Schneller und umweltfreundlich fahren und mehr Züge einsetzen. Das ist das Ziel der Elektrifizierung der Eifelstrecke. Rund 164 Kilometer werden im Zuge der Sanierung nach der Hochwasserkatastrophe vor vier Jahren gleich modernisiert.
Die Zukunft der EifelstreckeOhne Umsteigen von Köln nach Luxemburg

Ein Diesel-Triebwagen der Bahn bei der Einfahrt in den Bahnhof Nettersheim. Foto: Thorsten Wirtz
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Für den Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) ist es nicht irgendein Pressetermin, als er den Bahnhof in Gerolstein besucht. Schnieder wuchs im wenige Kilometer entfernten Birresborn auf, und kam jeden Morgen mit dem Zug nach Gerolstein zur Schule.
„Das ist in der Tat mein Bahnhof, wenn ich das so sagen darf“, erzählt Schnieder an diesem Morgen im Juni bei einer Feierstunde zur Wiederaufnahme des Zugbetriebs zwischen Köln und Gerolstein. „Das, was man heute so wahrnimmt, habe ich damals nicht wahrgenommen. Verspätungen und so etwas hat uns nicht besonders interessiert, ob man pünktlich in der Schule war. Man hatte jedenfalls eine gute Ausrede.”
Das nennt man wohl einen großen Bahnhof: Der Bundesverkehrsminister und Bahnchef Richard Lutz sprechen in Gerolstein über die Eifelstrecke und ihren Wiederaufbau. Für Lutz ist das nichts Neues. Seit der Flut vor vier Jahren ist er häufiger in der Eifel unterwegs.
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Was den Termin in Gerolstein so besonders für Lutz und Schnieder so besonders macht: Die Strecke wird nicht nur instandgesetzt, sondern zeitgleich mit elektrifiziert. 164 Kilometer auf einen Schlag. Das ist außergewöhnlich für Deutschland, in dem nur auf 62 Prozent des Streckennetzes elektrisch gefahren wird. In Belgien sind es 72, in Luxemburg 88 Prozent. In der Schweiz gibt es gar keine Dieselstrecken mehr. Oberleitungen bedeuten schnellere Züge, höhere Beschleunigung und damit letztlich mehr Kapazität auf der Schiene. Sollte Luxemburg die letzten 14 Kilometer auf seinem Staatsgebiet auch noch unter Strom setzen, wäre eine Direktverbindung von Köln äußerst attraktiv. Die Fahrt über Koblenz dauert heute dreieinhalb Stunden.
500 Millionen für Elektrifizierung
Bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 hatte das Unwetter große Teile der Eifelstrecke zerstört. Der Bahnverkehr zwischen Köln und Trier kam quasi völlig zum Erliegen. Nur langsam konnte der Bahnverkehr der Linien RE 22 und RB 24 wieder aufgenommen werden, erst bis Euskirchen, dann Mechernich, später Kall und schließlich seit dem 16. Juni 2025 wieder bis Gerolstein. Fast vier Jahre vergingen bis dahin. Doch vorbei ist die Misere für viele Pendler und Reisende noch nicht.

Neue Oberleitungsmasten stehen an der Eifelstrecke bei Blankenheim. Die Oberleitung ist noch nicht angebracht. Foto: Deutsche Bahn/Stefan Wildhirt
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Denn nahtlos an den Wiederaufbau schließt sich die Elektrifizierung der Eifelstrecke an, die an einigen Streckenabschnitten bereits begonnen hat. Damit elektrisch betriebene Züge auf der Strecke fahren können, müssen Masten errichtet, Stromleitungen verlegt und Oberleitungen installiert werden.
Wegen der Flutkatastrophe nutzten die Bahn und Politik die Möglichkeit, das lange geplante Projekt früher als geplant anzugehen. Rund 500 Millionen Euro werden für die Elektrifizierung vom Bund sowie den Ländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen bereitgestellt.
Das Großprojekt ist der Grund, wieso die vor wenigen Monaten wiedereröffnete Strecke zwischen Gerolstein und Trier aktuell wieder gesperrt ist. Auch der Abschnitt zwischen Kall und Gerolstein wird ab Oktober wieder für den Personenverkehr geschlossen.
Neue S-Bahn von Köln nach Kall
In der Zukunft will die Bahn die S-Bahn-Linie 15 zwischen Köln und Kall einführen. Im 20-Minuten-Takt soll sie die bestehenden Linien ergänzen und für eine bessere Anbindung nach Köln sorgen. Dafür muss unter anderem eine Wendeanlage in Kall gebaut und die komplette Strecke elektrifiziert werden. Später wäre dann auch eine Verbindung nach Marienheide (heute RB 25) möglich, dort steht eine Elektrifizierung allerdings noch aus.

