Furcht vor nächstem HochwasserGolbacher Anwohner sanieren Bachabschnitt selbst

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Zufrieden mit dem Ergebnis ihrer  Arbeit sind Rolf Schneider (l.) und Karl-Heinz Reetz sowie ihre Mitstreiter. 

Kall-Golbach – Mehrere Golbacher haben in Eigenleistung einen Teil der bei der Flut 2021 weggerissenen Uferböschungen des Kallbachs saniert.

Mit schwerem Gerät und viel Handarbeit wurden in Abstimmung mit der Gemeinde Kall, die einen Teil des Materials zur Verfügung stellte, und der Unteren Wasserbehörde des Kreises Euskirchen viele Tonnen Beton und Steine verbaut. Doch die gute Zusammenarbeit bei dem Projekt kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich auch Unmut breitmacht. „Unterm Strich kommen die Sofortmaßnahmen zum Hochwasserschutz nicht schnell genug voran. Die Menschen sehen zu wenig Ergebnisse“, erklärt Ortsvorsteher und SPD-Fraktionsvorsitzender Emmanuel Kunz. Das gelte nicht nur für Golbach.

Eine Seite der Böschung in sechs Wochen fertiggestellt

Einer, der die Sache lieber in die eigenen Hände nimmt, als auf andere zu warten, ist Alfons Klöcker. Deshalb schlug er seinen Nachbarn vor, die Uferböschung des Kallbachs in Eigenleistung wiederherzustellen. Unterstützt wurde er dabei von seinem Bruder Hermann-Josef, Rolf Schneider, Karl-Heinz Reetz und Wolfgang Larres.

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Mit vereinten Kräften, viel Beton und großen Steinen haben die Anwohner die Böschung wieder befestigt.

„Markus Auel vom Bauamt der Gemeinde hat sehr kurzfristig eine Genehmigung erteilt“, erzählt Kunz. Gut sechs Wochen habe es gedauert, bis die eine Seite der Böschung fertiggestellt worden sei. „Danach war dann die andere Seite an der Reihe. Die Gemeinde hat den Beton zur Verfügung gestellt“, sagt Hermann-Josef Klöcker. Um vieles weitere hat er sich gekümmert und dabei seine guten Kontakte als ehemaliger Mitarbeiter zu einem Straßenbauunternehmen genutzt. Die schweren Steine, die verlegt wurden, stammen laut Klöcker aus einem Steinbruch in Holzmülheim. Ein Mitarbeiter der Unteren Wasserbehörde habe sich die Maßnahme angeschaut.

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Die Flut im vergangenen Jahr hatte das gesamte Ufer des Kallbachs in dem Bereich  zerstört.

Nicht weit entfernt am Golbach, so Klöcker und Schneider, seien die Uferböschung von einer Firma mit kleineren Steinen und Beton befestigt und kleinere Steine ins Bachbett gekippt worden. „Die Befestigung hat schon nach dem ersten stärkeren Regen nicht Stand gehalten, und die Steine im Bachbett wurden weg- und an anderer Stelle wieder angespült“, sagt Klöcker. „Was da passiert ist, ist sehr ärgerlich“, sagt auch Kunz. Markus Auel vom Bauamt der Gemeinde Kall kennt die Gründe: „In dem Bereich wurde die Bachsohle nach einer Vorgabe der Unteren Wasserbehörde naturnah ohne Beton gestaltet.“ Daraufhin sei es bei starken Niederschlägen aber zu Unterspülungen gekommen. „Der Bereich wurde bereits überarbeitet und die Sohle betoniert. Jetzt muss nur noch das Geröll aus dem Bach geholt werden“, so Auel.

 „Wir werden vertröstet"

Schneider bemängelt, dass der Kallbach zwischen Golbach und Rinnen bislang noch nicht angepackt wurde: „Wenn da nichts gemacht wird, ist bei der nächsten Flut bei uns wieder Land unter.“ Dort läge noch viel Material, das mitgerissen werden und an anderen Stellen dann den Abfluss des Wassers behindern könne. Kunz sieht ein grundsätzliches Problem: „Die Umsetzung der Sofortmaßnahmen dauert zu lange. Das liegt auch daran, dass zu wenige Aufträge an externe Büros vergeben wurden.“ Die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung seien überlastet. Ihnen könne man keine Vorwürfe machen. Urfts Ortsvorsteher Fabian Nowald sieht das ähnlich: „Am Gillesbach wurde im Ort etwas gemacht. An vielen anderen Stellen ist aber nichts passiert, und wir werden weiter vertröstet.“

„Jeder erwartet, dass auf seinem Grundstück zuerst etwas passiert“, meint dazu Auel. Doch größere bauliche Maßnahmen müssten geplant werden, und auch die Kapazitäten der Büros seien begrenzt. „Wir können nicht überall gleichzeitig arbeiten.“ Als Nächstes müssten gemeinsam mit der Politik Prioritäten gesetzt werden. „Solche Projekte wie in Golbach, wo die Anwohner auch noch über das nötige Know-how verfügen, gibt es natürlich nur sehr selten.“

Kunz hatte mit Schneider schon im September vergangenen Jahres eine Liste mit Maßnahmen erstellt, mit denen der Hochwasserschutz in und um Golbach verbessert werden soll. Eine Resonanz auf die Vorschläge habe es bis heute nicht gegeben. Beide hatten unter anderem moniert, dass der Kallbach bereits vor dem Ort Golbach ein großes Einzugsgebiet habe und er deshalb die Wassermassen regelmäßig nach Starkregenereignissen nicht mehr aufnehmen könne. Ein Knackpunkt sei vor allem die Brücke in der Kapellenstraße, die bereits in der Vergangenheit für starke Überschwemmungsschäden gesorgt habe.

Bislang seien seitens der Gemeinde keine entscheidenden Maßnahmen getroffen worden, um die Anwohner vor Hochwasser zu schützen. Deshalb müsse nun etwas geschehen.

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