Tagelang wurde im Netz über den Gesundheitszustand von Donald Trump diskutiert. Nun mischt Moskau mit – und sendet klare Signale.
„Zwei schlechte Nachrichten“ für MerzMoskau nutzt wilde Todesgerüchte um Trump für Drohungen gegen Europa

US-Präsident Donald Trump (rechts) und der russische Präsident Wladimir Putin geben sich am Ende einer gemeinsamen Pressekonferenz in Alaska am 15. August die Hand. (Archivbild)
Copyright: AFP
Dass Dmitri Medwedew sich mit vulgären Tönen zu Wort meldet, ist seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine zur Normalität geworden. Regelmäßig kommen schrille Worte vom ehemaligen Kremlchef, der mittlerweile Vizechef des Sicherheitsrates in Moskau ist.
Medwedew nimmt bei seinen Beleidigungen und wilden Drohungen vorrangig Europa ins Visier. Auch am Sonntag (31. August) blieb der Ex-Präsident diesem Kurs treu und griff dabei die ausschweifenden Spekulationen um den Gesundheitszustand von US-Präsident Donald Trump auf, die es in den letzten Tagen in den sozialen Netzwerken gegeben hatte.
Dmitri Medwedew spielt auf Spekulationen um Donald Trump an
Der US-Präsident war zuvor für fünf Tage aus der Öffentlichkeit verschwunden. Am Samstag kursierten dann jedoch wieder Bilder, die Trump auf dem Weg zum Golfplatz zeigten. Kurz darauf feuerte der US-Präsident auf seiner Plattform Truth Social eine ganze Reihe von Beiträgen ab. Spät am Sonntagabend schien der Republikaner dann auch die wilden Gerüchte zu adressieren.
„Ich habe mich noch nie in meinem Leben besser gefühlt“, schrieb Trump als Reaktion auf einen Beitrag, der behauptete, dass der ehemalige US-Präsident Joe Biden manchmal ebenfalls über Tage hinweg für die Öffentlichkeit nicht sichtbar gewesen sei. Dann verkündete Trump im gleichen Beitrag, dass die US-Hauptstadt Washington, D.C. nun endlich „verbrechensfrei“ sei.
„Zwei schlechte Nachrichten“ für Merz und Macron aus Moskau
In Moskau widmet man sich den Spekulationen um Trump derweil ausführlich – und das nicht ohne Häme, die wahlweise entweder dem US-Präsidenten oder Europa gilt. Bei Medwedew, der sich mit harschen Tönen gegenüber Trump meist zurückhält, rückten am Sonntag vor allem Bundeskanzler Friedrich Merz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in den Fokus.
Für die „zweieiigen Zwillinge“ gebe es nun „zwei schlechte Nachrichten“, schrieb Medwedew auf der Plattform X. „1. Trump lebt. 2. Russland schreitet voran“, hieß es weiter vom russischen Ex-Präsidenten, der damit nicht nur die wilden Spekulationen in den USA, sondern auch die zuvor aufgestellten Behauptungen der russischen Militärführung aufgriff.
Generalstabschef Waleri Gerassimow hatte am Samstag von großen Geländegewinnen in der Ukraine berichtet. Kyjiw wies die Darstellung umgehend zurück. Gleichzeitig versicherte Gerassimow, dass Russland seinen Krieg fortsetzen werde – und deutete bereits Planungen für neue Offensiven im Herbst an.
Dmitri Medwedew bekräftigt Kriegskurs des Kremls
Auch Medwedew ließ daraufhin keine Zweifel am Kriegskurs des Kremls aufkommen – und beschimpfte Merz und Macron als „Freaks“, die auf Rache sinnen würden und „Angst vor dem ‚Raubtier‘ am Tor“ hätten, gemeint war damit Kremlchef Wladimir Putin. „Sie haben die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg völlig vergessen. Allerdings könnte es so enden wie 1945 – auch sie könnten am Ende anhand ihrer Zähne identifiziert werden“, ließ der Ex-Kremlchef schließlich noch persönliche Drohungen gegen die europäischen Staatschefs folgen.
Merz reagierte bisher nicht auf die harschen Worte aus Moskau, erklärte am Sonntagabend jedoch, dass er sich „auf einen langen Krieg“ einstelle. „Wir versuchen, ihn so schnell wie möglich zu beenden, aber nicht zum Preis der Kapitulation der Ukraine“, schrieb der Kanzler bei X. „Denn dann verliert das Land seine Eigenständigkeit. Dann ist morgen das nächste Land dran und übermorgen wir“, fügte der CDU-Politiker an.
Russisches Staats-TV thematisiert Trump-Spekulationen
Im russischen Staatsfernsehen zeigten die Propagandisten unterdessen weniger Zurückhaltung gegenüber Trump als Medwedew – doch auch hier standen Drohungen gegen Europa weiterhin im Fokus. „Trump hatte eine Prellung an der Hand! Die britische Königin hatte auch eine Prellung, und dann ist sie gestorben“, beteiligte sich TV-Moderator Wladimir Solowjow dennoch in seiner Sendung an den Spekulationen.
