Schumachers Konten geplündert

Lesezeit 3 Minuten
Michael Schumacher

Michael Schumacher

Monaco - Späte Genugtuung für Michael Schumacher: In Monaco wurde ein englischer Banker zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt, der den Formel-Eins-Weltmeister und andere vermögende Kunden um insgesamt 18 Millionen Euro erleichtert hat. Damit ging das Gericht der monegassischen Hauptstadt am Dienstag noch über die Forderungen der Staatsanwaltschaft hinaus, die Stephen Troth vier Jahre hinter Gitter schicken wollte. Sie hatte gefordert, das Urteil müsse zeigen, dass Monaco ein sicherer Finanzplatz sei - und zudem „die Kunden besänftigen“.

Stephen Troth ließ sich stets in teuren Autos sehen und gab sich als Freund der Stars aus. Der Brite verwaltete die Vermögen von rund 20 Kunden und machte sich damit ein schönes Leben: Innerhalb von knapp zwei Jahren zweigte der 42-Jährige von Konten Schumachers und anderer Kunden seiner Bank HSBC Republic in Monaco unbemerkt hohe Beträge ab. Im Mai 2001 war der in Chesterfield geborene Betrüger bei einer internen Kontrolle aufgeflogen; daraufhin hatte die Bank Strafanzeige erstattet. Der nunmehr geschasste Privatkunden-Betreuer muss dem Urteil zufolge auch 30 000 Euro Strafe zahlen.

Unter den geplünderten Konten waren vor allem jene mit den Codes „RF“, „RW“, „SM“ und „Rolf 95“, die von Michael Schumachers Vater Rolf im Namen seines Sohnes eröffnet und von dem Formel-Eins-Piloten bestückt worden waren. Mit insgesamt 37 Überweisungen auf seine eigenen Konten bei Lloyds in Genf sowie in Monaco erleichterte Troth allein die Schumachers um mehr als zehn Millionen Euro. In einem Falle hatte der Brite in einem Rutsch mehr als zwei Millionen Euro von einem Schumacher-Konto genommen - unbemerkt.

Ein anderer Kunde, Raimund Forster, wurde mit 54 faulen Geschäften durch Troth um drei Millionen Euro erleichtert. Vom deutschen Rallye-Fahrer Armin Schwartz beschaffte er sich 800 000 Dollar für den Kauf eines Hauses. Schwartz trat in dem Verfahren ebenso als Nebenkläger auf wie Catherine Valentin. Die Freundin des französischen Tennis-Stars Henri Leconte ist nach eigenen Angaben nach dem Verlust von einer Millionen Euro „ruiniert“. Sie verlangt das Geld von der Bank zurück.

Vor Gericht prangerten die Ankläger Troth als „geborenen Betrüger“ an, als selbstgefälligen „Golden Boy“, den die Glitzerwelt des Jet-Sets benebelt habe. Der Angeklagte hatte vor Gericht zu Protokoll gegeben, er habe nach seiner Scheidung eine schwierige Zeit durchgemacht. Die Arbeit mit den immer anspruchsvoller gewordenen Kunden habe ihn überlastet. „Daraufhin habe ich Medikamente genommen und den Kontakt zur Realität verloren“, sagte er. „Ich bin zusammengebrochen.“

HSBC Republic in Monaco ist auf Privatbank-Geschäfte und Vermögensplanung für Reiche spezialisiert. Das Unternehmen wirbt mit den engen Beziehungen zu den Kundenbetreuern, die jeweils speziell für Kunden und deren Familien zuständig sind, mit unabhängiger Anlageberatung und diskreter Abwicklung. „Unsere Mitarbeiter haben die Herausforderungen des Jahres 2001 meistern können, sie sind zusammen mit unseren Kunden unsere größten Trümpfe“, heißt es stolz im jüngsten Jahresbericht. (afp)

KStA abonnieren