Heller's BrauereiDieser „Kallendresser“ hilft gegen alles

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Anne Heller leitet die Brauerei seit 2010 und kümmert sich außerdem um das Brauhaus im Kwartier Latäng. (Bild: Süsser)

Anne Heller leitet die Brauerei seit 2010 und kümmert sich außerdem um das Brauhaus im Kwartier Latäng. (Bild: Süsser)

Innenstadt – Wer Hellers Brauhaus betritt, sieht ihn vielleicht nicht gleich auf Anhieb. Ziemlich hoch hängt er unter der Decke - der Kallendresser. Für alle Nicht-Kölner: Der Kallendresser ist eine urkölsche Figur, die den blanken Hintern zeigt und die Notdurft in einer Dachrinne verrichtet. So erzählt es die Sage. Der Kallendresser sei eine außergewöhnliche, eine "aufmüpfige" Figur, die gern gegen den Strom schwimmt, sagt die Juniorchefin Anna Heller. Diese Eigenschaft hat der 26-jährigen Bierbrauerin offenbar so gut gefallen, dass sie eine Kallendresser-Bronze in Auftrag gegeben und vor kurzem in die gute Stube gehängt hat. Der Kallendresser als Maskottchen.

"Wer den blanken Hintern streichelt, der hat ein Leben lang Glück", sagt sie mit einem Augenzwinkern. Weil die Juniorchefin offenbar Humor hat, hat sie auch dem neuesten Produkt aus dem Hause Heller, einem Kräuterlikör, den Namen "Kallendresser" gegeben. Das Gebräu besteht aus 90 verschiedenen Wurzeln, Samen, Körnern und Kräutern. "Der hilft gegen alles", will der Heller-Braumeister, Gregor Schareck, wissen.

Das kleine Fläschchen mit dem braunen Inhalt wurde jetzt, anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Brauerei, auf den Markt gebracht. Typisch ist der Bügelverschluss. Dieser traditionelle Verschluss ist das Heller-Markenzeichen. Und noch ein Markenzeichen gibt es bei Heller: Es wird ausschließlich Bio-Bier gebraut. Die Rohstoffe stammen aus ökologischem Anbau. Sechs Sorten mit Bio-Siegel sind im Angebot - Kölsch, Pils, Wiess, Weizen, Maibock und Winterbock.

Als der Vater Hubertus Heller vor 20 Jahren die kleine Brauerei mit Brauereiausschank im Keller des historischen Gebäudes an der Roonstraße 33 gründete - es war das ursprüngliche Stammhaus der Firma Flimm, die dort bis 1975 den Kabänes braute - hatte er schon die "Vision" vom Biobier. Die Idee wurde nach und nach umgesetzt. Seit 2010 leitet die Tochter Anna die Brauerei und das Brauhaus im Kwartier Latäng unter dem Motto "Bio op Kölsch". Daneben führt sie noch "Hellers Volksgarten".

Gebraut wird immer noch im Keller an der Roonstraße, etwa 4000 Hektoliter pro Jahr. 30 Fässer Bier und 2500 Flaschen pro Stunde werden abgefüllt. Die Gerätschaften entsprechen den modernen Anforderungen, aber viel Tradition ist noch im Spiel: Die Flaschen werden mit der Hand verschlossen. Viel Zeit braucht das und häufige Schichtwechsel bei den "Bügelverschließern".

Angeboten werden die Flaschen mit dem Biobier in "altmodischen" Holzkisten, die bundesweit verschickt werden. Ein großer Anteil gehe nach Düsseldorf, sagt der Braumeister. Für 1,19 bis 1,29 Euro wird die 0,5-Liter-Einzelflasche im Bio-Supermarkt angeboten.

Im traditionellen Brauhaus mit dem großen rustikalen Thekenbereich samt einer Empore und einem nostalgisch-schicken Wintergarten, kann an den typischen blank gescheuerten Tischen auch gespeist werden. Eine Besonderheit ist dabei das kernig-deftige "Treberbrot". Der beim Bier-Maischen anfallende Treber wird zu Brot verbacken. Ansonsten gibt es überwiegend kölsche Kost, und die ist zumeist deftig. Doch auch Vegetarisches findet der Gast auf der Karte sowie Salat mit Putensteak. Das Gericht isst Anna Heller am liebsten.

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