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Selenskyj im AnzugSchwierige Beratungen bei Trump – Merz pocht auf Waffenruhe in Ukraine

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dpatopbilder - 18.08.2025, USA, Washington: US-Präsident Donald Trump (r) trifft sich mit Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, im Oval Office im Weißen Haus. Foto: Julia Demaree Nikhinson/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

US-Präsident Donald Trump (r.) trifft sich am Montag (18. August) mit Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, im Oval Office im Weißen Haus. 

Der Besuch von Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus verläuft zumindest von der Stimmung her besser als das Treffen im Februar. 

Mit weiter gegensätzlichen Positionen sind US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj in ihre Beratungen über eine Beendigung des Ukraine-Krieges gegangen. So sah Trump zum Auftakt des Gipfels, an dem auch führende europäische Staats- und Regierungschefs sowie Spitzen von EU und Nato teilnahmen, weiterhin nicht die Notwendigkeit einer Waffenruhe, die aber Selenskyj verlangt.

Er möge zwar das Konzept einer Feuerpause, weil damit das Töten von Menschen „sofort“ aufhören würde, sagte Trump in Anwesenheit von Selenskyj vor Journalisten im Weißen Haus. „Aber wir können an einem Deal arbeiten, wo wir auf ein Friedensabkommen abzielen.“ Zuvor hatte Selenskyj bei einem Treffen mit den Europäern in der ukrainischen Botschaft in Washington betont: „Die Ukraine ist bereit zu einem realen Waffenstillstand und der Errichtung einer neuen Sicherheitsarchitektur.“

Trump kündigte an, er werde nach den Beratungen mit Selenskyj und den europäischen Verbündeten den russischen Präsidenten Wladimir Putin anrufen.

Genaue Ausgestaltung von Sicherheitsgarantien weiter offen

Trump wich Fragen nach der Stationierung von US-Truppen in der Ukraine nach einem Friedensschluss aus. Man werde später am Tag möglicherweise etwas mehr dazu erfahren, sagte er. Auch eine Frage nach konkreten Details zu Sicherheitsgarantien für die Ukraine ließ Trump unbeantwortet. Er versicherte aber: „Wir werden ihnen sehr guten Schutz geben, sehr gute Sicherheit.“

Selenskyj bezeichnete nach seinem Einzelgespräch mit Trump die Sicherheitsgarantien für sein Land als vorrangig für einen Frieden mit Russland. „Es ist sehr wichtig, dass die Vereinigten Staaten ein starkes Signal geben und bereit sind für diese Sicherheitsgarantien“, sagte Selenskyj. Zudem hänge die Sicherheit in der Ukraine auch von den europäischen Verbündeten ab.

18.08.2025, USA, Washington: US-Präsident Donald Trump (Mitte-links) spricht während eines Treffens mit Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine (Mitte rechts) und europäischen Staatsoberhäuptern im Weißen Haus während der britische Premierminister Keir Starmer (l-r) Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Italiens Premierministerin Giorgia Meloni und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zuhören. Foto: Alex Brandon/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Donald Trump (M. l.) spricht während eines Treffens mit Wolodymyr Selenskyj (M. r.) und europäischen Staatsoberhäuptern im Weißen Haus.

Nato-Generalsekretär Mark Rutte sieht Zusagen von Trump für Schutzversprechen für die Ukraine ebenfalls als entscheidend für einen möglichen Frieden. Die Tatsache, dass Trump gesagt habe, er sei bereit, sich an Sicherheitsgarantien zu beteiligen, sei ein großer Schritt, sagte Rutte an den US-Präsidenten gerichtet in öffentlicher Runde. „Das ist wirklich ein Durchbruch, und das macht den Unterschied. Auch dafür danke ich Ihnen.“

Selenskyj will Trump bei Treffen mit Putin dabeihaben

Selenskyj bezeichnete das Gespräch mit Trump als gut, er habe mit ihm über viele sensible Punkte gesprochen. Die Ukraine wolle den Krieg beenden, betonte Selenskyj. Er hoffe auch, dass Trump bei humanitären Fragen helfe wie der Rückführung von durch Russland verschleppten Kindern und Jugendlichen.

