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Sieben Jahre nach NSU-UrteilProzess gegen Zschäpe-Freundin Susann E. beginnt

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Sechs Jahre dauerte das Strafverfahren gegen Beate Zschäpe und weitere Mitangeklagte in München. .  stock&people

Sechs Jahre dauerte das Strafverfahren gegen Beate Zschäpe und weitere Mitangeklagte in München. . stock&people

Sieben Jahre nach dem Urteil gegen die NSU-Terroristin Beate Zschäpe muss sich eine enge Vertraute wegen Unterstützung verantworten.

Vor dem Oberlandesgericht Dresden beginnt am 6. November ein weiterer Strafprozess um den rechtsextremistischen Nationalsozialistischen Untergrund (NSU). Eine Freundin der zu lebenslanger Haft verurteilten Beate Zschäpe muss sich wegen Unterstützung der Terrorgruppe verantworten. Da Zschäpe voraussichtlich als Zeugin vernommen werden soll, findet das Strafverfahren unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Das Gericht hat bis Juni 2026 Termine geplant.

Susann E. ist die Ehefrau von André E., der in dem Prozess gegen Zschäpe und weiteren Mitangeklagten wegen Unterstützung zu einer Haftstrafe verurteilt worden war. Das Ehepaar wohnt im Erzgebirge, beide sind auf freiem Fuß. André E. und Zschäpe nehmen an Aussteigerprogrammen teil.

Wusste sie von den Morden?

Das Oberlandesgericht Dresden hatte die Eröffnung des Verfahrens vor einem Jahr teilweise abgelehnt. Nach Auffassung der Richter werde sich nicht nachweisen lassen, dass Susann E. von den Morden des „NSU“ gewusst habe. Ihr sei zwar seit 2007 allgemein bekannt gewesen, dass die Mitglieder ihren Lebensunterhalt durch Raubüberfälle finanziert hatten. Trotz ihres engen freundschaftlichen Verhältnisses zu Beate Zschäpe, die damals mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt im Untergrund lebte, lägen keine hinreichenden Indizien dafür vor, dass sie auch Kenntnis von den Morden an zehn Migranten und einer Polizeibeamtin gehabt habe. Das Gericht sah allenfalls einen hinreichenden Verdacht auf Beihilfe zu einem Banküberfall in Eisenach.

Der Bundesgerichtshof hob diese Entscheidung der Dresdner Richter wieder auf. Zuständig für das nun beginnende Strafverfahren ist ein anderer Senat des Oberlandesgerichts.

Krankenkassenkarte überlassen

Die Bundesanwaltschaft wirft Susann E. vor, von den rassistischen Morden und den Banküberfällen gewusst zu haben. Ab Herbst 2008 soll sie Zschäpe mehrfach ihre Krankenkassenkarte überlassen haben, damit diese unerkannt Arzttermine wahrnehmen konnte. Als ihr Ehemann in der ersten Jahreshälfte 2009 für Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt unter seinem und dem Namen seiner Ehefrau zwei Bahncards beschafft habe, soll Susann E. hierfür ihre Personalien zur Verfügung gestellt haben. Dies ermöglichte es laut Anklage den Mitgliedern des „NSU“, ohne die Gefahr einer Enttarnung vergünstigt mit Zügen der Deutschen Bahn zu fahren.

Außerdem soll sie Zschäpe und Böhnhardt Ende Oktober 2011 zum Abholtermin für das Wohnmobil gefahren haben, das Böhnhard und Mundlos beim letzten Raubüberfall in Eisenach am 4. November 2011 verwendet hatten.