Bahnchef Richard Lutz im Gespräch mit Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) in Gerolstein bei einer Feierstunde zur Wiederaufnahme des Zugbetriebs nach Köln Mitte Juni. Foto: Deutsche Bahn/Stefan Wildhirt
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Der Zweckverband go.Rheinland, der den Verkehr im nordrhein-westfälischen Teil bestellt, plant die Umsetzung der Linie für das Zielnetz 2040. „Für die S 15 wird nicht nur der Ausbau auf der Eifelstrecke, sondern auch der Ausbau des Knotens Köln benötigt“, sagt Benjamin Uhlendorf, einer der Planer der Trasse. In Köln müssen Brücken saniert, die Strecken ausgebaut werden. Das ist ab Mitte 2028 in mehreren Etappen vorgesehen. „Aktuell stehen die Züge bei uns im Rheinland genauso wie die Pkw auf dem Kölner Autobahnring im Stau“, sagt Norbert Reinkober, Geschäftsführer von go.Rheinland.
Ein „Hochbahnhof“ für Fischenich
Sobald die Strecke elektrifiziert ist, werden auch neue Haltestellen möglich. Denn elektrische Züge beschleunigen schneller als Dieselzüge. „S-Bahnen sind der Porsche unter den Schienenfahrzeugen“, sagt Reinkober. In Euskirchen-West und Fischenich in Hürth sollen dann zwei neue Halte entstehen. In Fischenich wird die Strecke um den Ort herum neu gebaut und als eine Art Hochbahnhof schließlich den Umstieg auf die Stadtbahnlinie 18 von Köln bis Bonn ermöglichen, die darunter verläuft.
Ohne die Umgehung wäre laut einer Verkehrsuntersuchung der vermehrte S-Bahn-Verkehr für Fischenich zur Belastung geworden. So entzerrt die Bahn den Verkehr und vermeidet nach eigenen Angaben einen „Verkehrskollaps“. Die Bahnhöfe in Densborn, Speicher, Philippsheim und Lissendorf sollen zudem saniert oder umgebaut werden.
Der kürzeste Weg führt durch die Eifel
Nicht nur im Umland gibt es Verbesserungen. Wer von Köln nach Luxemburg fahren möchte, muss in Koblenz umsteigen und etwa dreieinhalb Stunden Zeit mit Intercity und Regional-Express einplanen. Der kürzeste Weg jedoch führt über die Eifelstrecke.
Schon länger bemühen sich Luxemburg und SPNV Nord, zuständig für den rheinland-pfälzischen Teil der Eifelstrecke, um eine solche Verbindung. Durch die Elektrifizierung sowie einen zweigleisigen Ausbau von rund 14 Kilometern würde eine Direktverbindung nach Luxemburg möglich.

Arbeiter montieren im Oktober 2024 einen Ausleger an den Mast an der Einfahrt zum Wilsecker Tunnel bei Kyllburg. Foto: Thorsten Wirtz
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Damit das funktioniert, müssten noch für Verträge für den Bau und die Finanzierung unterzeichnet werden, sagt Thorsten Müller, Verbandsdirektor bei SPNV Nord. Betroffen davon wären dann die Linien RE 11 und RE 12. „Ab Beginn der 2030er Jahre soll der Regional-Express 12 im Zwei-Stunden-Takt eingeführt werden“, sagt Müller. Zurzeit fahren zwischen Köln und Trier planmäßig nur drei am Tag. In Zukunft soll die Linie mit wenigen Halten laut Müller bis zu einmal pro Stunde und möglicherweise bis Luxemburg durchfahren werden. Für die Region unterhalb von Kall könnte das einen 30-Minuten-Takt bedeuten.
Elektrifizierung bis 2028 geplant
Der Abschluss der Elektrifizierung ist derzeit für 2028 geplant, bis dahin wird es noch zahlreiche Sperrungen geben müssen. Immerhin: Von Anfang bis Mitte Oktober sollen auf der kompletten Eifelstrecke zwischen Köln bis Trier zwei Wochen lang wieder Züge fahren. Dann wird zwischen Gerolstein und Kall erneut gesperrt. Wegen Bauarbeiten.