2024 gab es in NRW laut einem Blitz-Informationsdienst etwa 20.000 Einschläge, die höchste Zahl seit 2018. Der Wetterdienst ordnet die Information ein.
„Jedes Jahr Opfer“Das bedeutet die gestiegene Zahl von Blitzeinschlägen in NRW

Viele Menschen unterschätzen, wie gefährlich Gewitter werden können. (Symbolbild)
Copyright: Thomas Rensinghoff/dpa
Etwa jeder zehnte Blitz in Deutschland ist 2024 in NRW eingeschlagen, so zählt es der Blitz-Informationsdienst Aldis/Blids. Die meisten der knapp 20.000 Einschläge gab es in den Kreisen Viersen, Euskirchen und Heinsberg. Zu mehr Einschlägen kam es in NRW zuletzt im Jahr 2018. Was bedeutet diese Zunahme? Muss man hierauf reagieren? Ines Wiegand, Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst (DWD), ordnet die Zahlen ein und gibt Tipps zum Schutz vor Gewittern.
„Die jährliche Schwankungsbreite von Gewittern ist sehr groß“, erläutert Wiegand. „Manche Jahre sind gewitterträchtiger als andere.“ In den Vorjahren seien beispielsweise weniger Gewitter in NRW festgestellt worden als 2024. Aber: Die Daten, die in einem Jahr gesammelt worden sind, haben Wiegand zufolge noch keine statistische Relevanz. Demnach sind sie für sich genommen nicht aussagekräftig. Erst eine Statistik, deren Daten über zehn Jahre Auffälligkeiten zeige, sei ernst zu nehmen.
Für den Kreis Euskirchen, in dem Aldis/Blids 1,05 Blitze pro Quadratkilometer gezählt hatte, kann laut der Expertin also noch keine Regel oder Ausnahme abgeleitet werden: „Euskirchen zeichnet sich nicht besonders für Blitzeinschläge aus.“
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Menge der Gewitter hängt von der Wetterlage ab
„Ein Gewitter entsteht, wenn stark unterschiedlich temperierte Luftmassen aufeinander treffen oder in der Atmosphäre zwischen unten und oben besonders große Temperaturunterschiede bestehen“, fasst es eine Broschüre des DWD zusammen. Eine Luftmasse muss also deutlich wärmer als eine andere sein.
Allgemein gibt es über Bergländern häufiger Gewitter als über Flachländern. Der Süden Deutschlands sei deshalb stärker betroffen als der Norden. Und im Sommer kommt es häufiger zu Gewittern als im Winter. „Wie viele Gewitter wir kriegen, hängt von den Wetterlagen ab. Die Ausprägung ist unterschiedlich.“
Viele Menschen unterschätzen die Gefahr durch Gewitter
Gewitter können lebensbedrohlich sein, wenn sie nicht ernst genommen werden. „Viele Leute unterschätzen die Gefahr. Jedes Jahr fordern Blitzeinschläge Opfer“, so Wiegand. „Blitze können auch mehrere Kilometer entfernt vom Gewitterzentrum entstehen.“ Da sich die Stromübertragung nicht auf den genauen Einschlagort beschränke, herrsche auch in der Umgebung um einen Blitzeinschlag noch Gefahr.
Die Expertin empfiehlt, nach Möglichkeit den Schutz an einem sicheren Ort wie in einem „ordentlichen Gebäude“ zu suchen. Sich unter einen Baum oder Pavillon zu stellen sei dagegen keine gute Idee. Falls es nicht anders geht und man im Freien bleiben muss, sollte man sich möglichst klein machen, also mit geschlossenen Knien hinsetzen und zusammenrollen. Weitere Tipps zum Umgang finden sich in der Broschüre der Elektrotechnik-Verbände Deutschlands (VDE), Österreichs (OVE) und der Schweiz (Electrosuisse).
„Blitze werden nicht vom Wetterdienst geortet - private Firmen bieten das Blitzzählen an“, erläutert Wiegand. Der DWD kauft ihren Angaben zufolge diese Statistiken ein, hat sie aber nicht zu verantworten. Die erfasste Zahl der Blitzeinschläge in Deutschland sei tendenziell gesunken, da im Fall Aldis/Blids andere Maßstäbe angesetzt würden. So werde ein Blitzkanal nur noch einmal gezählt, auch wenn er mehrere Blitze enthalten könne.
Hinter der Statistik von Aldis/Blids stehen das Austrian Lightning Detection & Information System, ein Gemeinschaftsprojekt vom Österreichischen Verband für Elektrotechnik und der Austrian Power Grid AG sowie der Blitz-Informationsdienst. Letzterer ist nach Informationen auf der Webseite über Jahrzehnte von Siemens Deutschland betrieben und im Oktober 2023 von Aldis übernommen worden.