Elfter im ElftenViele verzichten auf Köln – Kein Gedränge am Bahnhof Euskirchen
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Kein Gedränge vor dem Zug: In Euskirchen machten sich am Donnerstag frühmorgens nur wenig Jecken auf den Weg nach Köln.
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Kreis Euskirchen – Wenn das Trömmelche geht, dann stehen sie alle parat – und auf dem Bahnsteig am Euskirchener Bahnhof. So manches Kätzchen oder Teufelchen lässt sich auch von steigenden Inzidenzen oder verschärften Corona-Regel nicht abhalten, in Köln den Beginn des Karnevals zu feiern. Es sind aber deutlich weniger Jecke als in den vergangenen Jahren, die ausgefallene Session 2020/21 ausgenommen, die sich am Donnerstag auf den Weg nach Köln machen.
Bevor es auf den Bahnsteig ging, tranken diese Jecken noch etwas. Ein Bahn-Mitarbeiter stellte Tickets aus.
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Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass die Zugverbindung in Richtung Köln nach der Flut noch stark eingeschränkt ist. Weder aus der Eifel noch aus Bad Münstereifel kommen die Jecken mit dem Zug nach Euskirchen, um sich dann weiter auf den Weg nach Köln zu machen.
Zum Karneval nach Köln trotz Corona?: „Natürlich haben wir überlegt“
Aber auch die aktuellen Inzidenzwerte spielen eine Rolle. „Natürlich haben wir überlegt. Unsere Gruppe ist in diesem Jahr deutlich kleiner. Einige haben bewusst auf Karneval verzichtet“, berichtet Julian Schneider, der sich mit drei Freunden auf den Weg macht. Man wolle in keine Kneipe gehen, sondern auf der Straße feiern. Entsprechend warm habe man sich angezogen. Aber auch unter freiem Himmel knubbeln sich spätestens gegen Mittag die Fasteloovendsfründe. Beispielsweise auf der Zülpicher Straße.
Passend zum 11.11. hat der Kreis Euskirchen am Donnerstag 66 Covid-19-Neuinfektionen vermeldet, alleine 29 davon in Euskirchen, acht in Weilerswist und sieben in Mechernich. Die vom Robert-Koch-Institut ermittelte Sieben-Tage-Inzidenz, die den Donnerstag noch nicht berücksichtigt, liegt bei 141,0.
Unter einem Wert von 100 bei den von dieser Zeitung anhand der Kreis-Fallzahlen ermittelten kommunalen Inzidenzen liegen nur noch Bad Münstereifel (80,6) und Schleiden (53,5). Am höchsten ist die Inzidenz mit 228,6 in der Kreisstadt (134 Neuinfektionen in sieben Tagen). 586 Menschen sind aktuell im Kreis nachweislich infiziert.
Auch die 10 000er-Marke ist gefallen: Seit Beginn der Pandemie haben sich im Kreis 10 022 Menschen mit Covid-19 infiziert. (ets)
Mittendrin in dem jecken Getümmel Kwartier Latäng ist Simon Schmitz. Der Euskirchener hat sich bereits um 8.30 Uhr auf den Weg nach Köln gemacht. Mit seinen Studienkollegen hat er zunächst gemeinsam gefrühstückt. Auf dem Weg auf die Zülpicher Straße habe die Clique gefühlt jedes Büdchen angesteuert, berichtet der 25-Jährige. Sorgen sich anzustecken, mache er sich nicht.
Sessionseröffnung in Köln ein Muss: „Wir sind geimpft und haben einen Schnelltest gemacht“
Auch Simone und Silke Kurth möchten nicht auf die Sessionseröffnung verzichten. „Wir sind geimpft und haben heute Morgen noch einen Schnelltest gemacht, um möglichst sicher zu sein, niemand anzustecken“, sagt Silke Kurth. Sie könne jeden verstehen, dem nicht nach Karneval zumute sei, so die 21-jährige: „Unserer Generation fehlen seit zwei Jahren die Möglichkeiten zu feiern. Jetzt wollen wir sie auch nutzen. Wer weiß, wie lange es noch geht.“
2G statt 3G
Die Sessionseröffnung auf dem Alten Markt am Samstag (12. November) um 11.11 Uhr in Euskirchen wird nach 2G-Regeln stattfinden. Das hat der Festausschuss Euskirchener Karneval (Feuka) nach Rücksprache mit der Stadt und dem Kreis beschlossen. „Wir haben lange versucht, an 3G festzuhalten, um vielen Menschen ein entspanntes Feiern zu ermöglichen. Letztlich war der Schritt aber nötig“, so Stefan Guhlke, Präsident des Feuka.
Der Zutritt zum unmittelbar vor der Bühne gelegenen Bereich auf dem Alten Markt werde nur vollständig immunisierten Gästen (geimpft oder genesen) gewährt. Kinder bis einschließlich fünf Jahren benötigen keinerlei Nachweis. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren können einen maximal 24 Stunden alten Schnelltest vorlegen. Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, müssen einen entsprechenden Nachweis und einen maximal 24 Stunden alten negativen PCR-Test oder einen maximal sechs Stunden alten negativen Schnelltest vorlegen.
An der Spitze der Euskirchener Jecken werden Jungfrau Johanna (Jochen Tews), Bauer Thomas (Wierum) und Prinz Markus I. (Tews) stehen. (tom)
Der Weilerswister Michael Estrich ist ebenfalls in Köln unterwegs. „Was für ein geiles Gefühl, nach mehr als zwei Jahren endlich wieder ausgelassen Karneval zu feiern“, sagt er. Maren Becker fährt am Donnerstag beruflich nach Köln. Sie sagt, sie habe mit mehr Andrang gerechnet. „Ich bin froh, dass viele doch vernünftig sind“, sagt sie.
Um den Stau vor dem Ticketautomaten zu entzerren, stellt ein Bahn-Mitarbeiter mit einem mobilen Endgerät ebenfalls Tickets aus. Er steht in unmittelbarer Nähe zum stationären Ticketautomaten. Genau wie die meisten Jecken am Bahnhof trägt auch er eine Schutzmaske.