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CoronavirusNRW sucht Infizierte – Hunderte Menschen in Quarantäne

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Gangelt Coronavirus

Aus dem Gangeler Ortsteil Langbroich (Kreis Heinsberg) stammt das infizierte Ehepaar.

Düsseldorf/Köln/Heinsberg/Berlin – Nach den ersten bestätigten Coronavirus-Fällen in Nordrhein-Westfalen suchen die Behörden nach weiteren möglichen Infizierten. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen wuchs am Abend auf 20. Sie stehen alle im Zusammenhang mit einem Ausbruch in der Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg.

Das NRW-Gesundheitsministerium geht davon aus, dass ein 47-jähriger Mann aus Gangelt, der schwer erkrankt ist und in der Düsseldorfer Uniklinik behandelt wird, der erste Patient der bekannten Infektionskette ist. Wo und bei wem der Mann sich angesteckt habe, ist unklar. Wegen seines kritischen Zustands habe man ihn noch nicht befragen können, sagt Gesundheitsminister Karl Josef Laumann (CDU) in einem Hörfunk-Interview. Den „Patienten null“ kenne man daher noch nicht. In der Uniklinik wird auch die Frau des 47-Jährigen behandelt. Sie ist ebenfalls infiziert, ihr Krankheitsverlauf aber deutlich milder.

Entwarnung in Kölner Uniklinik

Fest steht bisher, dass sich weitere Personen über den 47-Jährigen infiziert haben. Darunter befindet sich ein Klinikarzt aus Mönchengladbach, der am 15. Februar eine Karnevalssitzung in Gangelt besuchte, an der auch der schwer erkrankte 47-Jährige teilgenommen hatte. Der Arzt hatte nach seiner Ansteckung Kontakt zu zwölf Personen. Bei derselben Veranstaltung hat sich auch ein Bundeswehrsoldat der Flugbereitschaft aus Köln-Wahn angesteckt, der derzeit im Bundeswehr-Krankenhaus in Koblenz behandelt wird. 40 Bedienstete, mit denen er an seinem Arbeitsplatz und anderenorts in Kontakt kam, befinden sich für die Inkubationszeit in häuslicher Quarantäne.

Auch ein Mitarbeiter von DuMont wurde am Donnerstag aufgrund grippeähnlicher Symptome und jüngster Reiseaktivitäten zunächst als Verdachtsfall eingestuft. Als Vorsichtsmaßnahme hat das Unternehmen entschieden, dass die direkten Kolleginnen und Kollegen der Abteilung vorläufig im Homeoffice arbeiten. Am späten Donnerstagabend gab es Entwarnung, der Verdachtsfall erhärtete sich nicht.

Entwarnung gab es an der Kölner Uni-Klinik, in der sich der 47-Jährige am 13. und 19. Februar hatte behandeln lassen. Alle 41 Kontaktpersonen, darunter 31 Patienten, sind beschwerdefrei . Die Tests verliefen alle negativ. Auch sie müssen noch ein paar Tage in Quarantäne bleiben. Stephan Pusch, Landrat des Kreises Heinsberg, äußerte sich am Donnerstag kritisch zu Stimmen in den sozialen Medien, die dem erkrankten Ehepaar vorgeworfen hatten, trotz Erkältung noch an der Karnevalssitzung teilgenommen zu haben. „Wer von uns hätte auf eine Karnevalsveranstaltung verzichtet, weil er etwas erkältet ist? Es hätte eigentlich jeden von uns treffen können“, sagte Pusch. Das Ehepaar verdiene keine Vorwürfe, „sondern unser aller Mitgefühl“.

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Im Kreis Heinsberg stehen derzeit insgesamt rund 400 Menschen unter Quarantäne. Sollten sich bei den 300 Besuchern der Karnevalsveranstaltung bis zum Wochenende keine Symptome einstellen, können sie in ihr normales Leben zurückkehren.

Bundesweit sind 25 Fälle bekannt

In mehreren Bundesländern wird nach möglichen weiteren Sars-CoV-2-Infizierten gesucht. Das Virus kann die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen. Bis Donnerstagabend waren bundesweit 25 Fälle bekannt. Nach den bisher bekannten Zahlen ist das neue Virus laut Robert Koch-Institut (RKI) tödlicher als die Grippe. „Dieses Virus hat pandemisches Potenzial“, sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus, Chef der Weltgesundheitsorganisation am Donnerstag in Genf. „Wenn wir nicht die richtigen Maßnahmen treffen, kann dieses Virus außer Kontrolle geraten.“

Ein Krisenstab der Bundesregierung aus Gesundheits- und Innenministerium entschied, wegen der Verbreitung des Virus in weiten Teilen der Welt nicht mehr nur die Kontaktdaten von Fluggästen aus dem Ursprungsland China zu erfassen, sondern auch Passagiere von Flügen aus Südkorea, Japan, dem Iran und Italien. Ziel ist, sie schnell erreichen zu können, falls herauskommt, dass ein Fluggast infiziert war.