Köln – Ja, wir lassen unsere Kinder mit sechs und acht Jahren jetzt schon impfen. Was ein bisschen klingt wie ein Geständnis, war für meinen Mann und mich längst klar: Sobald es auch offiziell geht, werden unsere Grundschulkinder gegen Corona geimpft. Diese Woche hatten wir den ersten Impftermin – und es fühlte sich gut an. Ehrlich gesagt bin ich sogar richtig erleichtert.

Wir wollen nicht auf die Stiko-Empfehlung warten

Dass nicht alle das so empfinden, das kann ich absolut nachvollziehen. Andere Eltern im Freundes- und Bekanntenkreis diskutieren noch, ob sie ihre Kinder impfen lassen. Manche sind unsicher, weil es noch keine offizielle Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für Kinder gibt, die nicht chronisch krank sind. Wir aber sind überzeugt, dass wir nicht auf die Stiko warten wollen.

Dass die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) den Impfstoff europaweit freigegeben hat, mehrere Länder bereits seit einiger Zeit jüngere Kinder impfen und nach Millionen Impfungen in den USA keine schweren Nebenwirkungen bei Kindern verzeichnet wurden, hat uns genug überzeugt. Ich vertraue der Wissenschaft und den Medizinern, von denen viele die Impfung auch jetzt schon empfehlen, unter anderem auch unser Kinderarzt.

Die Rest-Angst vor unbekannten Varianten bleibt

Immer schon war ich froh über die Möglichkeit, Kinder gegen Krankheiten wie Diphterie, Polio, Keuchhusten oder Masern durch eine Impfung schützen zu können. Das jetzt auch gegen Corona zu tun ist für mich nur folgerichtig. Selbst wenn die meisten Kinder bei einer Corona-Ansteckung milde Verläufe haben und die Gefahr für das PIMS-Syndrom und Long Covid gering ist, so möchte ich sie trotzdem geschützt wissen. Eine Rest-Angst bleibt. Gerade vor jenen Varianten des Corona-Virus, über die wir jetzt noch wenig wissen und die vielleicht noch kommen mögen.

Die Gefahr sich zu infizieren ist auf jeden Fall hoch im Augenblick, man muss sich nur mal die Corona-Fallzahlen in den Schulen anschauen. Auch deswegen wollen wir die Impfung: Damit unsere Kinder sich selbst nicht anstecken, aber das Virus auch nicht so schnell weitergeben können – zum Beispiel an ihre Schwester, die mit ihren zwei Jahren noch nicht geimpft werden kann oder an Menschen, die keinen Immunschutz aufbauen können.

Viele argumentieren hier, Kinder dürften nicht dafür verantwortlich sein, durch ihr Geimpftsein zur Herdenimmunität beizutragen. Das stimmt. Aber wenn sie selbst geschützt sind und nebenher dazu beitragen, finde ich daran nichts Verwerfliches.

Mehr Normalität statt Quarantäne-Daueralarm

Faktisch haben Kinder schon lange ihr Säcklein zu tragen in dieser Pandemie und werden ohne Schonung in die Pflicht genommen, wenn man es so nennen will – zuerst durch den Monate langen Lockdown, dann durch Homeschooling und Wechselunterricht und jetzt durch das tägliche Zittern, ob sie nun zur Schule können oder ein weiterer Corona-Fall die Klasse mal wieder lahm legt. Wir hatten in der Familie bereits vier solche Quarantänen. Und es war wahrlich nicht leicht für die Kinder und uns als Familie – selbst, wenn am Ende alle negativ waren.

Auch um meinen Kindern und uns Eltern die stetige Sorge und Unsicherheit vor der nächsten anstrengenden Quarantäne zu ersparen, befürworte ich die Impfung. Vielleicht wird uns trotzdem mal eine Quarantäne treffen, aber sicher nicht mehr so oft und so lange. Auf diese Weise bekommen wir wenigstens ein bisschen mehr Stabilität und Sicherheit in einer so unsteten Zeit. Denn danach sehnen wir uns wahnsinnig, wie sicher viele andere Familien auch.

Als ich meinen Kindern von ihrem Impftermin erzählt habe, waren sie überraschend fröhlich. Dabei hatten wir zuvor noch nie mit ihnen über unsere Impfentscheidung gesprochen. Ich glaube, für sie bedeutet die Impfung eben auch die Hoffnung auf ein bisschen mehr Ruhe und Normalität. Da ist das Gefühl, doch etwas tun zu können, ein bisschen Kontrolle zurück zu bekommen. Und allein dafür hat es sich schon gelohnt.