Der Junggesellenverein Ramersdorf wiederholte im Kommerner Freilichtmuseum seine Krönungszeremonie. Krone besteht aus 4000 ausgeblasenen Eiern.
Unter historischer EierkroneMaikönigspaar tanzt in Kommern in der Mittsommernacht

Der Eröffnungstanz des Maikönigspaars fand unter der Eierkrone und der Vereinsfahne im Freilichtmuseum in Kommern statt.
Copyright: Stephan Everling
Ein Maikönigspaar an Mittsommer feiern? Das ergibt höchstens Sinn im LVR-Freilichtmuseum in Kommern, wo bekanntlich die Zeit stehengeblieben ist. So spielen Tradition und Brauchtum gerade dort eine besondere Rolle. Doch es gehe hier nicht nur um Häuser aus vergangenen Perioden, diese sollten auch mit Leben und Menschen gefüllt werden, sagt Dr. Carsten Vorwig, Direktor des Freilichtmuseums.
Eine Rolle spielte dabei jetzt die spektakuläre Eierkrone, die aus rund 4000 ausgeblasenen Eiern besteht, die alljährlich in Ramersdorf gefertigt und auf dem Dorfplatz „An de Löng“ aufgebaut wird. Dort wird das Maikönigspaar gekrönt und gefeiert, und dort konzentriert sich das Leben in dem rechtsrheinischen Ortsteil von Bonn, bis die Krone im Herbst wieder abgehängt wird.
JGV erhält historischen Brauch am Leben
Seit dem Wochenende ist im Freilichtmuseum ein Duplikat dieses Stückes zu sehen. Mit der Wiederholung der Krönungszeremonie, die in Ramersdorf traditionell am dritten Wochenende im Mai vollzogen wird, wurde die Eierkrone vorgestellt.
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Es ist der Junggesellenverein (JGV) „Mythos“, der diesen Brauch am Leben erhält. Knapp 30 Aktive hat er, sagte der letztjährige Maikönig Florian Quantius, der noch einmal mit der Königskette antreten durfte. Der Verein sei eine Besonderheit, konstatierte Vorwig. Dort würden die Bräuche noch besonders intensiv gepflegt. „Die Ramersdorfer Junggesellen legen noch immer Wert auf die traditionelle Kleidung: Zylinder und schwarzer Anzug“, sagte er. Das sei in den Zeiten des Kaiserreichs, als der Verein sich im Jahr 1912 gründete, die Festtagskleidung gewesen, die sich in der Tradition bis heute erhalten habe.
Helfer in kurzer Hose wird liebevoll verscheucht
So wurde auch beim Eröffnungstanz unter der Eierkrone einer der Helfer liebevoll weggescheucht, der die Fahne halten wollte, die wie ein Baldachin über dem Königspaar gehalten wird. Er hatte verwerflicherweise angesichts der Sommerhitze eine kurze Hose angezogen und war somit nicht würdig, diese Position einzunehmen.
Ganz wie in Ramersdorf wurde am Samstag die Zeremonie nachgestellt, in der das Maikönigspaar gekrönt wird. Vom Pingsdorfer Tanzsaal ging der Umzug mit Musik vom Musikverein Kreuzweingarten/Rheder in die Baugruppe Eifel, wo sich das alte und das neue Maikönigspaar dem Zug anschlossen. Mit wild wirbelnden Fahnen wurden die Paare geehrt.

