Bei der Burgweihnacht in Marmagen wurden Geschenke für ukrainische Kinder gesammelt. Sie sollen in dieser Woche in die Ukraine transportiert werden.
Fleißig Geschenke gesammeltBurgweihnacht in Marmagen stand im Zeichen der Ukraine-Hilfe

Ein unermüdlicher Krippenbauer: Hans Murk (87) aus Marmagen, hier mit seiner Zehn-Quadratmeter-Krippe im heimischen Wohnzimmer.
Copyright: Berthold Strauch
Hand in Hand: An Ende war es eine sehr lange Menschenkette. Und auch Kinder packten dabei fleißig mit an – weil sie wussten, wer die Empfänger der Vielzahl an Weihnachtspaketen sind, die auf diese Weise quer über die gesamte Burgweihnacht in Marmagen transportiert wurden. Es sind Geschenke für Kinder in der Ukraine, die seit fast vier Jahren ganz besonders unter dem Terror des vom russischen Präsidenten Wladimir Putin angezettelten Krieges leiden.
Dort, wo die Paketreihe endete, hatte der Polizeibeamte Ralf Oetinger aus Düsseldorf, der in der Landeshauptstadt mit Partnern aus der Region seit langem eine kontinuierliche Ukrainehilfe organisiert, seinen 3,5-Tonner abgestellt. Und auf dessen Ladefläche wurden die Gaben aus der Eifel sorgfältig gestapelt. Sie sollten mit einer Altersangabe für die Empfängerkinder und dem Geschlecht – wenn's etwa um typische Spielsachen geht – gekennzeichnet sein.
Die Initiatoren der Burgweihnacht und das Marmagener Begegnungsteam, das sich insbesondere um die Geflüchteten in der inzwischen geschlossenen Unterkunft in der Eifelhöhen-Klinik gekümmert hatte, hatten einen Aufruf zu dieser Spendenaktion gestartet. Und Manfred Poth, der das Begegnungsteam und das Ortskartell in Marmagen leitet, hatte gleichermaßen die Mitgliedsvereine um Unterstützung gebeten.
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Mehr als 160 Weihnachtspakete kamen am Ende zusammen
Während Poth gegenüber unserer Zeitung stolz mitteilen konnte, dass zum Auftakt der Burgweihnacht am Nikolaustag immerhin 80 Pakete zur Burg gebracht worden waren, hatten die „Burgherren“ Thomas Claßen – diesmal wegen Erkrankung nur passiv – und sein Mann Bernd Thrum sowie die Unterstützer der Burgweihnacht noch einmal in etwa die gleiche Menge an weihnachtlichen Gaben zusammengetragen. Sie wurden zunächst im Wohnzimmer von Claßen, der gleichfalls Polizeibeamter ist, und Thrum sorgfältig aufgestapelt.
Die beiden hatten die Burgweihnacht, die zum vierten Mal stattfand, initiiert, als sie nach Marmagen gezogen waren. Auch Landrat Markus Ramers (SPD) war am Samstag erstmals dabei. Ramers: „Die Burgweihnacht in Marmagen zeigt, was unseren Kreis auszeichnet: starkes Ehrenamt, viel Herzblut und ein großes Wir-Gefühl. Besonders beeindruckt mich, dass aus der festlichen Atmosphäre konkrete Hilfe für Kinder in der Ukraine wird.“ Das Begegnungsteam im Ort habe „auch nach Schließung der Flüchtlingsunterkunft sein Engagement nicht eingestellt und setzt mit dieser Aktion ein großartiges Zeichen“, lobte Ramers einen der Akteure.

Sorgte für den reibungslosen Ablauf der Burgweihnacht: das Organisationsteam mit den roten Jacken.
Copyright: Berthold Strauch

Das Wohnzimmer wurde zum Lager für Weihnachtspäckchen: Ralf Oetinger, hier mit seiner Tochter Emilia in Marmagen, bringt sie in die Ukraine.
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Am zweiten und letzten Tag der Burgweihnacht wurde Bilanz gezogen. Deren Initiatoren – insgesamt 14 Helfer packten mit an – rechnen mit insgesamt mehr als 160 Weihnachtspaketen aus Marmagen, die noch in dieser Woche in die Ukraine transportiert werden sollen. In der Gesamtsumme ein Ergebnis, das sich wahrlich sehen lassen kann. Das Organisationsteam ist stolz auf diese tolle Hilfe, die den Kindern im Kriegsgebiet ein wenig Freude spenden soll.
Zu den Ausstellern der Burgweihnacht zählte auch Hans Murk aus Marmagen, ein überaus engagierter Krippenbauer. Er zeigte der Redaktion spontan sein Krippenreich zu Hause an der Buschgasse – eine große Wunderwelt aus Eichenholz mit rund zehn Quadratmetern Größe. Und vor der Tür hat er – neben vielen weiteren – auch noch eine winzige Krippe in eine Art Astloch platziert. Seit 15 Jahren pflegt Murk dieses Hobby. Mit seinen 87 Jahren denkt der ehemalige Sanitär- und Heizungsbauer noch nicht ans Aufhören. Fast das ganze Jahr ist er mit seinen Krippen beschäftigt.
Bereits 70 Touren mit Lastwagen in die Ukraine absolviert
Ralf Oetinger hatte seine achtjährige Tochter aus Düsseldorf mit nach Marmagen gebracht, die auch tüchtig mithalf. Oetinger und seine Helfer haben bereits 70 Touren mit Lastwagen in die Ukraine absolviert. Die „Gabentour“ soll somit die 71. Fahrt werden. Und die Hilfe soll auch danach uneingeschränkt weitergehen. Oetinger wird diese Reise ins Kriegsgebiet selbst am Steuer des Lastwagens mitmachen, begleitet von Michael Schönbrücher. Dabei wird nicht nur der 3,5-Tonner am Start sein, sondern auch noch ein Anhänger, alles „beladen bis zur Schmerzgrenze“, wie Oetinger sagt.
Die Helfer haben dieses Fahrzeug eigens für ihre Transporte gekauft. Und wenn größere Elemente in die Ukraine gebracht werden müssen, haben sie auch noch leihweise Zugriff auf einen deutlich leistungsfähigeren Lastwagen, einen 40-Tonner einer Fahrschule aus Langenfeld. Denn zu den Hilfsgütern zählen auch schon mal ganze Paletten voller Marmeladengläser oder Krankenbetten.
Bis zum orthodoxen Weihnachtsfest, das erst am 6. Januar gefeiert wird, haben die Helfer aus Deutschland ein wenig mehr Zeit, die Geschenke in die Ukraine zu bringen. Fest steht weitgehend, wo sie abgeliefert werden sollen. Das sind insbesondere kleinere Orte in der Nähe der Hauptstadt Kiew, „die von der Hilfe übersehen werden“, wie Oetinger sagt.
Darunter wird auch dank persönlicher Kontakte ein Schulzentrum sein. Ein Mädchen aus dieser Region, das mit seiner Familie nach Düsseldorf geflüchtet war und die Klasse von Emilia Oetinger besucht, hatte diesen Kontakt vermittelt. Aber auch Kindergärten und andere Einrichtungen werden mit den Weihnachtsgaben überrascht. Eine ukrainische Partner-Hilfsorganisation hilft bei der Verteilung.

