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SiegstreckeBahnreisende müssen sich zwischen Siegen und Troisdorf auf lange Sperrungen einstellen

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Auf der Siegstrecke der Bahn begegnen sich zwei Züge der Regionalexpress-Linie 9.

Vor allem der Rhein-Sieg-Express (RE 9) wird von der 30-wöchigen Sperrung der Siegstrecke betroffen sein, die die Deutsche Bahn ab Dezember 2026 plant. (Archivbild)

Zum Ende der Sommerferien gibt es wegen Bauarbeiten Beeinträchtigungen im Bahnverkehr auf der Siegstrecke. Längere Sperrungen drohen ab Dezember 2026.

Reisende, die mit dem Zug auf der Siegstrecke unterwegs sind, müssen sich in diesem Sommer erneut auf Probleme einstellen. Nach Angaben der Deutschen Bahn wird es vom 22. August bis zum 12. September im Bereich zwischen Köln Hauptbahnhof beziehungsweise Troisdorf und dem Siegener Hauptbahnhof zu „umfangreichen Beeinträchtigungen“ kommen. Fahrgästen der Bahn drohen dann zahlreiche Zugausfälle und andere Verkehrsbehinderungen.

Grund sind nach Angaben des Verkehrsunternehmens Bauarbeiten an Brücken, Gleisen und Weichen. Außerdem finden demnach Tunnelprüfungen statt. Betroffen von den Arbeiten ist der Rhein-Sieg-Express (RE) sowie die Linien RE 8, RB 27, S 12 und S 19. Jenseits der NRW-Landesgrenze sind in Rheinland-Pfalz auch die Linien RB 90 und RB 93 betroffen. Welche konkreten Folgen die Bauarbeiten auf den Bahnverkehr haben und welche Alternativen Reisenden zur Verfügung stehen, ist bislang nicht bekannt. Die Bahn will dazu in den kommenden Wochen weitere Informationen veröffentlichen.

Strecke zwischen Siegen und Troisdorf 30 Monate gesperrt

Die Beeinträchtigung, die in diesem Sommer auf der Siegstrecke drohen, sind allerdings nur ein Vorgeschmack dessen, was auf Reisende ab Dezember 2026  zukommen wird. Die Deutsche Bahn plant dann eine umfangreiche Sanierung an der Strecke zwischen Siegen und dem Rheinland. Nach allem, was bisher bekannt ist, geht die Bahn von einer 30-wöchigen Streckensperrung zwischen Troisdorf und Siegen aus. Das wird vor allem für den Rhein-Sieg-Express erhebliche Folgen haben. 

Nach dem bisherigen Zeitplan soll die Sperrung der Siegstrecke am 11. Dezember 2026 beginnen. Bei den Arbeiten sollen Brücken erneuert, Haltepunkte modernisiert und im gesamten gesperrten Bereich Gleise und Schotterbett saniert werden. Welche Arbeiten im Einzelnen wann und wo durchgeführt werden, ist derzeit noch in Planung, ebenso arbeitet die Deutsche Bahn noch am Schienenersatzverkehr. Ein Ende der Sperrung ist bislang für den 9. Juli 2027 vorgesehen.

Die angekündigte 30-wöchige Streckensperrung hat in der Region die Diskussion über den Zustand der Siegstrecke neu befeuert – vor allem, weil in den Streckenabschnitten zwischen Rosbach und Schladern sowie zwischen Blankenberg und Merten nach Kriegsschäden seit 80 Jahren eingleisig geführt wird. Für die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg ist die Vollsperrung der Siegstrecke eine ideale Gelegenheit, die eingleisigen Abschnitte endlich zweigleisig auszubauen.

Wirtschaftsverbände schreiben an Bahnchef Richard Lutz

Die Kammer hat sich deshalb bereits im Mai mit einem Brief an Bahnchef Richard Lutz gewandt. „Eine Sanierung der Eisenbahninfrastruktur begrüßen wir grundsätzlich, wenngleich sich abzeichnet, dass die Sanierung den Personen- und Güterverkehr in der Region vor erhebliche Herausforderungen stellt und heimische Unternehmen und Belegschaften deutlich belasten wird“, heißt es in dem Schreiben.

Unterzeichnet wurde es außer von Hubertus Hille, dem Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg unter anderem auch von Vertretern der Kammern in Köln, Koblenz, den Landräten des Kreises Siegen-Wittgenstein, des Kreises Olpe und es Landkreises Altenkirchen. Auch der DGB Südwestfalen, Verdi Südwestfalen und die IG Metall Siegen und Olpe und die Arbeitgeberverbände aus Siegen-Wittgenstein und dem Kreis Olpe gehören zu den Absendern.

Für alle Unterzeichner bietet die monatelange Sperrung der Bahnstrecke zwischen Troisdorf und Siegen „die einmalige Chance, die auf Weltkriegsschäden zurückgehenden Einschränkungen in der Leistungsfähigkeit der Bahnstrecke endlich zu beheben“. Die durch die eingleisigen Abschnitte verursachten Engpässe führen nach Auffassung der Wirtschaftsorganisationen zu vielfältigen negativen Auswirkungen. So verhinderten sie, dass mehr Verkehr auf die Siegstrecke verlagert werden können.

Richard Lutz, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bahn, spricht während eines Interviews.

Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften und Politiker appellieren an Bahnchef Richard Lutz, bei der geplanten Sanierung der Siegstrecke die eingleisigen Abschnitte im Rhein-Sieg-Kreis zu beseitigen.

Zudem könnten Verspätungen, die durch diese Einschränkungen verursacht werden, nur sehr schwer ausgeglichen werden. In der Folge könne der Fahrplan nicht mehr eingehalten werden. Verwundert zeigen sich die Unterzeichner des Briefes darüber, dass die Beseitigung der beiden Engpässe nicht Teil der im kommenden Jahr anstehenden Streckensanierung ist. Dies verwundere umso mehr, als diese Baumaßnahme im sogenannten vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2020 enthalten sei. 

„Wir bitten Sie daher eindringlich, die seit Jahrzehnten überfällige Beseitigung der beiden eingleisigen Abschnitte in der ab Ende 2026 geplanten Sanierung der Siegstrecke unbedingt zu berücksichtigen“, heißt es im Brief an den Vorstandvorsitzenden der Deutschen Bahn. „Sofern dies planerisch nicht möglich ist, sollte die Ausführung der Generalsanierung der Siegstrecke verschoben werden, bis die Herstellung der Zweigleisigkeit zusammen mit der Sanierung als gesamthafte Maßnahme ausgeführt werden kann.“

Dies sei auch aus wirtschaftlichen Gründen geboten, so die Unterzeichner. Sollte die Sanierung der Siegstrecke nicht so lange aufschiebbar sein, müsse unverzüglich mit den Planungen für den zweigleisigen Ausbau begonnen werden, um diesen unmittelbar nach dem Ende der Sanierungen im Sommer 2027 in Angriff nehmen zu können – allerdings dann ohne „nennenswerte“ Streckensperrung, wie die Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften und Politiker betonen.