„Er hat noch nicht einmal gewunken“

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Rennprofis unter sich: Michael Schumacher (l.) und Ferrari-Testpilot Luca Badoer tauschen sich über ihre Strategie aus.

Rennprofis unter sich: Michael Schumacher (l.) und Ferrari-Testpilot Luca Badoer tauschen sich über ihre Strategie aus.

Kerpen-Sindorf - Eine schwarz glänzende Limousine mit verspiegelten Scheiben und schweizer Kennzeichen prescht die Michael-Schumacher-Straße entlang. Vorbei an den Fans, vorbei an den Sicherheitsleuten, durch das Tor. Es wird sofort geschlossen. Einige Schaulustige umklammern die Gitter des Eingangstores vom MS-Kartcenter in Kerpen, zücken ihre Kameras und warten. „Das war er, das war er“, keucht Anita Kilanowski. Die 50-Jährige quetscht sich ans Gitter und stapft mit einem Fuß auf den Boden. „Jetzt kommt er gleich zu uns. Ich weiß das.“ Das Poster, auf dem der siebenfache Formel-1-Weltmeister unterschreiben soll, hält die Thüringerin schon bereit.

Unerreichbar

Dass ihr größtes Idol Michael Schumacher beim 24-Stunden-Kartrennen in Kerpen startet, ist für die Frau aus Heiligenstadt Grund genug, in die Region zu kommen. Es ist zwar eine Privatveranstaltung, doch das schreckt Anita Kilanowski nicht ab. „Der kommt immer mal raus, um seinen Fans Hallo zu sagen.“ Doch dann die Enttäuschung. In der Ferne, unerreichbar für die Fans, kommt Michael Schumacher vom Parkplatz. Er läuft lässig zum Eingang des Kartcenters, die Hände in den Taschen, mit einem schwarzen Rolli bekleidet. Sichtlich nervös verfolgen die Fans, wie er kurz vor dem Eingang eine kleine Drehung vollführt und die Hallenmauer entlang zu einem Seiteneingang geht. Er biegt um die Ecke, taucht dann wieder auf, läuft mit gesenktem Kopf zurück zum Haupteingang - und verschwindet endgültig im Kartcenter. „Und er hat noch nicht einmal gewunken“, bemerkt Schumi-Fan Patrick Kirsten, der extra aus Trier gekommen war, enttäuscht.

Es ist nur eine kleine Truppe von Fans, etwa 30 Leute, die am Samstag hoffnungsvoll auf die Ankunft von Schumi warten, um einen Blick auf ihren Rennstar zu werfen. Ein Fan-Ansturm ist ausgeblieben, schließlich stand von vorneherein fest, dass das Rennen nur für die geschlossene Gesellschaft rund um Michael Schumacher organisiert worden war.

18 Teams mit bis zu zehn Fahrern gehen an diesem Tag an den Start, um 24 Stunden lang in den Karts ihre Runden zu flitzen. Vor dem Start hält Schumi Kriegsrat mit seiner Truppe, die aus Freunden und Bekannten des Kerpeners besteht. Unter den Sportlern sind Ferrari-Testpilot Luca Badoer, Schumacher-Freunde Heribert Füngeling aus Erftstadt und Rolf Glauser sowie Rennfahrer und Schumachers „Stiefbruder“ Sebastian Stahl. Der 28-Jährige ist der Sohn der Lebensgefährtin von Vater Rolf Schumacher, Barbara Stahl. Die beiden sind ebenfalls vorbeigekommen, um ihre Sprösslinge anzufeuern.

Wer an welcher Position fahren soll und mit welcher Strategie das Team auftrumpfen will, das bespricht das Schumi-Team an einem ganz privaten Ort: Hinter dem MS-Kartcenter haben die Organisatoren eigens für Michael Schumacher einen Caravan aufgebaut, in dem der Weltsportler auch schnell verschwindet. Und dort wird das Meister-Konzept ausgefeilt. Schumacher wird als Startfahrer auserkoren, um von Anfang an Plätze gutzumachen. Badoer soll dann den Vorsprung halten.

Während die Rennprofis sich voll und ganz der großen Gaudi, wie Schumacher das 24-Stunden-Event bezeichnet, hingeben, harrt vor dem Gittertor am Kartcenter die kleine Fantruppe aus.

Nicht alle gekommen

„Ich bin mir sicher, dass wir gleich noch reingelassen werden“, begründet Ralf Preuschoff seine Geduld. Sicherheitsleute hätten berichtet, es seien lange nicht alle Gäste gekommen, die Halle sei also nicht voll belegt. Und da würden die wenigen Fans, die vor der Türe stünden, noch wunderbar reinpassen.

Der Mann aus Adenau am Nürburgring will seinen Töchtern eine besondere Freude machen. Seinen Mädchen hat er versprochen, ihrem Schumacher einmal ganz nahe zu sein. „Ich hatte extra noch einmal auf Schumis Homepage nachgeschaut“, sagt er. „Da stand, dass er nach Kerpen kommt, aber leider nicht, dass das in einer geschlossenen Runde stattfindet.“

Katharina (11) und Stella (13) schmiegen sich mit enttäuschten Gesichtern an ihren Vater. „Wir hatten uns so gefreut, Schumi mal zu sehen“, erklärt Stella. „Er hat ja aufgehört zu fahren, deshalb ist dies eine der letzten Chancen, ihm als Star zu begegnen.“ Die Mädchen reiben sich die Oberarme, ihnen wird kalt. Und so langsam wird es dämmrig. Als die offizielle Ansage kommt, dass Schumi und seine Teamfahrer bereits auf der Strecke sind, geben fast alle Fans ihre Posten auf und ziehen enttäuscht von dannen.

Beim Rennen haben die Kartpiloten um Schumacher nicht so viel Glück. Von 18 Teams landet die Schumi-Truppe auf Platz zwölf. Doch was ein wahrer Weltmeister ist, der lässt sich davon nicht die Laune verderben. Von einem Trainingslager ist bereits die Rede. Und Schumacher verspricht gut gelaunt, „seine Jungs“ im kommenden Jahr, beim zweiten 24-Stunden-Kartrennen, zumindest unter die Top 10 zu bekommen.

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