Kommentar zum EnergiesparenMeine Schlacht gegen Putin am toten Heizkörper

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Kolumne Heizkörper

Der Heizkörper. Aufdrehen oder nicht?

Köln – Kann sich eigentlich noch jemand daran erinnern, wie das war, als wir alle unter der Schwüle des Spätsommers ächzten, nachts im Wind der Ventilatoren nach Schlaf suchten, die Fenster aufrissen und uns geschworen haben, nie wieder etwas zu tun, dass die Umgebungstemperatur auch nur um ein Grad nach oben treiben würde? So vor acht, neun Tagen. Weiß das noch jemand?

Bis plötzlich der Regen kam. Was für eine Erlösung. Ich habe jeden Tropfen geliebt, der auf unser Dach fiel, die Erde, den Wald. Und wie frisch es wurde. Es war herrlich bei 23 Grad auf dem Sofa. Ich habe einmal gelesen, dass 23 Grad die Temperatur ist, bei der sich Menschen auf der ganzen Welt am wohlsten fühlen, die sie vergessen lässt, dass es ein Kalt, Warm, Heiß und Eisig gibt. Seit ich das weiß, überprüfe ich das immer. Und es stimmt.

Irgendwann saßen wir da bei 16,5 Grad

Dumm ist nur, dass unser Wetter das nicht weiß und bei einem Temperatursturz nicht Halt macht bei 23 Grad. Das war jetzt aber auch nicht so schlimm, denn 20 Grad an einem regnerischen Spätsommerabend sind akzeptabel. Zieht man halt das dickere T-Shirt an und lange statt kurze Hosen. Aber dann wurde es Nacht. Und das Thermometer im Wohnzimmer fiel immer weiter. Ich höre natürlich die Stimme aller Energie-Weisen, die mich über korrekte Dämmung belehren. Aber ich gehöre zu der Mehrheit der Menschen in diesem Land, die in einer Mietwohnung leben. Und da hat man auf gewisse Dinge wenig Einfluss. Zum Beispiel die Dämmung.

Irgendwann saßen wir da bei 16,5 Grad. Und man sollte denken: "Stell dich nicht so an. Jedes Grad weniger, das du erträgst, schadet dem Putin." Außerdem gibt es Pullover, Kapuzenjacken und Decken. Trotzdem habe ich am Freitagabend, nur so, mal heimlich am Heizungsregler gedreht. Resultat: tot. Die offizielle Heizperiode beginnt am 1. Oktober. Und so saßen wir bei 16,5 Grad, Tendenz fallend, vor dem Fernseher. Und meine Frau, die aus Thailand kommt und zu Kälte ein spezielles Verhältnis hat, sagte: „Ich hasse Putin.“

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Das haben wir noch 48 Stunden durchgehalten. Am Montag rief ich den Hausverwalter an, nur um sicherzugehen, dass die Heizanlage nicht kaputt ist. Er meinte: "Nöö, nur noch nicht an." Und da fragte ich: „Wäre es theoretisch möglich...“ Und falls der Putin hier mitliest: Nur auf dem Sofa, neben dem Heizkörper, haben wir jetzt 20 Grad. Im Schlafzimmer 15 und im Badezimmer meistens 18. Und den verbotenen Heizlüfter habe ich nur für alle Fälle bestellt, der liegt originalverpackt im Keller. Du wirst den Krieg trotzdem nicht gewinnen.

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