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Arbeiten laufenBiografien von NS-Opfern in Vogelsang werden digitalisiert präsentiert

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Das Foto zeigt Besucher der Ausstellung vor den Infotafeln mit den Lebensläufen.

Die Informationen der Ausstellung zu NS-Opfern aus der Region werden digital erfasst.

Die Ausstellung mit Schicksalen von jüdischen NS-Opfern in Vogelsang soll ab Januar digital präsentiert und mit weiteren Biografien ergänzt werden.

Die digitale Präsentation des Projekts #weremembereifel mit Biografien von jüdischen Menschen aus der Eifel, die in der Zeit des Nationalsozialismus geflohen, verschleppt oder getötet wurden, soll im Januar eröffnet werden. „Aktuell sind wir mit einer Agentur dabei, die Informationen für die digitale Präsentation aufzubereiten“, erklärte Historiker Dr. Marc Meyer von Vogelsang IP. Parallel würden aber auch immer neue Biografien von verschiedenen Stellen eingereicht.

Alles hatte damit begonnen, dass das Schleidener Johannes-Sturmius-Gymnasium mit dem Projektkurs „Stolpern – erinnern – nach vorne schauen“ einen Preis beim Service-Lern-Programm „sozialgenial“ gewonnen hatte. Daraus war die Idee entstanden, Informationstafeln mit Biografien von Menschen aus der Region zu erstellen, die unter dem Holocaust gelitten hatten. Anstoß für die Arbeiten der Schülerinnen und Schüler waren auch die Stolpersteine, die in zahlreichen Orten in der Eifel an Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus deportiert und ermordet wurden.

Namen waren seit dem Holocaust in Vergessenheit geraten

Nachbarn, Freunde und Verwandte, deren Namen seit dem Holocaust in Vergessenheit geraten sind, mussten ihre angestammte Heimat in der Eifel verlassen oder wurden systematisch ermordet. Um ihnen wieder ein Gesicht zu geben, wurde zusammen mit Vogelsang IP das Projekt #weremembereifel gegen das Vergessen ins Leben gerufen. Seit Mitte 2024 werden alle Biografien im Besucherzentrum von Vogelsang IP präsentiert. Gefördert wird das Projekt durch die regionale Kulturförderung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR).

Vorgestellt wird beispielsweise das Schicksal der Familie Kaufmann, die in Gemünd ein kleines Kaufhaus hatte. Von den drei Söhnen Erich, Richard und Oskar überlebten nur zwei den Holocaust. Mutter Helene folgte ihren Söhnen nach Brasilien und hat nach dem Krieg Briefe an eine Freundin in Gemünd geschrieben, die später dem Geschichtsforum Schleiden übergeben wurden. Helene Kaufmann habe Gemünd auch mehrere Male besucht.

Ein anderes Beispiel ist das von Julia Katz, die 1867 in Sötenich geboren wurde und später in der Aachener Straße in Kall gelebt hat. Ihre Familie betrieb eine Metzgerei, die von den Nazis geschlossen wurde. 1941 wurde Julia Katz mit ihrer Tochter Johanna und ihrem Schwiegersohn Siegfried Katz in einem Sammellager interniert und später ins Ghetto nach Riga gebracht. Dort ist sie vermutlich umgekommen.

Zwei Stelen mit den Biografien der Menschen sind geplant

Die Inhalte der digitalen Ausstellung sollen laut Meyer kontinuierlich aktualisiert und ergänzt werden. „Wir haben aktuell 40 Biografien im Bestand. Immer wieder kommen welche hinzu, die von Geschichtsvereinen, Schulklassen oder Privatpersonen recherchiert wurden“, sagte Meyer. Die eingereichten Lebensläufe würden dann in Vogelsang geprüft. „Wir sehen uns die Daten, die Schreibweise des Namens und andere Dinge an“, erläutert der Historiker. Anschließend würden die Informationen für die Ausstellung in eine gewisse Form gebracht und mit Vertiefungstexten versehen.

Die digitale Präsentation der Ausstellung solle im Januar vorgestellt werden. „Geplant sind zwei Stelen, an denen man die Biografien abrufen kann“, erläutert Meyer. Auch digitale Bilderrahmen mit den Lebensläufen der Menschen seien vorgesehen. „Ein Beamer wird parallel alte Ansichten der Orte auf eine Leinwand werfen. So wird der lokale Bezug zur Eifelregion hergestellt.“

An den Wänden seien Porträtfotos mit QR-Codes vorgesehen, mit deren Hilfe man sich die Informationen auch abrufen könne. Die Ausstellung solle nach und nach mit den Biografien von Menschen aus unterschiedlichen Opfergruppen ergänzt werden. „Schulische Projektkurse und AGs, kirchliche Jugendgruppen sowie alle interessierten Organisationen und Bildungseinrichtungen sind eingeladen, sich mit weiteren recherchierten Biografien zu beteiligen“, so Meyer. „Wir wären sehr froh, wenn sich vor allem noch mehr Schulen beteiligen würden.“