BaumaterialienHolz im Baumarkt wohl erst zum Jahresende günstiger

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Sägewerk-Mitarbeiter in Baden-Württemberg.

Der Holzmarkt erlebt seine bisher turbulentesten Zeiten. Seit Monaten ist der Rohstoff knapp, das Bauhandwerk beklagt Lieferengpässe und extreme Preissteigerungen. Jetzt scheint der Trend aber zu drehen: Am Rohstoffmarkt rutscht der Holzpreis - genauso steil, wie er vorher gestiegen war.

Einen „Hoffnungsschimmer“ sieht ein Sprecher der Baumarktkette Hornbach. „Der große Knoten hat sich gelöst“, heißt es bei einem großen Baustoffhändler. Wirken werde das allerdings erst mit Verzögerung: „Richtung Herbst“ werde sich die Lage entspannen.

Die Warenterminbörse in Chicago habe in der Branche bisher nicht viel Beachtung gefunden, sagt Julia Möbus, Geschäftsführerin beim Verband Deutsche Säge- und Holzindustrie. Das Geschäft sei nach wir vor sehr regional. Auf diese Kurve sehen die Experten trotzdem: An der Warenterminbörse CME in Chicago werden „Lumber Futures“ gehandelt – Kontrakte für Holzlieferungen.

Preisexplosion im April hat sich revidiert

Im April stieg der Preis innerhalb von vier Wochen um rund 70 Prozent. Ihren Höhepunkt erreichten die Preise für eine Juli-Lieferung am 10. Mai. Für 1000 Board Feet – das sind ungefähr 2,3 Kubikmeter – mussten mehr als 1700 Dollar gezahlt werden. Einen Monat davor waren es knapp 1000 Dollar, und einen Monat danach sind es wieder knapp 1000 Dollar.

70 Prozent hoch und wieder runter in acht Wochen - das sieht man sonst höchstens bei Kryptowährungen. Auch nach dem jüngsten Absturz ist Holz im historischen Vergleich allerdings extrem teuer. Jahrelang bewegte sich der Preis unter 500 Dollar, bis im vergangenen Sommer der erste und im Februar der zweite Preisschub kam.

In vielen Teilen der Welt hatte sich während der Pandemie Nachfrage aufgestaut, vor allem in den USA begann ein Bau- und Ausbauboom - die Menschen investierten in ihre Häuser. Gleichzeitig schrumpfte das Angebot durch Ungeziefer in den Wäldern, Brände in Kanada und die Stilllegung von Sägewerken in den USA.

Spekulationen auf Lieferknappheit trieben die Preise

Damit setzte endgültig die Spekulation auf steigende Preise ein, die Holzkontrakte kletterten immer höher. Dass Mitte Mai die Stimmung kippte, hat seinen Ursprung ebenfalls in den USA. Im April und Mai ging die Zahl der Baugenehmigungen dort überraschend zurück, gleichzeitig fuhren Sägewerke langsam ihre Kapazitäten hoch.

Viele Händler an der CME gaben die Spekulation auf steigende Preise offenbar auf und stiegen aus. Weil es ein enger Markt mit wenigen Teilnehmern ist, lösen solche Bewegungen drastische Schwankungen aus.

Ganz ohne Wirkung bleibt das auch in Deutschland nicht, denn der US-Markt hat für die deutschen Lieferanten stark an Bedeutung gewonnen. Schon die Strafzölle der Trump-Regierung gegen Lieferungen aus Kanada hatten den hiesigen Holzhändlern neue Kunden beschert. Außerdem gab es wegen Trockenheit und Käferbefall zeitweise ein Überangebot in deutschen Wäldern, dass über den Atlantik verschifft wurde.

Und die starke Nachfrage nach dem Höhepunkt der Pandemie tat ein Übriges. Bis der Markt wieder das Gleichgewicht findet, das er vor der Pandemie jahrelang hatte, wird es nach Meinung der Experten noch dauern. Julia Möbus sieht zwar „in den letzten ein bis zwei Wochen eine ganz leichte Entspannung“ bei Lieferfristen und Preisen. Aber die Prognose bleibt vorsichtig: „Wir rechnen damit, dass sich die Preise im Lauf des Jahres moderat einpendeln.“

Preiserhöhungen und Mengenbegrenzung im Baumarkt

Bis in die Baumärkte hinein sind die Preise in den vergangenen Monaten gestiegen, und nach Einschätzung von deren Branchenverband BHB wird der Trend anhalten. Dass die Kunden „in Teilen Preiserhöhungen werden akzeptieren müssen, scheint angesichts der aktuellen Situation unausweichlich“, sagte jüngst BHB-Hauptgeschäftsführer Stefan Wüst.

Manche Märkte haben schon Mengengrenzen eingeführt: Weil Handwerker und wohl auch Zwischenhändler Spanplatten zunehmend in den großen Gebinden kauften, kann man zum Teil nur noch kleinere Mengen reservieren. Die Märkte fürchten, dass die private Stammkundschaft sonst vor leeren Regalen steht.

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Bei Hornbach verweist man zwar auf den heftigen Wettbewerb, der die Preise zügele – aber die höheren Kosten hätten schließlich alle Wettbewerber. Das mindert den Preisdruck. Zudem bleibe die Nachfrage hoch, der Boom aus den Lockdown-Tagen halte an. „Die Nachfrage ist mindestens so groß wie im vergangenen Jahr“, sagt der Hornbach-Sprecher. (RND)

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