WG-SucheJeden Sonntag zusammen Duschen

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Die Suche nach einer WG in Köln kann manchmal ganz schön kurios ausfalln. (Bild: TeamGeist/Flickr)

Die Suche nach einer WG in Köln kann manchmal ganz schön kurios ausfalln. (Bild: TeamGeist/Flickr)

Köln – „Was hast du erwartet? Du bist in Köln!“, schießt es mir durch den Kopf, als ich den Telefonhörer fassungslos einhänge. Von Köln war ich bis dato so einiges gewöhnt: Sei es der CSD, die exzessive fünfte Jahreszeit oder ein Trupp älterer Damen in Latexanzügen auf dem Kölner Ring. Es gibt wohl nichts, was es in dieser Stadt nicht gibt. Die Erfahrung bei der Wohnungssuche fügte dem Ganzen ein weiteres Kapitel hinzu. Doch der Reihe nach: Mit bestandenem Abi in der Tasche, der Zusage für mein Studium und dem ersten All-inclusive-Ikea-Küchen-Sorglospaket hatte ich fast alle Wünsche erreicht und wollte mich nun dem studentischen Dreikampf aus Studium, Party und Haushalt stellen. Dafür fehlte nur noch die passende Wohnung. Auf den einschlägigen Internetseiten klapperte ich ein paar WGs in Nord-und Südstadt ab.

Ich bekam Absagen, erteilte Absagen und stöberte weiter in den unendlichen Weiten der Kontaktanzeigen mit dem fast immer gleichen Anfang: „Hallo liebe Wohnungssuchende!“

Eines Abends verband mich ein Mausklick mit einer Fünfer-WG in Köln-Lindenthal. Ich schrie vor Lachen, als ich über die Anzeige las. „Fünfer-Kuschel-WG sucht weiblichen Mitbewohner!“ Mir war sofort klar, dass die das ironisch meinen müssten.

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Schnell hatte ich den Telefonhörer in der Hand und wählte die Nummer. „Hallo, ich bin gerade auf eure Anzeige gestoßen und wollte fragen, ob das Zimmer noch frei ist“, meldete ich mich. Es sei noch frei und ich solle vorbeikommen, war die Antwort. „Gerne. Also ich muss sagen, ihr seid echt lustig. Ich hab Tränen gelacht, als ich eure Anzeige gelesen habe“, sprudelte es aus mir heraus.

Es entstand eine kurze Pause bevor die Frage kam: „Echt? Wieso?“ Also erklärte ich, dass sie sehr lustig geschrieben sei und ob es wirklich Menschen gebe, die darauf reingefallen seien. Die Antwort war erschreckend: „Das kannst du ruhig glauben. Das war ernst gemeint. Hast du trotzdem Interesse?“ Mit wurde heiß und kalt – die meinten das ernst. Nein! Mein Interesse war erloschen. Ich legte auf.

Anschließend las ich die Anzeige nochmal. Dort stand etwas von einer samtüberzogenen Waschmaschine, Liebesschaukel im Garten und gemeinsamem Duschen jeden Sonntag. Ich hatte mich auf die Anzeige einer kommunenartigen WG gemeldet, die mich zu ihrer neuen Uschi Obermeier küren wollte. Nein, das ist nicht mein Ding.

Beinahe wehmütig dachte ich an die anderen WG’s, die ich als grenzwertig abgetan hatte. Zum Beispiel die Jungs, die mich nachmittags völlig betrunken mit den Worten „Moin, Moin du Spacken“ begrüßte hatte. Diese Aufzählung ließe sich noch etwas fortsetzen. Eins steht aber fest: Bevor ich irgendwo einziehe, werde ich mir die Mitbewohner sehr genau anschauen.

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