„Kein öffentliches Tamtam“Kreis Euskirchen hält Impfreihenfolge geheim

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Mitarbeiterinnen der Apotheke am Kreiskrankenhaus bei der Aufbereitung des Impfstoffes im Barbarahof.

Mitarbeiterinnen der Apotheke am Kreiskrankenhaus bei der Aufbereitung des Impfstoffes im Barbarahof.

Kreis Euskirchen – Die Impfungen gegen das Corona-Virus haben begonnen, nichtsdestotrotz wird sich ein Großteil der Bevölkerung noch eine Weile gedulden müssen. Zunächst sind erst einmal die Bewohner und das Personal der Alten- und Pflegeheime an der Reihe. Dabei gehen die Verantwortlichen im Kreis Pflegeheim für Pflegeheim vor. Den Anfang machte am Sonntag der Barbarhof, am Dienstag sollen vier weitere Pflegeeinrichtungen im Kreis folgen.

Der Kreis habe in Rücksprache mit dem Gesundheitsamt und der Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) eine Prioritätenliste der einzelnen Pflegeeinrichtungen erstellt, berichtete Landrat Markus Ramers. Nach Angaben des Kreises haben alle Alten- und Pflegeheime die Einverständniserklärungen von Bewohnern und Personal eingeholt und dann gemeldet, wie viele Impfungen sie brauchen werden. Es sei vor allem wichtig, dass kein Impfstoff ungenutzt bleibe, betonte Ramers. Deshalb sei die Liste so flexibel gehalten, dass man einzelne Plätze noch tauschen könne, wenn sich die Zahl der Impfdosen kurzfristig ändere.

Nebenwirkungen

„Ich habe praktisch gar nichts gespürt“, sagte Sabine Koch, Leiterin des Barbarahofs in Mechernich, über ihre Impfung. Ein paar Stunden später habe sich die Spritze dann aber doch bemerkbar gemacht. Insgesamt sei es aber ein gutes Gefühl, so Koch. Nebenwirkungen wie etwa ein Ziehen in der Muskulatur oder eine lokale Rötung der Einstichstelle seien normal, erklärte Frank Gummelt von der Kassenärztlichen Vereinigung. Hin und wieder könne es auch zu leicht erhöhter Temperatur oder etwas Schüttelfrost kommen. Auch das sei kein Grund zur Panik.

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

Probleme mit der Kühlkette, wie in Teilen von Bayern habe es am Sonntag im Kreis Euskirchen nicht gegeben, so Gummelt. Der Impfstoff sei gefroren im Verteilzentrum angekommen und dann bei Kühlschranktemperatur in die Einrichtung geliefert worden. Dort sei er dann bis zur Aufbereitung ebenfalls im Kühlschrank gelagert worden. Grundsätzlich könne der Impfstoff dann noch bis zu maximal 120 Stunden aufbewahrt werden. Zudem werde akribisch dokumentiert, wo der Impfstoff wann sei und was damit gerade passiere, erklärt Gummelt. (jre)

Wann wer an der Reihe ist, richtet sich also hauptsächlich nach dem zur Verfügung stehenden Impfstoff. Hier ist der Kreis vom Land abhängig und das Land vom Bund. Bislang wisse man lediglich wie viele Impfdosen in der laufenden Woche im Kreis zur Verfügung stehen werden, berichtete Frank Gummelt. Er ist für die KV im Kreis Euskirchen für die Corona-Pandemie und damit auch für die Impfungen zuständig und zufrieden mit dem Impfstart. „Das hat wirklich super gut funktioniert.“

Keine Angaben zur Reihenfolge

Welche Einrichtungen nach der Prioritätenliste wann an der Reihe sind, dazu machen weder Kreis noch KV Angaben. „Wir wollen kein öffentliches Tamtam“, so Gummelt. Die Impfungen seien mit organisatorischem und logistischem Aufwand verbunden. Zusätzliche Besucher brächten nur Unruhe und Durcheinander. Zudem befürchte man, dass sich Impfgegner mobilisieren und zu den entsprechenden Einrichtungen kommen könnten.

Sobald die Impfungen in allen Pflegeeinrichtungen abgeschlossen sei, werde auch das Impfzentrum in der ehemaligen Eifelhöhen-Klinik in Marmagen an den Start gehen, sagte Ramers. Dabei gilt es zu beachten, dass die Impfung in allen Heimen nach 21 Tagen wiederholt werden muss, erst dann ist der Impfschutz gegeben.

Wertvolle Erfahrungen

Die Erfahrungen mit den mobilen Impfungen seien auch in Bezug auf das Impfzentrum wertvoll, so Ramers. Klar sei schon jetzt, dass ein großer Wartebereich am Eingang nötig sei, sagte Manfred Poth, allgemeiner Vertreter des Landrates. Gerade mit Blick auf die Witterung in den kommenden Monaten gebe es sicherlich einige, die eine halbe Stunde vor ihrem Termin zum Impfzentrum kommen. Da dürfe es sich nicht zu sehr stauen, so Poth. Gleiches gelte auch für die Räume, in denen die Geimpften sich nachher zur Beobachtung aufhielten, sagte Gummelt.

Etwa eine halbe Stunde werde man nach einer Impfung noch beobachtet, für den Fall, dass es zu einer heftigeren Reaktion auf den Impfstoff komme. Stau lasse sich dort aber auch über die Terminvergabe verhindern. Sobald das Impfzentrum geöffnet hat können sich dort zunächst alle, die zur ersten Impfgruppe gehören, impfen lassen. Wer eine Impfung möchte, muss sich vorher über die KV einen Termin geben lassen.

Durch Brief informiert

Bisher sei laut NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann geplant, dass alle Impfberechtigten rechtzeitig mit einem Schreiben informiert würden, so Kreissprecher Wolfgang Andres. Auch für pflegebedürftige Menschen, die Zuhause wohnten, werde es eine Lösung geben. Nach Angaben von Laumann sollen diese zu einem späteren Zeitpunkt von ihren Hausärzten geimpft werden.

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Auch wenn es für einen Großteil der Bevölkerung noch dauere, bis sie sich impfen lassen könne, sei der Start Impfungen so kurz nach Weihnachten für ihn eine „ganz frohe Botschaft und ein Tag der auch im Kreis Euskirchen Hoffnung macht“, sagte Landrat Ramers am Sonntag.

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