„Jeder stirbt irgendwann. Ob sie nun eine Prellung haben oder nicht, Menschen sind sterblich. Das war’s, Trump ist weg!“, fügte der Moderator an und machte dabei einen amüsierten Eindruck angesichts der mitunter wilden Theorien, die es auch um Wladimir Putin stets gibt, sobald der Kremlchef von der Bildfläche verschwindet.
Dass Russland im US-Präsidenten mitunter auch einen Verbündeten sieht, wie bereits Medwedews Worte zeigten, unterstrich dann jedoch RT-Chefin Margarita Simonjan. Beim Treffen der beiden Präsidenten in Alaska habe man sehen können, dass „sich zwei normale Männer begegnet sind“, erklärte die Propagandistin den Zuschauern des zweitgrößten russischen Staatssenders Rossija 1.
RT-Chefin über Donald Trump: „Vielleicht landet er im Himmel“
Putin und Trump seien sich sehr ähnlich. „Sie mögen es, wenn ihr Land viele Panzer hat. Für manche mag das altmodisch erscheinen, aber in den Augen normaler Menschen ist das cool“, lautete ihr wohlwollendes Urteil. Das bedeutete jedoch nicht, dass Trump „ein Kriegstreiber ist, und wir sind es auch nicht“, fügte Simonjan an.

Kremlchef Wladimir Putin zusammen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping am Sonntag in Tianjin. Der russische Präsident spricht weiterhin von „Grundursachen“, die für einen Frieden in der Ukraine „beseitigt“ werden müssten. (Archivbild)
Copyright: Sergei BOBYLYOV / POOL / AFP
Sollte es dem US-Präsidenten gelingen, den Krieg in der Ukraine zu beenden, werde er zwar immer noch nicht den erhofften Friedensnobelpreis bekommen, aber „vielleicht landet er im Himmel“, spielte Simonjan schließlich auf frühere Aussagen Trumps an. „Aber dafür besteht kein Grund zur Eile“, griff auch die RT-Chefin schließlich die Spekulationen um den Gesundheitszustand des US-Präsidenten auf – und unterstrich damit wie zuvor auch Medwedew, dass Moskau mit Trump im Weißen Haus bisher gut leben kann.
Europa bleibt in Moskaus Visier: „Einfach alle vernichten“
Dass Russland weiterhin den Plan verfolgt, einen Keil zwischen die USA und Europa zu treiben, um so ein gemeinsames Handeln hinsichtlich der Ukraine zu unterbinden, machte unterdessen Solowjow überdeutlich. Sollte Europa in Zukunft Maßnahmen ergreifen, die Putins Forderungen „diametral entgegenstehen“, werde Russland „sie einfach alle vernichten“, ließ Solowjow wissen. Die Europäer sollten sich da „keine Illusionen machen“, fügte der TV-Moderator der Übersetzung des „Russian Media Monitors“ zufolge an – und fand somit deutliche härtere Worte für die EU-Staaten als für US-Präsident Trump.
Kremlchef Wladimir Putin schlug derweil am Montag in gemäßigterem Tonfall in dieselbe Kerbe. „Damit die Lösung des Konflikts in der Ukraine nachhaltig und langfristig ist, müssen die Ursachen der Krise beseitigt werden“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Tass den Kremlchef bei seiner Reise nach China. Die „Krise“ in der Ukraine sei durch den Westen provoziert worden, behauptete Putin erneut, den die TV-Kameras am Montag bei freundlichen Gesprächen mit Chinas Präsident Xi Jinping und Indiens Premierminister Narendra Modi zeigten.
Wladimir Putin besteht auf „Beseitigung der Grundursachen“
Der Kremlchef wich damit ebenfalls nicht von der bekannten russischen Linie ab. Hinter der „Beseitigung der Grundursachen“ verbergen sich weiterhin russische Maximalforderungen, die einer ukrainischen Kapitulation gleichkommen.
Aus dem Baltikum kommen angesichts der jüngsten Äußerungen aus Moskau unterdessen erneut Warnungen. „Russland wird seinen Krieg nicht stoppen, bis es dazu gezwungen wird“, kommentierte etwa Marko Mihkelson, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des estnischen Parlaments, die Äußerungen des Kremlchefs bei X.
Linas Linkevičius, ehemaliger Außenminister von Litauen, wurde noch deutlicher. „Russland unterstützt Trumps Bemühungen um Frieden … und wird deshalb den Krieg fortsetzen“, übersetzte Linkevicius die jüngsten Botschaften aus Moskau. „Das ist nicht bloß gewöhnlicher Zynismus“, fügte der Ex-Minister an. „Trump muss sich bewusst machen, dass Putin ihn nicht nur respektlos behandelt, sondern ihn auch öffentlich verspottet.“
Ernüchterung im Westen: „Alaska war schlecht für den Frieden“
Auch das Urteil des Osteuropa-Experten Janis Kluge von der deutschen Stiftung Wissenschaft und Politik fällt zu Wochenbeginn ernüchtert aus. „Manche sagen, der Gipfel in Alaska sei besser als nichts“, schrieb Kluge am Montag bei X. „Aber was nützt es, Putin auf der Weltbühne zu rehabilitieren, ohne etwas dafür zu bekommen?“
Echte Friedensgespräche habe es bisher nicht gegeben, führte Kluge aus und fügte an: „Putin sah darin eine Chance, den Westen zu spalten und Trump zu manipulieren. Alaska war schlecht für den Frieden.“