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Nach der FlutBauarbeiten in Gemünder Jugendherberge so gut wie abgeschlossen

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Nach der zerstörerischen Flut mussten für den Speisesaal unter anderem neue Stühle bestellt werden.

Schleiden-Gemünd – Aller guten Dinge sind drei, weiß ein altes Sprichwort. Sollte es danach gehen, dann dürfte eigentlich bei der Jugendherberge in Gemünd nichts mehr schiefgehen. Denn an diesem Mittwoch, 1. Juni, wird hier zum dritten Mal der Betrieb aufgenommen. Und vielleicht könnte auch noch eine vierte Eröffnung dazukommen. Denn so richtig mit Ehrengästen, Blasmusik und großem Brimborium feierlich übergeben wurde das Vorzeigeobjekt des Landesverbandes Rheinland im Jugendherbergswerk bislang noch nicht.

Schon die erste Inbetriebnahme geschah im Verborgenen. Das Coronavirus und die damit verbundenen Einschränkungen hatten wochenlang die Ankunft von Gästen verhindert. Der Lockdown im November 2020 sorgte für die erste Zwangsschließung der neu gebauten Jugendherberge. Als es gerade wieder losgegangen war, brach das Hochwasser auch über das fast noch neue Gebäude herein.

Rinnsal verursachte Überflutung

Es war aber nicht die nahe Urft, die in der Flutnacht vom 14. auf den 15. Juli das Gebäude unter Wasser setzte, sondern ein unscheinbares Rinnsal namens Lompig, das unerwartet zerstörerische Kraft entfaltete. Normalerweise fließt es unbeachtet unter dem Haus hindurch, doch durch die tagelangen Regenfälle schwoll es derart an, dass es über den mittlerweile zugesetzten Ablauf schoss und sich durch zwei Türen einen Weg in das Erdgeschoss des Zwölf-Millionen-Objekts bahnte.

Letzte Arbeiten finden derzeit noch im Bistro des Gebäudes statt, durch die das Wasser während der Flut geflossen war.

Mehrere Tage benötigten die Mitarbeiter der Jugendherberge, um die Tonnen an Kies und Schutt aus den Räumen und Fluren zu bekommen, die das Bächlein freigiebig aus dem Kermeter mitgebracht hatte. Durch Kabelschächte war das Wasser auch in das Kellergeschoss gelaufen und hatte die Elektrik und die Brandmeldeanlage lahmgelegt.

Schutzdamm für die Lomig

Jascha Rasky, Herbergsvater der „Jugendherberge Gemünd Vogelsang“, wie der Betrieb offiziell heißt, sieht dem Tag entspannt entgegen. „Ich habe sogar meine Leute in ein langes Wochenende schicken können“, sagt er lächelnd. Gut ist die Arbeit in den letzten Monaten vorangegangen. Bis zur Eröffnung soll auch die Theke im Bistro fertig sein.

188-Betten-Haus

Rund 12 Millionen Euro hat der Neubau der Gemünder Jugendherberge gekostet. Im Frühjahr 2020 sollte sie offiziell in Betrieb gehen, was sich aufgrund des Corona-Lockdowns verzögerte. 188 Betten sind in 56 Zimmern verfügbar. (sev)

Nicht fertiggestellt werden kann dagegen der Fußboden in diesem Bereich, da der Handwerker nicht genug Material bestellt habe. Doch weite Bereiche sehen bereits wieder so aus wie vor der Flut. Manche sogar besser, wie Rasky findet. „Wir haben jetzt im Speisesaal weniger Farben“, sagt er. Statt der bunten Sitzgelegenheiten seien weiße Stühle verwendet worden.

Herbergsvater Jascha Rasky vor der Flutmauer, die die Stadt Schleiden zum Schutz vor Wasser mittlerweile errichtet hat.

Gegen weitere unangemeldete Besuche der Lompig sind Vorkehrungen getroffen worden. So hat die Stadt Schleiden große Betonquader als Schutzdamm errichtet. „Das sieht zwar aus dem Flurfenster seltsam aus, aber so wird das Wasser bei einer erneuten Überschwemmung auf die Vorderseite des Hauses geleitet“, erläutert Rasky. Darüber hinaus soll der Einlauf in das Tunnelrohr des Baches so umgestaltet werden, dass er nicht mehr durch Geröll verstopft werden kann.

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Ob die Gäste die Jugendherberge überhaupt finden werden, ist noch nicht ausgemacht. Denn der Wegweiser, der die Abbiegung von der Urfttalstraße markierte, ist verschwunden. „Das war eines der großen, grünen Schilder der Stadt Schleiden, das nach der Flut völlig verbogen war“, berichtet Rasky. Bis zur Aufstellung eines neuen Schildes sei die Anfahrt etwas verwirrend, gibt er zu.