Vor dem Tante-Emma-Laden schwenkten die Fähnriche zu Ehren des alten und des neuen Maikönigspaares ihre Fahnen.
Copyright: Stephan Everling

Aus 4000 Eiern besteht das fragile Gebilde, das in Ramersdorf alljährlich gebaut wird.
Copyright: Stephan Everling
Doch bevor der Maiclub sich auf den Weg machen konnte, hat sich in Ramersdorf schon einiges ereignet. Denn in der Mainacht stellt sich heraus, wer die Ehre hat, Königskette und Tiara zu tragen. Wie es vielerorts üblich ist, findet das mittels einer Versteigerung statt. „Allerdings wird bei uns nicht die Maikönigin versteigert, sondern die Würde, König zu sein“, erklärte Karl-Heinz Richarz, Ehrenvorsitzender des Ramersdorfer JGV.
Wer den Zuschlag erhält, der stellt seine Maikönigin vor. Der Maiclub wird komplettiert durch den Herold, den Doktor, der für das Wohlergehen des Paares verantwortlich ist, und den Polizisten, der die Einhaltung der Regeln überwacht und Strafen ausspricht. Alle drei treten ebenfalls in Damenbegleitung auf. So besuchen die Ramersdorfer Junggesellen die Maifeste, die in den Nachbarorten stattfinden und sich bis in den Juni ziehen.
Man bleibt für immer Maikönig
„Wir können es empfehlen“, zogen Karoline Werner und Florian Quantius lachend das Fazit ihrer Königszeit, die nun bereits zum zweiten Mal endete, während das aktuelle Paar, Joshua Nolden und Jana Kahn, gefeiert wurde. „Das ist Brauchtumspflege“, so Quantius über die Motivation, sich dafür zur Verfügung zu stellen.
Die Maikönige machten sich unvergessen, ergänzte Karoline Werner: „Man bleibt für immer Maikönig.“ Wobei sie sich als Neu-Ramersdorferin in Windeseile, nachdem sie vor fünf Jahren aus Kassel gekommen war, in das Dorfleben integriert hat. Dabei sei es keine Notwendigkeit, ein Paar zu sein, wie sie und Florian Quantius beweisen. „Wir sind Maikönige, ohne ein Liebespaar zu sein“, sagte er. Karoline Werner fügte hinzu: „Mein Partner kann mit Brauchtum nichts anfangen.“
Das war im Jahr 2012 und sollte eigentlich schon längst wieder geschehen sein, doch dann kam Corona dazwischen.
Seit 1987 besteht die Verbindung zwischen dem Freilichtmuseum und den Ramersdorfer Junggesellen. Zustande kam sie durch den WDR, der eine Dokumentation über den Brauch rund um die Eierkrone drehen wollte. 1988 wurde das Ramersdorfer Maifest zum ersten Mal in der Eifel vorgestellt. Seit der bis Samstag letzten Auflage seien schon viele Jahre vergangen, so Vorwig. „Das war im Jahr 2012 und sollte eigentlich schon längst wieder geschehen sein, doch dann kam Corona dazwischen“, sagte er.
Dass für die Maifeier eine Eierkrone gebaut werde, sei nicht ungewöhnlich, erläuterte er. „Das ist wie mit Ostern und den Ostereiern“, sagte er. Nach der sechswöchigen Fastenzeit seien die Lagerräume voller Eier gewesen, und die hätten schlicht verwendet werden müssen. Doch es gebe auch zu anderen Jahreszeiten Bräuche, die mit Eiern verknüpft seien.
Die Tradition des Maikönigs sei in früheren Zeiten eine der wenigen Gelegenheiten gewesen, wo sich junge Paare kennenlernen konnten. „Da war es akzeptiert, dass junge Frauen zu einem Fest gehen durften“, erklärte er. Die Tradition habe einen Rahmen geschaffen, in dem auch Paare festgelegt wurden. Die konnten zwar durch die Eltern arrangiert werden, doch sei es auch möglich gewesen, dass der Sohn des Großbauern auf einmal mit der Tochter eines Tagelöhners das Maipaar bildete. „Das macht den Reiz des Maifestes aus, das ist ein spannender sozialer Kosmos“, so Vorwig.
Die Anfänge der Eierkrone in Ramersdorf seien nicht bekannt, berichtete Karl-Heinz Richarz. Die ersten Bilder davon gebe es aus dem Jahr 1937.