500 Jahre nach ZwingliDiskussionsabend in Hillesheimer Eifel-Film-Bühne

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Diskussion Kino Hillesheim

Über die Ökumene heute diskutierten Christoph Cäsar (r.), Pfarrer der Evangelischen Kirche in Blankenheim, und sein katholischer Kollege Andreas Paul aus Hillesheim in der Hillesheimer Eifel-Film-Bühne nach dem Zwingli-Film. 

Hillesheim – Wie aktuell sind die Kirchenreformen Ulrich Zwinglis heute, 500 Jahre später? Und wie steht es um die Ökumene? Dieser Frage ging eine Diskussion in der Eifel-Film-Bühne zwischen Christoph Cäsar, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Blankenheim, und Andreas Paul, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde Hillesheim, nach.

Noch ganz unter dem Eindruck des bildgewaltigen Historiendramas Zwingli stehend, begann im Kino eine Diskussion, an deren Ende klar war: Reformbedarf besteht in den christlichen Kirchen auch 500 Jahre nach den radikalen Forderungen des „Leutpriesters“ Ulrich Zwingli in Zürich. Die Schwerpunkte haben sich allerdings verschoben.

Platz für Diskussionsformate

„Für eine Sache brennen, das ist gut. Man darf aber nicht zum Fanatiker werden. Dann zieht man schon mal in den Krieg“, fasste Paul seinen Eindruck des zuvor Gesehenen zusammen. Dass dieser ökumenische Dialog mit Cäsar am Ende einer Filmvorführung stattfinden konnte, war Cineastin Christine Runge zu verdanken. Ihre Eifel-Film-Bühne ist immer mal wieder Ort für Podiums- und andere Diskussionsformate mit dem Publikum, in denen es um die unterschiedlichsten Themen geht.

Alles zum Thema Römisch-katholische Kirche

Ulrich Zwingli hatte vor 500 Jahren Ablasshandel, den Zölibat, die Messe auf Latein, das Fasten, Fegefeuer und Hölle als nicht im Neuen Testament nachgewiesen kritisiert. Der Reformator, der dadurch auch einen „Bildersturm“ in den Kirchen auslöste, fand schließlich in einer Schlacht gegen die Altkatholiken einen grausamen Tod. Er sei „zerstückelt, verbrannt, seine Asche auf dem Schlachtfeld verstreut worden“, heißt es im Zwingli-Film.

Frage nach Zusammenkommen

Wo der Reformator die katholische Kirche spaltete, ist 500 Jahre später die Frage, wie Protestanten und Katholiken in der Ökumene wieder zusammenkommen können, immer noch aktuell – genauso wie das, was sie unterscheidbar machen soll. Ein gemeinsames liturgisches Abendmahl ist nach wie vor ein zentrales Ziel der „Konvergenzerklärung über Taufe, Eucharistie und Amt“, das vom regelmäßig tagenden Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), dem 350 Weltkirchen angehören, schon 1982 verabschiedet wurde. Doch die römisch-katholische Kirche gehört der ÖRK nicht an. Sie ist nur Kooperationspartner.

Es gebe gerade bei der Deutschen Bischofskonferenz in Fragen der Ökumene – trotz Jahrzehnte langer Bemühungen – unterschiedliche Meinungen, so Pfarrer Andreas Paul: „Erzbischof Woelki in Köln ist in solchen Fragen eher ein Hardliner. Die Bischöfe in Hildesheim oder Limburg sind da schon weiter.“

Verwunderung

„Erst recht viele Gemeinden vor Ort“, fasste Pfarrer Christoph Cäsar Beobachtungen aus der seelsorgerischen Arbeit in seinem Sprengel zusammen: „Wir haben zum Beispiel im vergangenen Jahr in Blankenheim ökumenische Bibeltage für Kinder und Jugendliche veranstaltet. 80 sind gekommen. Das zeigt, dass es ein Bedürfnis gibt.“

Er sei angesichts der offenbar anhaltenden Widerstände gegen die Ökumene von konservativer katholischer Seite – laut Cäsar eine „reine Machtfrage“ – ohnehin verwundert, „dass so etwas wie Taizé nach wie vor bestehen kann“. Cäsar hat mit einer Jugendgruppe die ökumenische Gemeinschaft in Frankreich besucht, wo bei den internationalen Jugendtreffen Konfessionszugehörigkeiten keine Rolle spielen.

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Sein Kollege aus Hillesheim sieht die Ökumene auf eine ganz andere Art vor Ort schon umgesetzt: „Wer heute zu mir kommt, den frage ich doch nicht, welchen Glauben er hat.“ Gezielt werde die Frage eines Kirchgangs offenbar danach entschieden, „wo man mehr Zuspruch findet“.

Beide Konfessionen haben zudem ja gemeinsam, dass ihnen zunehmend die „Schäfchen“ abhandenkommen. Um über die Gründe für die Kirchenaustritte zu sprechen, zu denen die seit Jahren für Schlagzeilen sorgenden Missbrauchsfälle gehören, war am Ende keine Zeit mehr.

Fazit

Als Fazit muss man Ulrich Zwingli in einigen Punkten recht geben, in anderen erwies er sich als prophetisch: Auch der aktuelle Papst Franziskus predigt die arme Kirche, die auf die Menschen zugeht – eine „Leutkirche“, wie sie Zwingli forderte und praktizierte. Ebenso ist beispielsweise die theologische Ableitbarkeit des Zölibats auch nach 500 Jahren umstritten.

„Doch ist die Ökumene derzeit unser wichtigstes Thema? Nein, das sind in unserer Zeit andere Themen“, fasste Pfarrer Andreas Paul am Ende der Diskussion in der Eifel-Film-Bühne zusammen. Sein Blankenheimer Kollege Christoph Cäsar sah das jedoch ein wenig anders. Er stellte mit Blick auf die aktuelle Lage der christlichen Kirchen in Deutschland entschieden fest: „Wir brauchen wieder eine Volksmission!“

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