PartnerschaftSchleidener Gymnasiasten besuchen Schule in Uganda

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An die Wochen in Uganda erinnern sich Michaela Schnettker (v.l.), Ron Lehner, Karolina Sierla und Giuliana Deidda gerne.  

Schleiden – England, Frankreich, vielleicht die USA – mit Schulen in verschiedenen Ländern werden Partnerschaften gepflegt und Austausche organisiert. Während es sich meist um Schulen in der westlichen Hemisphäre handelt, sind Kooperationen mit dem afrikanischen Kontinent deutlich seltener. Viel Geduld und einen langen Atem braucht es, diese aufzubauen. Fast zehn Jahre hat das Schleidener Johannes-Sturmius-Gymnasium in seine Beziehungen nach Uganda investiert, bis der erste Besuch in der Mapeera Secondary School in Kalungu zustande gekommen ist.

Bereits in den 2000er Jahren hat es laut Schulleiter Georg Jöbkes den ersten Ansatz der Gründung einer Partnerschaft mit einer afrikanischen Schule gegeben. Doch als der Schleidener Lehrer, der über Beziehungen nach Ruanda verfügte, versetzt wurde, sind diese Bemühungen im Sande verlaufen.

Die Schleidener haben nicht aufgegeben

Im Schuljahr 2012/13 hat ein Projektkurs der Jahrgangsstufe 12 einen neuen Anlauf gestartet: Eine Partnerschule in einem englischsprachigen Land Afrikas sollte es sein. Doch die eigene Suche blieb genauso fruchtlos wie die erste Kontaktaufnahme zum Frankfurter Verein „Probono Schulpartnerschaften für Eine Welt“, der Schulen in Ostafrika und entsprechende Partnerschaften unterstützt.

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Ein Besuch beim Bürgermeister gehörte für die Schüler aus Schleiden und Kalungu zum Programm.

„Wir haben aber nicht aufgegeben“, sagt Jöbkes: Die Schleidener haben eine Bewerbungsmappe erstellt und sind schließlich doch ins Probono-Programm aufgenommen worden, dem inzwischen auch die Realschule Bad Münstereifel angehört.

Erst der dritte Förderantrag war erfolgreich

Als die Schulkonferenz zugestimmt hat, dass das städtische Gymnasium die Partnerschaft mit der kirchlichen Schule in Uganda eingeht, wäre der Projektkurs, der all das initiiert hat, am liebsten sofort in den Flieger gestiegen. Doch die Schleidener mussten lernen, dass derartige Partnerschaften nicht von heute auf morgen etabliert werden können.

Aktionstag für Afrika

Die Idee

Am Sturmius-Gymnasium findet einmal jährlich der Aktionstag für Afrika statt. In Betrieben oder auch bei der Oma arbeiten die Schüler, der Lohn geht ins Partnerschaftsprojekt.

Die Unterstützung

Rund 35.000 Euro sind so bereits von den Schleidener Schülern zusammengetragen worden, 4000 bis 6000 Euro pro Jahr, sagt Schulleiter Georg Jöbkes. In der Schule in Kalungu konnten so, auch mithilfe des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Schlafsäle und Sanitäranlagen gebaut oder ein Trakt für die Naturwissenschaften eingerichtet werden. Zudem wurde die Küche gebaut, wodurch die Verpflegung der Schüler sichergestellt werden kann.  

Die Verpflegung in der Schule

In den Gastfamilien haben die Schleidener vor Ort erlebt, wie wenig selbstverständlich die tägliche Mahlzeit ist. Das, so Schulleiter Jöbkes, hat vor einigen Jahren den Anstoß gegeben, das Küchenprojekt in der Schule in Kalungu mitzufinanzieren. Die Verpflegung sei für die Familien ein Argument, ihren Kindern den Schulbesuch auch über die Pflicht bis zum siebten Schuljahr hinaus zu ermöglichen.

Weitere Entwicklung

Ein Teil der Einnahmen aus den Aktionstagen wurde verwendet, um die Reise nach Uganda zu finanzieren. Ebenso wird ein Teil in den Gegenbesuch der Ugander 2023 fließen, der in trockenen Tüchern ist. Die weitere Entwicklung der Kooperation sieht Jöbkes auch im Bereich nach der Schulzeit in der Förderung von Ausbildung und beruflicher Bildung. Zudem soll der Benachteiligung von Mädchen entgegengewirkt werden. (rha)

Die Initiatoren haben längst ihr Abitur in der Tasche, zweimal sind Anträge auf Förderungen durch das Ensa-Programm der Engagement Global gGmbH mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gescheitert, bis schließlich Versuch Nummer drei nach viermonatiger Prüfung erfolgreich war und die Schleidener mit den Reisevorbereitungen starten konnten. Mit den Lehrern Michaela Schnettker, Andrea Strätz, Henning Hülsmann und Andrea Jöbkes haben sich zehn Schüler nun auf die 30-stündige Reise gemacht.

Plastikverschmutzung und Klimawandel als große Themen

Zu den für den knapp dreiwöchigen Aufenthalt definierten Oberthemen Plastikverschmutzung und Klimawandel sind im gemeinsamen Unterricht zahlreiche Projekte mit den ugandischen Schülern durchgeführt worden. Man hat gemeinsam Müll gesammelt. Die Eifeler haben gelernt, wie Plastik mit wenigen Handgriffen zu neuen Alltagsgegenständen verarbeitet werden kann. Wie das eine Nummer größer funktioniert, ist in der Recyclingfabrik der Diözese Masaka demonstriert worden.

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Eine Menge Geduld braucht es,   alte Plastikflaschen zu recyceln und daraus Körbe herzustellen. 

Doch nachhaltig beeindruckend sind für die Schleidener eher die Gegebenheiten vor Ort und die Begegnungen mit den Menschen gewesen. Von der Offenheit und Gastfreundschaft berichten Ron Lehner (Q2) sowie die Zehntklässlerinnen Giuliana Deidda und Karolina Sierla.

Tief gehende Eindrücke mitgebracht

Dass Improvisationstalent und handwerkliches Geschick bei einem Besuch in Afrika nicht schaden – wenn etwa eine verstopfte Dusche flott zu reparieren ist – ist eher eine Randnotiz. Genauso wie die Tatsache, dass die Eifeler mit Wlan und gutem Essen verwöhnt worden sind.

Die Eindrücke aus Kalungu gehen tiefer. Die einfachen bis armen Verhältnisse, in denen die Gastfamilien ihrer neuen Freunde leben, haben die Schüler genauso erlebt wie die selbstverständliche Herzlichkeit. „Sie haben so wenig und teilen trotzdem. Sie helfen, obwohl sie selbst Hilfe bräuchten“, sagt Karolina Sierla. Und Guiliana Deidda ergänzt: „Die Leute sind so offen und grüßen immer. Sie sind nicht so verklemmt wie in Deutschland, wo die Leute oft nicht mal Hallo sagen.“

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Ron Lehner, dessen Gastfamilie beispielsweise einen Kilometer bis zur nächsten Wasserstelle laufen muss, fasst die Eindrücke zusammen: „Das macht einem bewusst, in welchem Luxus wir leben.“ Er hat im Geiste schon den Rucksack gepackt. Wenn er nächstes Jahr sein Abitur in der Tasche hat, will er sich wieder auf den Weg nach Uganda machen – um all das noch einmal und deutlich intensiver erleben zu können.

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