In Sachen LiebeSollen wir uns trauen, uns als Paar selbstständig zu machen?

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Symbolbild Paar selbstständig

Als Paar selbstständig machen – kann das funktionieren?

  • Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
  • Im wöchentlichen Wechsel beantworten die Psychotherapeuten Désirée Beumers, Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner sowie die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex und Kindererziehung.
  • Diesmal beantwortet Daniel Wagner die Frage, ob man sich als Paar selbstständig machen sollte. Und wie das klappen kann.

Köln – Mein Mann und ich sind seit 15 Jahren ein sehr gutes Team. Wir haben einen gemeinsamen Sohn und fühlen uns nach wie vor sehr wohl miteinander. Da wir beide den gleichen Beruf haben (er selbstständig, ich bislang im Anstellungsverhältnis), überlegen wir derzeit, ob wir uns nicht zusammen selbstständig machen. Kann das als Paar funktionieren?

Ihre Frage stellen sich mehr Paare, als man vielleicht meint. Immerhin haben sich ja sehr viele über die Ausbildung, das Studium oder den Beruf kennengelernt. In manchen Branchen und insbesondere bei den Freiberuflern (z.B. Arztpraxen oder Rechtsanwaltskanzleien) ist es geradezu üblich, dass ein Paar ein Unternehmen gemeinsam betreibt. Und es gibt Beispiele sehr großer Firmen, die von einem Paar gegründet und geleitet werden, wie etwa das derzeit in aller Munde befindliche Biotechnologieunternehmen Biontech.

Dr. Daniel Wagner

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Psychotherapeut und Dozent Dr. Dr. Daniel Wagner aus Köln

Foto: Daniel Wagner

Alles zum Thema Universität zu Köln

Privatdozent Dr. Dr. Daniel Wagner ist Psychotherapeut und habilitiertes Mitglied der medizinischen Fakultät der Universität zu Köln. Neben Dozenten-, Vortrags-, Lehr- und Forschungstätigkeiten ist er niedergelassen in eigener Privat- und Lehrpraxis in Köln mit den Schwerpunkten Psychotherapie, Paarberatung und Coaching. Als Experte beantwortet er in der Kolumne „In Sachen Liebe" Leserfragen.

Die augenscheinlichste Befürchtung, die viele Paare hinsichtlich des gemeinsamen Arbeitens haben, ist, dass Konflikte im Job die Beziehung belasten und private Auseinandersetzungen das Berufliche negativ beeinflussen. Im schlimmsten Fall könnten dann Job und Beziehung gleichzeitig scheitern.

Dieser nicht unberechtigten Sorge stehen allerdings eine ganze Reihe Vorteile des gemeinsamen Arbeitens gegenüber: In Beziehungen herrscht häufig ein Maß an Vertrauen, das sich auf rein beruflicher Ebene kaum etablieren lässt. Paare sind häufiger auf einer Wellenlänge und außerdem krisenerprobt, gerade in langjährigen Beziehungen. Insbesondere mit einem oder mehreren gemeinsamen Kindern haben Sie schon viel „Management“-Erfahrung mit einer gehörigen Portion Abstimmung und Organisation sammeln können.

Grenzen sind wichtig

Ihre Frage ist daher kaum mit einem simplen Ja oder Nein zu beantworten. Vielmehr sollten Sie die Voraussetzungen klären, unter denen gemeinsames Arbeiten gelingen kann. Die Erfahrung zeigt, dass Grenzen wichtig sind. Sie sollten nicht alle Bereiche des Partnerschaftlichen mit dem Beruflichen verknüpfen. Sonst diskutieren Sie die beruflichen Themen irgendwann im Bett. Es kann daher sehr sinnvoll sein, Zeiten und Orte zu definieren, die Sie dem Job widmen, und andere, die Sie der Beziehung vorbehalten. Zudem ist es wichtig, dass Sie beide auch Ihre je eigenen Bereiche haben, sowohl im Beruflichen (Ressorts, Verantwortlichkeiten) wie im Privaten (Zeit für sich selbst, mit Freundinnen und Freunden).

Leseraufruf

Regelmäßig beantwortet jemand aus unserem „In Sachen Liebe“-Team Ihre Fragen. Schreiben Sie uns, was Sie in der Liebe bewegt; was Ihnen schwerfällt, wo Sie sich einen guten Rat wünschen!

Ihre Zuschriften unterliegen dem Redaktionsgeheimnis und werden von uns in anonymisierter Form zur Beantwortung weitergegeben. 

Schicken Sie Ihre Frage an:  in-sachen-liebe@dumont.de

Darüber hinaus ist es sicher ratsam, schon im Vorfeld das Thema Ressourcen zu besprechen. Eine Selbstständigkeit kann ja zeitlich wie psychisch sehr fordernd sein, und sie geht insbesondere zu Beginn häufig mit einem hohen Arbeitspensum einher. Daher überlegen Sie sich gut, wie Sie den Haushalt, den Einkauf, gegebenenfalls die Kinderbetreuung organisieren können, und prüfen Sie, ob es Ihre Möglichkeiten hergeben, sich Unterstützung zu holen (Großeltern, Reinigungskraft, Lieferdienste etc.).

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Und zu guter Letzt: Reden Sie miteinander! Geben Sie sich Feedback, und erkennen Sie die Leistungen des Gegenübers an. Prüfen Sie immer wieder kritisch, ob Sie sich in Ihren Absprachen und der Arbeit insgesamt wohl fühlen oder ob etwas neu ausgerichtet werden kann, damit bei allen Beteiligten möglichst viel Zufriedenheit herrscht.

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