Unverkrampft und gelungen

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In aller Ruhe schauten sich Prof. Alfred Neven DuMont und Ehefrau Hedwig unter Leitung von Museumschef Gerhard Finckh (l.) die Ausstellung im Museum Morsbroich an, die Bilder Franz von Lenbachs der Moderne gegenüber stellt.

In aller Ruhe schauten sich Prof. Alfred Neven DuMont und Ehefrau Hedwig unter Leitung von Museumschef Gerhard Finckh (l.) die Ausstellung im Museum Morsbroich an, die Bilder Franz von Lenbachs der Moderne gegenüber stellt.

„Franz von Lenbach und die Kunst heute“ - Die Familie Neven DuMont eröffnete am Sonntag im Museum Morsbroich die Ausstellung mit Werken des Malerfürsten aus dem 19. Jahrhundert und Bildern der Moderne. Eine Konfrontation, die einen spannenden Dialog einleitet.

Leverkusen - Wenn vor dem Schloss eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn schon die Parkplätze Mangelware sind und die letzten Verzweifelten versuchen, sich knapp vor der Feuerwehr-Zufahrt zu postieren, dann müssen im Museum Morsbroich wichtige Ereignisse stattfinden. Das war am Sonntag um 12 Uhr der Fall, als die Ausstellung „Franz von Lenbach und die Kunst heute“ feierlich eröffnet wurde. Die Enkel des Malerfürsten Franz von Lenbach waren nach Leverkusen gekommen, denn sie hatten die Ausstellung als Leihgeber und mit finanzieller Unterstützung erst möglich gemacht, wie später Museumsdirektor Gerhard Finckh betonen sollte.

Prof. Alfred Neven DuMont, Herausgeber des „Kölner Stadt-Anzeiger“, seine Frau Hedwig, der Bruder Reinhold Neven DuMont mit Ehefrau Gisela sowie die Schwester Silvia Schlagintweit hatten zuvor in aller Ruhe mit Gerhard Finckh die Bilder in den 16 Räumen des Museums betrachtet. Die Konzeption der Ausstellung, die Konfrontation der Bilder aus dem 19. Jahrhundert mit den Werken der Moderne, hob Alfred Neven DuMont, Enkel des Malerfürsten, in seiner Rede hervor. Eine „bundesweite Aufmerksamkeit“ sagt er der Ausstellung voraus, für deren Verwirklichung „wir gerne den Beitrag geleistet haben“.

Locker und umfassend waren die Ausführungen Alfred Neven DuMonts über den Maler Franz von Lenbach als Künstler, Sammler und Großvater und zur Ausstellung selbst. Die Gegenüberstellung so starker Gegensätze berge das Wagnis, verkrampft zu wirken, was Museumschef Finckh in Morsbroich zu verhindern gewusst habe. Symbolisch dafür mögen die Bismarckbilder Lenbachs und die Porträts der vermummten Revolutionäre von Jürgen Klauke stehen, denen ein Saal im Museum gewidmet ist und den Hedwig Neven DuMont als besonders beeindruckend empfand, weil Aggression, Macht und Bedrohung den Betrachter aufwühlen.

Dass die Lenbach-Bilder und die Gegenwart „neu transportiert werden“, so Alfred Neven DuMont, helfe auch, das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Vergangenheit möglicherweise zu überdenken. Vergangenheit in Deutschland gehe einher mit dem Wort „Bewältigung“, jenem schweren Begriff noch schwereren Inhalts. Ganz anders habe er Franzosen und Engländer erlebt, die wie selbstverständlich die künstlerischen Errungenschaften der Vergangenheit nicht nur akzeptieren, sondern respektieren und einbeziehen in die Gegenwart und sich so einen leichten Zugang verschaffen, ohne „mit der Kunst und der Geschichte abzurechnen“. Fasziniert habe ihn dieser Franz von Lenbach, je länger er sich mit ihm beschäftigt habe, führte im Anschluss Museumschef Gerhard Finckh aus, nachdem auch Bürgermeister Hans Klose die Familie Neven DuMont sowie die Gäste begrüßt hatte. Die Individualisierung des Menschen im Bildnis, die Franz von Lenbach mit seinen Werken geprägt habe, sei erst in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder in den Blickpunkt gerückt - eben mit jenen Darstellungen, die den Spannungsbogen zum Malerfürsten der Vergangenheit im Museum mit Leben füllen.

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