Inzidenz in NRW steigt vor FerienendeExperten befürchten harten Corona-Winter

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Schüler in NRW sollen zum Schutz vor Corona weiterhin getestet werden (Symbolbild).

Köln – Schuld am Anstieg der 7-Tage-Inzidenz in Nordrhein-Westfalen ist genau genommen das nasskalte Wetter. Das führe dazu, dass sich die Menschen wieder vermehrt in Innenräumen aufhalten. Das sagt zumindest Jürgen Zastrow, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung in Köln.

„Das Keimspektrum dort ist anders als draußen“, sagt Zastrow. Die Wahrscheinlichkeit sich anzustecken ist somit größer. Und das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche lag nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) am Freitag bei 61,0. Am Tag zuvor betrug diese 57,1.

Zwölf- bis 17-Jährigen haben die niedrigste Impfquote

Entspannung ist nicht in Sicht. Denn von Montag an werden gerade junge Leute wieder viel Zeit in den geschlossenen Räumen der Schulen verbringen. Die Ferien sind dann vorbei. Und die Quote der Erstgeimpften unter den zwölf bis 17-Jährigen liegt laut Zastrow bei gerade mal 45 Prozent. Ob die Regeln aufgrund der steigenden Inzidenz in NRW für die Schüler verschärft werden, ist unklar.

Das Schulministerium hält sich auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ jedenfalls bedeckt. Wie schon die bisherigen grundsätzlichen Entscheidungen zum Schul- und Unterrichtsbetrieb in Corona-Zeiten werde auch die Entscheidung über den weiteren Umgang mit der Maskenpflicht am Sitzplatz ressortübergreifend innerhalb der Landesregierung erörtert.

Schulen beobachten die Entwicklung

Man beobachte weiterhin die Entwicklung des Infektionsgeschehens, heißt es aus dem Düsseldorfer Schulministerium. Und halte an beschlossenen Vorsichtsmaßnahmen fest. „Dazu gehört, dass am ersten Schultag nach den Ferien alle Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen auf das Coronavirus getestet werden.“

Um einen verlässlichen landesweiten Überblick zu erhalten, werde zudem die wöchentliche Umfrage zum Schulbetrieb in Corona-Zeiten auch nach den Ferien fortgeführt. „Vor diesem Hintergrund wird das Schulministerium die Schulen, die Schulträger und die Öffentlichkeit rechtzeitig über die ab November geltenden Regelungen informieren“, so ein Sprecher von Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP).

Bereits vor den Herbstferien hatte das Düsseldorfer Bildungsministerium ein Ende der Maskenpflicht vom 2. November an in Aussicht gestellt. Sollten Reisen in den Herbstferien die Infektionszahlen in die Höhe schnellen lassen, hätte man also noch einen zeitlichen Puffer von einer Woche, um zu reagieren und geplante Lockerungen wieder einzukassieren.

Die Impfquote muss mindestens auf 80 Prozent betragen

Tests und Masken hält auch der HNO-Arzt Jürgen Zastrow weiterhin für wichtig. Um das Infektionsrisiko nachhaltig zu vermindern, gibt es für Jürgen Zastrow aber nur den einen Weg: Die Impfquote müsse rauf auf 80 Prozent. Und zwar schnell. „Ich finde, dass wir den Druck auf diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollen, unbedingt erhöhen müssen.“

Ein bedeutender Wendepunkt könnte auch die Zulassung des Impfstoffes für die unter Zwölfjährigen sein. Denn dann würde der Inzidenzwert wieder sinken, glaubt Zastrow. Bis zur Zulassung braucht es aber andere Maßnahmen. Findet zumindest der Grundschulverband: „Die Testung von Kindern und Schulpersonal muss bis auf Weiteres fortgeführt werden“, sagte der Verbandsvorsitzende Edgar Bohn.

Ein Ende der Maskenpflicht im Grundschulunterricht sei aus pädagogischer Sicht sinnvoll, aber „nur dann vertretbar, wenn dies mit flankierenden Maßnahmen abgesichert wird“. Bohn spricht sich für den Einsatz von Raumluftanlagen aus, um „größtmögliche Sicherheit“ zu gewährleisten. Auch das erneute Tragen von Masken müsse in Betracht gezogen werden, wenn die Zahlen weiterhin stark anstiegen.

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Und das werden sie, wenn die Impfquote in den Wintermonaten nicht steigt, sagt Zastrow. Er hat aber auch gute Nachrichten. „Da wir schon viele Impfungen haben, wird dieser Corona-Winter nicht so schlimm wie letztes Jahr. Wir werden zwar weiterhin Infektionswellen haben, allerdings viel flacher.“

Zu erkennen sei dies schon jetzt: Die Intensivstationen seien nicht so voll wie im vergangenen Herbst und viele Erkrankungen verliefen milder.

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