Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen: Es bestehe der Verdacht, dass die Tat religiös motiviert war.
Kontakte ins Islamistenmilieu35-Jähriger in U-Haft – Messerangriff in Bielefeld war offenbar geplant

Nach dem Angriff auf Menschen vor einer Bar in Bielefeld ist der tatverdächtige 35-Jährige in Untersuchungshaft.
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Nach gut 42-stündiger Jagd auf den mutmaßlichen Messerangreifer von Bielefeld haben die Fahnder den gesuchten Syrer in einer Wohnung in Heiligenhaus in der Harzstraße geortet. Spezialeinheiten der Polizei überwältigten Mahmoud M.. Nun sitzt der 35-Jährige in Untersuchungshaft. Er ist tatverdächtig, in der Nacht des 18. Mai fünf Menschen vor einer Bar teils lebensgefährlich verletzt zu haben. Fußballfans von Arminia Bielefeld sollen den Angreifer in die Flucht geschlagen haben.
Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Sicherheitskreisen erfuhr, unterhielt der Mittdreißiger offenbar Kontakte ins Islamistenmilieu. So etwa zu einem 29-jährigen Fundamentalisten aus Harsewinkel, zu dem die Staatsschützer über Informationen aus dem Bereich politisch motivierte Kriminalität und religiöse Ideologie verfügen. Bei der Durchsuchung von M.s Räumen in einer kommunalen Flüchtlingsunterkunft in Harsewinkel fand sich unter anderem ein Papier mit brisanten Telefonnummern, darunter auch die des 29-jährigen Islamisten. Zudem hatte Mahmoud M. wohl weitere Handynummern notiert, die zu einem Zirkel von Männern führten, die bereits juristisch bekannt sein sollen. Noch ist nicht klar, worum sich die Ermittlungsverfahren drehten und ob sie zu einer Verurteilung führten.
Bundesanwaltschaft übernimmt die Ermittlungen
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Syrer das Messerattentat geplant hatte. Gleich zwei große Küchenmesser sowie eine an einen Krückstock gebundene Stichwaffe sollen sich in seinem Rucksack gefunden haben, den er nahe dem Tatort verloren hatte. Zudem stellte die Mordkommission „Kurfürst“ eine Pet-Flasche mit einer nach Benzin riechenden Flüssigkeit sicher. Nach Informationen dieser Zeitung soll der illegal eingereiste Syrer eine Bauhütte aufgebrochen haben, um sich mit dem Kraftstoff zu versorgen.
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Etliche Indizien deuten auf einen islamistischen Anschlag hin. Jetzt hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Es bestehe der dringende Verdacht des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung, teilte die Karlsruher Behörde mit. Es bestehe der Verdacht, dass die Tat religiös motiviert war. „Damit ist sie geeignet, die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen“, hieß es von der Bundesanwaltschaft.
GBA: Verdacht, dass die Tat religiös motiviert war
Vor zwei Jahren war Mahmoud M. nach Deutschland eingereist und lebte in der Asylunterkunft in Harsewinkel. Für die Strafverfolger war er ein unbeschriebenes Blatt. Seine Flucht weist aber ein gewisses Geschick auf. Die Ermittler griffen zu vielen Fahndungsmitteln, um den Gesuchten aufzuspüren. So wurde ein so genannter Mantrailer (Personen-Suchhund) auf seine Fährte gesetzt. Videoaufzeichnungen sollen den Tatverdächtigen zeigen, wie er kurz nach 15 Uhr in den Hauptbahnhof Bielefeld eilte. M. bestieg einen Zug nach Hamm. Dort angekommen, nahm der Tatverdächtige die Bahn bis Essen Hauptbahnhof. Offenbar wechselte er zu öffentlichen Verkehrsmitteln und landete schließlich im Einkaufszentrum im Bahnhof Velbert. Über den Hinterausgang setzte er seine Flucht fort.
Unterdessen meldete sich am Montagnachmittag ein Mann, der Mahmoud M. am Essener Hauptbahn sein Handy geliehen hatte. Dieser hatte über das Smartphone die App der Deutschen Bahn aufgerufen und den Weg zu seinem Ziel in Velbert abgefragt.
Die Ermittler wähnten sich fast am Ziel. Man hatte das persönliche Umfeld des mutmaßlichen Attentäters abgeklopft. Drei potenzielle Unterschlupfe kamen demnach in Frage. Zunächst wurde die Wohnung eines mutmaßlichen Vetters des Gesuchten durchstöbert, aber erfolglos. Schließlich fand man den Flüchtigen in Heiligenhaus. Zunächst hatte die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl wegen vierfachen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung erwirkt. Die Beweggründe für die Tat auch im Hinblick auf ein islamistisches Tatmotiv werden geprüft, hieß es.
NRW-Innenminister Herbert Reul zeigte sich erleichtert: „Nach der Schock-Tat von Bielefeld haben die Ermittler jede kleinste Spur nach dem Täter aufgenommen und verfolgt - mit allen Möglichkeiten die Polizei hat und unter starken öffentlichen Druck.“ Die kleinteilige Arbeit habe sich gelohnt, führte der CDU-Politiker aus, „und wir konnten den überraschten Täter dingfest machen. Ich danke den Ermittlerinnen und Ermittlern für ihre exzellente Arbeit. Jetzt braucht es Antworten, welches Motiv den Täter zur Tat geleitet hat.“