Selenskyj bekräftigte, dass er US-Präsident bei einem möglichen Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin gern dabeihaben wolle. Der US-Präsident wolle helfen, den Gipfel zu organisieren. Putin hat zwar mehrfach gesagt, dass er bereit sei zu einem Treffen mit Selenskyj, nennt dafür aber immer wieder als Bedingung, dass grundlegende Fragen vorab geklärt sein müssten. Putin lässt kein echtes Interesse an einem solchen Gipfel erkennen.

Bilaterales Treffen und Beratungen zusammen mit Europäern – Merz pocht auf Waffenruhe

Das Drehbuch für das Treffen im Weißen Haus sah neben dem bilateralen Gespräch von Trump und Selenskyj ein Treffen im größeren Kreis mit den europäischen Spitzenvertretern vor.

Nach Washington waren Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der britische Premier Keir Starmer, Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, der finnische Präsident Alexander Stubb sowie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Nato-Generalsekretär Mark Rutte gekommen.

Bundeskanzler Friedrich Merz pochte auf eine Waffenruhe in der Ukraine. Um die Glaubwürdigkeit solcher Verhandlungen zu garantieren, müsse es „mindestens eine Waffenruhe“ geben, so der Bundeskanzler. Die USA und Europa müssten deshalb „Druck auf Russland ausüben“, betonte der Kanzler. Das nächste Gesprächsformat solle ein Dreiertreffen sein - also Verhandlungen zwischen Trump, dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Kremlchef Wladimir Putin.

Trump bewundert Merz' Urlaubsbräune

Trump schloss eine Waffenruhe zwar nicht aus. Er sagte allerdings in Merz' Richtung, es gebe „viele Punkte“ zu beachten. Beim Empfang für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hatte Trump gesagt: „Wir können an einem Deal arbeiten, während sie kämpfen.“ Damit gab er die russische Position wieder.

Für Merz hatte Trump warme Worte übrig. Dieser sei ein „sehr großer Anführer“, sagte er beim Empfang für die Europäer. Ähnlich hatte sich der US-Präsident bereits bei Merz' Antrittsbesuch in Washington Anfang Juni geäußert. Außerdem bewunderte Trump die Urlaubsbräune von Merz. „Du siehst großartig mit Deinem Teint aus“, sagte der Gastgeber des Ukraine-Gipfels. Wo habe er diese Bräune nur her, wollte Trump wissen. Die hätte er auch gern.

Selenskyj erscheint im Anzug bei Trump

Trump hatte Selenskyj zuvor zu dem Gipfel zur Zukunft der Ukraine empfangen. Die beiden Staatschefs schüttelten sich vor dem Weißen Haus die Hand, Trump legte dabei seine Hand auf Selenskyjs Schulter und führte ihn ins Oval Office. Trump nannte es „eine Ehre“, Selenskyj zu empfangen. Selenskyj dankte Trump für seine Bemühungen, „das Töten zu beenden“.

Anders als bei seinem vergangenen Besuch im Weißen Haus trug Selenskyj einen schwarzen Anzug. Der ukrainische Präsident erschien in einem schwarzen Hemd mit Kragen und einer schwarzen Jacke mit Revers, wie Live-TV-Bilder zeigten.

Trump lobte das Outfit ausdrücklich. Dieser sehe toll aus in dem schwarzen Anzug. Ähnlich äußerte sich der Journalist, der Selenskyj bei dessen letzten Besuch im Weißen Haus im Februar für dessen Outfit kritisiert und das Thema aufgebracht hatte.

Selenskyjs letzter Besuch im Weißen Haus im Februar war in einem Fiasko geendet. Nachdem Trump und dessen Vize JD Vance ihn vor laufenden Kameras zurechtgewiesen hatten, verließ er Washington vorzeitig. Dabei sah sich der Ukrainer auch dem Vorwurf mangelnder Kompromissbereitschaft im Ringen um einen Frieden in seinem Land ausgesetzt.

In der Kritik stand auch Selenskyjs Outfit: Er erschien wie immer im schlichten Pullover - ein Symbol seiner Rolle als Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, das auf US-Seite jedoch als Respektlosigkeit kritisiert wurde. (dpa, afp)