Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Reaktion auf NotstandLinke fordert Milliarden für Kinderbetreuung – Reichinnek lädt Merz zum „Kita-Gipfel“ ein

2 min
Parliamentary group leader of Germany's The Left (Die Linke) party Heidi Reichinnek speaks during a debate on the 2026 budget at the Bundestag, Germany's lower house of parliament in Berlin on September 24, 2025. (Photo by Tobias SCHWARZ / AFP)

Heidi Reichinnek (Die Linke) spricht bei einer Debatte im Bundestag.

Die Opposition plant im November einen „Kita-Gipfel“ im Bundestag mit Vertretern von Bund, Ländern, Kommunen, Beschäftigten und Eltern.

Die Linkspartei fordert eine stärkere Beteiligung des Bundes an den Kosten der Kinderbetreuung. Der Bund kann sich nicht damit herausreden, dass Bildung Ländersache sei, denn schließlich hat er den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz geschaffen, sagte Linksfraktionschefin Heidi Reichinnek dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Wer bestellt, kann die Rechnung nicht andere übernehmen lassen“, sagte Reichinnek.

Der Bund unterstütze die Länder und Kommunen seit Jahren mit gleichbleibend zirka zwei Milliarden pro Jahr. Die Kosten des Kita-Systems aber stiegen Jahr für Jahr um rund drei Milliarden Euro und lägen inzwischen bei mehr als 50 Milliarden Euro. „Es braucht eine verlässliche und angemessene Finanzierung durch den Bund und bundesweit einheitliche Qualitätsstandards“, forderte Reichinnek.

„Kita-System am Rande des Kollaps“

Die Linksfraktionschefin lud Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu einem „Kita-Gipfel“ im Bundestag ein. Ein entsprechendes Schreiben Reichinneks liegt dem RND vor. Am 20. November will Reichinnek Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen sowie von Kita-Beschäftigten und Eltern zusammenkommen.

„Seit Jahren befindet sich das Kita-System am Rande des Kollaps”, heißt es in dem Brief an Merz. Kita-Beschäftigte gingen jeden Tag über ihre Belastungsgrenze. „Hinzu kommt, dass nach wie vor nicht ausreichend Kita-Plätze zur Verfügung stehen.“ Der Fachkräftemangel sei „enorm”. Die Linksfraktion erwartet, dass sich dieser „durch den anstehenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen im kommenden Jahr weiter verschärfen” werde, da Kita-Personal in die Hortbetreuung wechseln werde.

Welche Kinder fremdbetreut werden, ist auch wohnortabhängig

Die Eckdaten der Kinderbetreuung weisen in den einzelnen Bundesländern große Unterschiede auf. Bundesweit werden 91,3 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren in Kitas betreut. Die meisten Bundesländer haben die letzten Jahre vor der Einschulung weitgehend beitragsfrei gestellt. Kinder unter drei Jahren gehen weit überdurchschnittlich in den ostdeutschen Ländern in die Krippe: Dort waren es 2024 55,2 Prozent, also gut die Hälfte. Im Westen wurden nur 33,9 Prozent, also ein Drittel der Kleinkinder, fremdbetreut.

Große Unterschiede gibt es zudem beim Anteil der Fachkräfte. Dieser ist laut dem „Ländermonitor frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann-Stiftung im Osten deutlich höher als im Westen. In Thüringen liege die Fachkraftquote pro Kita-Team bei mehr als 90 Prozent, in Bayern nur bei einem knappen Drittel.