bislang über die deutschen Hamas-Geiseln bekannt ist

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Die Cousine der Deutsch-Israelin Shani Louk, die von Hamas-Terroristen beim Angriff auf Israel verschleppt wurde, gibt Journalistinnen und Journalisten ein Interview.

Die Cousine der Deutsch-Israelin Shani Louk, die von Hamas-Terroristen beim Angriff auf Israel verschleppt wurde, gibt Journalistinnen und Journalisten ein Interview.

Das Auswärtige Amt spricht von acht Fällen in den die Hamas-Terroristen beim Großangriff in Israel Geiseln genommen haben.

Von den Geiseln, die durch die Hamas aus Israel in den Gazastreifen verschleppt wurden, haben mehrere neben der israelischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Das Auswärtige Amt spricht von insgesamt acht Fällen, wobei ein Fall auch mehrere Familienmitglieder umfassen kann.

Die Angehörigen der Geiseln hoffen im Nahostkonflikt auf die Unterstützung Berlins bei den Bemühungen um deren Freilassung. Einige von ihnen wollen am Sonntag an einer Solidaritätskundgebung in Berlin teilnehmen.

Sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagten den Betroffenen ihren vollen Einsatz für die Rückführung der Hamas-Geiseln zu. Beide verurteilten den Großangriff auf Israel als Terror. Was bislang über die deutsch-israelischen Hamas-Geiseln bekannt ist.

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Yarden Romann: Deutsch-Israelin war zum Familienbesuch im Kibbuz Beeri

Die 35-jährige Deutsch-Israelin hielt sich nach Angaben ihrer Familie während des Hamas-Überfalls gemeinsam mit ihrem Mann Alon und ihrer dreieinhalbjährigen Tochter Gefen zu einem Besuch bei ihren Schwiegereltern im Kibbuz Beeri auf.

Das undatierte Foto zeigt die Deutsch-Israelin Yarden Romann mit ihrer Tochter.

Das undatierte Foto zeigt die Deutsch-Israelin Yarden Romann mit ihrer Tochter.

Die radikalislamischen Kämpfer drangen in den Schutzraum der Familie ein und verschleppten Yarden, Alon und Gefen aus dem Kibbuz. Auf dem Weg in den Gazastreifen gelang es dem Paar zunächst, gemeinsam mit ihrer Tochter aus dem Fahrzeug ihrer Entführer zu springen und zu fliehen, wie ihre Angehörigen deutschen Medien berichteten.

Demnach trennte sich Yarden aber von ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter, weil sie zu langsam war. Während sich Alon und Gefen erfolgreich verstecken konnten, ist Yarden seither verschwunden - und auch von ihrer Schwiegermutter und ihrer Schwägerin fehlt jede Spur. Die Familie hofft, dass alle drei Frauen als Geiseln der Hamas noch am Leben sind.

Shoshan Haran: Wissenschaftlerin und neun weitere Familienmitglieder von Hamas verschleppt

Bei dem Überfall auf den Kibbuz Beeri wurden auch die Wissenschaftlerin Shoshan Haran und neun ihrer Familienmitglieder verschleppt. Die Opfer sind nach Angaben von Freunden und Angehörigen drei bis 65 Jahre alt, das jüngste ist Harans Enkeltochter. Laut „Jüdischer Allgemeine“ ist Shoshan Haran deutsche Staatsbürgerin, ebenso wie drei weitere Angehörige. Zwei Opfer haben demnach die italienische und ein weiteres die österreichische Staatsbürgerschaft.

Familienmitglieder versuchten nach eigenen Angaben immer wieder, ihre vermissten Angehörigen über Handy zu erreichen. Ein Handy der Vermissten ließ sich demnach im Gazastreifen lokalisieren.

Schließlich meldete sich einer Erklärung der Angehörigen und Freunde zufolge eine Stimme am Telefon und sagte nur drei Worte mit arabischem Akzent auf Hebräisch: „Gilad Schalit Gaza“ - eine klare Anspielung auf einen im Jahr 2006 entführten israelischen Soldaten, der erst fünf Jahre später im Zuge eines Gefangenenaustauschs wieder freikam.

