„Hart aber fair“Trump-Fan zieht Unmut der anderen Gäste auf sich – Plasberg ermahnt

Lesezeit 4 Minuten
HAF US-Wahl

Die Runde zur US-Wahl bei „Hart aber fair“

Der US-Wahlkampf wird anstrengend und schwierige, schmutzige Wochen stehen bevor. Das zumindest meinen einige der Zuschauer von „Hart aber fair“ am Montagabend. Auch Moderator Frank Plasberg spricht von gebrochenen Versprechen des amtierenden Präsidenten Donald Trump, von Lügen und Verleumdungen. Genügend Zündstoff also für eine nicht immer sachliche Diskussion über Rassismus, Polizeigewalt, Wahlmanipulation. Außerdem beschäftigten sich die Gäste in der Talk-Sendung mit den Fragen: Was bedeuten die Wahlen in den USA im November eigentlich für uns, hier in Deutschland? Und war unter Trump bislang wirklich alles schlecht?

Die Gäste

Ansgar Graw war langjähriger US-Korrespondent der „Welt“, heute ist er der Herausgeber von „The European“. Wen er im Wahlkampf vorne sieht, will Plasberg wissen. Im Moment sei es noch der Demokrat Joe Biden, so Graw. Es könne aber bis zum 3. November noch viel passieren. „Wenn unter Obama alles so super gewesen wäre, wie es heute verklärt dargestellt wird, dann wäre Trump nie Präsident geworden“, ist sich der Journalist sicher. Der, wie es scheint, Mittelsmann zwischen den beiden US-Parteien in dieser Runde fordert immer wieder einen fairen Umgang bei der Bewertung der Präsidentschaft Trumps. Sehr viele Aspekte werden im Laufe der Sendung allerdings nicht zusammengetragen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschuss, Norbert Röttgen (CDU) nennt die USA einen „wichtigen Verbündeten Deutschlands“. Doch bezichtigt er Trump in aller Deutlichkeit, die Spaltung im Land auf den Höhepunkt getrieben zu haben, wenn er sie auch nicht erfunden habe. Aggression und Polarisierung – das geht an die „Voraussetzungen der Demokratie“, betont der Kandidat für den CDU-Parteivorsitz gewohnt ruhig, dennoch bestimmt. Auf die Schlussfrage, wen er im Wahlkampf vorne sieht, kennt er demnach nur eine Antwort: Joe Biden.

Alles zum Thema Hart aber fair

Christiane Meier leitet das ARD-Studio in New York. Aus eben dieser Stadt ist sie zugeschaltet. Meier beruft sich auf ihre eigenen Erfahrungen vor Ort. Im Umgang mit Covid-19 habe Trump versagt und für die Zeit nach der Wahl sieht sie ein „kämpferisches Modell“ voraus. Immerhin versuche der Präsident, „möglichst viele Menschen am Wählen zu hindern“. Und ob er das Ergebnis im Falle einer Niederlage anerkennt, sei auch noch abzuwarten. 

HAF Weinberg

George Weinberg bei „Hart aber fair“

Die gebürtige US-Amerikanerin Tamika Campbell sieht in der kommenden Wahl eine Entscheidung zwischen „Pest und Cholera“, doch gebe es für Joe Biden wenigstens einen Impfstoff. Trump hingegen fördere „Arschlöchigkeit“. Konkret heißt das: „Seit Trump Präsident ist, ist der Rassismus in Amerika sichtbarer. Viele Menschen haben keine Angst mehr, ihren Rassismus zu zeigen.“ In der Diskussion bringt sie lange Argumentationsketten immer wieder kurz und prägnant auf den Punkt, manchmal auch in englischer Sprache.

George Weinberg ist Sprecher der Republikaner in Deutschland. Er wird Trump wählen, das steht fest. Und nicht nur wählen wird er ihn, auch bedient er sich nach einigen ungewünschten Fragen Plasbergs der ausweichenden Strategien des US-Präsidenten. Er spricht vom „China-Virus“, greift Meier als Vertreterin der Öffentlich-Rechtlichen an, bezichtigt sie, nicht objektiv zu sein. 95 Prozent der Medien seien gegen Trump, eine Quelle dafür hat er nicht.

Plasberg greift ein

Schon während der Vorstellung der Gäste zeichnet sich in der emotionalen Gesprächsrunde ab, um wen sich die Streitigkeiten drehen würden: Um Weinberg, der sich am Ende zwar noch für die Einladung bedankt. Den bekennenden Trump-Fan musste Plasberg jedoch immer wieder an die Gesprächsregeln erinnern und auch den Rest der Runde hin und wieder ermutigen, dass „wir nicht über jedes Stöckchen springen müssen, dass uns hingehalten wird“. Hingehalten von Weinberg, dem in dieser Sendung verlängerten Arm Trumps.

Weiterhin ein offenes Rennen

Wer aber hat nun die besseren Karten im Präsidentschaftsrennen, Republikaner Trump oder Demokrat Biden? Diese Frage konnte in der gestrigen Sendung von „Hart aber fair“ nicht beantwortet werden. Wäre die Wahl aber unter den Gästen geblieben, Trump hätte nur 20 Prozent der Stimmen erhalten. Diese Prognose ist wohl nicht auf die USA zu übertragen, und selbst wenn es dort Umfragen gibt, stellt Journalist Graw fest: „Es gibt nur eine verlässliche Umfrage, nämlich die Wahl.“

KStA abonnieren