Kölner Virologe„Größere Ausbrüche im Schulsetting sind nach wie vor die Ausnahme“

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Schülerinnen und Schüler in einem Klassenraum. (Symbolfoto)

Köln – Noch wenige Tage vor den Weihnachtsferien betonte die nordrhein-westfälische Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) nahezu unisono mit den übrigen Kultusministerien der Republik, dass Schulen keine Infektionsherde darstellten.

„Die Infektion ist in den Schulen angekommen“, stellt allerdings Rolf Kaiser, Virologe an der Kölner Universitätsklinik, fest. Die Frage, ob die Ansteckungen von außen herangetragen würden oder ob sich das Virus an den Schulen selbst vermehrt verbreitet, sei aber noch zu klären.

In einem Bericht geht der „Spiegel“ auf eine Studie des Heinrich-Pette-Instituts und des Uniklinikums Eppendorf ein, die einen Ausbruch an einer Stadtteilschule in Hamburg mit mehr als drei Dutzend Infizierten nachzeichnet. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass der Ausbruch auf eine einzige Person zurückgeführt werden könne.

Dieses Resultat findet der Kölner Virologe Kaiser nicht überraschend, „das kann vorkommen“. Für NRW und einige andere Bundesländer lägen solche Ergebnis allerdings nicht vor. Das Robert-Koch-Institut bestätigt auf Anfrage diese Einschätzung: „Die an das RKI übermittelte Zahl an Covid-19 Ausbrüchen im Schulsetting hat in den Wochen vor Beginn der Weihnachtsferien deutlich zugenommen. Größere Ausbrüche im Schulsetting sind aber nach wie vor die Ausnahme.“

Kaiser plädiert dafür, Schulen und Kindertagesstätten offen zu halten, um den Kindern und Jugendlichen die bestmögliche Betreuung zu garantieren. Dies sei das Hauptziel, und dafür habe man auch ein Konzept vorgelegt, das auf zwei Säulen beruht: auf selbstentnommenen Speichelproben sowie auf Pooltestungen.

Verschiedene Szenarien

Mit Blick auf das Infektionsgeschehen sagt Yvonne Gebauer auf Anfrage: „Mit dem nordrhein-westfälischen Stufenmodell sind die Schulen und die Landesregierung derzeit bestmöglich auf verschiedene Szenarien für den Schulbetrieb im neuen Jahr vorbereitet.“ Die Entscheidung über die konkrete Ausgestaltung sollte erst in Kenntnis des weiteren Infektionsgeschehens und nach der für den 5. Januar 2021 geplanten Sitzung der Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder mit der Bundeskanzlerin getroffen werden.

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Das Robert-Koch-Institut empfiehlt eine Verkleinerung der Lerngruppen, auch wenn die Inzidenzzahlen niedrig sind, die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina ging Anfang Dezember sogar so weit, angesichts steigender Infektionszahlen eine Aufhebung der Schulpflicht zu fordern. Demgegenüber heißt es aus dem nordrhein-westfälischen Schulministerium, dass die Schutzmaßnahmen greifen würden. „Aktuelle Zahlen der Schulabfrage zum Unterrichtsbetrieb zeigten bis zuletzt, dass Schulen keine Infektionstreiber sind.“

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