Shoshan Haran ist deutsche Fullbright-Stipendiatin, Gründerin der internationalen Nichtregierungsorganisation Fair Planet und setzte sich den Angaben zufolge dafür ein, dass westliche Unternehmen ihre Patente für ertragreiches Saatgut und lebensverändernde Biotechnologie mit Ländern in Afrika teilen.

Shani Louk: 22-Jährige bei Rave-Festival als Geisel genommen

Die 22-jährige Shani Louk wird seit dem Hamas-Massaker bei einem Rave-Festival in der Negev-Wüste im Süden Israels vermisst, doch ist ihre Mutter Ricarda Louk überzeugt, dass sie noch lebt und mit schweren Kopfverletzungen in einem Krankenhaus in Gaza liegt. Ricarda Louk erkannte ihre Tochter auf einem Video, auf dem die 22-Jährige halbnackt auf einem Pick-Up zwischen mehreren Hamas-Männern offenbar im Gazastreifen zu sehen ist, mit dem Gesicht zum Boden, die Beine verdreht.

Orly Louk, die Tante von Shani Louk, zeigt auf ihrem Handy eine Botschaft zur Rettung ihrer Nichte.

Orly Louk, die Tante von Shani Louk, zeigt auf ihrem Handy eine Botschaft zur Rettung ihrer Nichte.

Ricarda Louk beschreibt ihre Tochter als „lebensfroh und friedliebend“, die gerne tanze und Musikfestivals besuche. Nach Angaben eines Freunds arbeitet die gelernte Tätowiererin seit zwei Jahren als Kellnerin in einem Restaurant in Tel Aviv und ist wegen ihrer „witzigen und lebhaften“ Art bei den Kollegen sehr beliebt.

Shani Louk hat laut „Spiegel“ die deutsche und die israelische Staatsbürgerschaft und war mehrfach zu Besuch bei ihren Großeltern in Ravensburg in Baden-Württemberg. Ihre Mutter, eine Katholikin, die später zum Judentum konvertierte, war demnach nach Israel ausgewandert. Der jüdische Vater ist Israeli.

Doron Asher und Familie: Verschleppte Israelis haben auch deutsche Staatsbürgerschaft

Der Israeli Yoni Asher ist davon überzeugt, dass seine Frau Doron ebenfalls von der Hamas verschleppt wurde, gemeinsam mit ihren zwei und vier Jahre alten Töchtern und seiner Schwiegermutter. Doron und ihre Kinder hätten die Großmutter im Kibbuz Nir Oz in der Nähe des Gazastreifens besucht, als die Hamas ihren Angriff startete, sagte Asher dem Sender Channel News 12.

Er habe seine Familie auf einem Geisel-Video der Hamas erkannt. Demnach haben seine Frau, die beiden Mädchen und auch die Großmutter die deutsche Staatsbürgerschaft.

Margalit und Gadi Moses: Älteres Ehepaar als Geiseln in den Gazastreifen entführt

Auch die 77-jährige Margalit Moses und ihr 79-jähriger Mann Gadi wurden vermutlich als Geiseln aus Nir Oz in den Gazastreifen verschleppt. Nach Angaben ihres Bruders Chanan Cohan leidet Margalit Moses an Krebs und ist schwerkrank.

Schilder von Vermissten, darunter wohl auch Geiseln, hängen an einer Synagoge in Berlin.

Schilder von Vermissten, darunter wohl auch Geiseln, hängen an einer Synagoge in Berlin.

Der 85-Jährige, der als Sohn deutscher Siedler im damals noch britischen Mandatsgebiet Palästina geboren wurde, arbeitete mehrere Jahre in Deutschland. Ihm zufolge haben alle Angehörigen einen deutschen Pass. Cohen versichert, seine Schwester, ihr Mann und die gesamte Familie hätten sich stets für den Frieden eingesetzt. (mab/afp)

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