Sorge vor dem SommergewitterAnwohner fordern eine Verbesserung der Hochwasser-Abwehr

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Der Uferbereich des Bleibachs in Oberwichterich wird nicht immer gepflegt.

Der Uferbereich des Bleibachs in Oberwichterich wird nicht immer gepflegt.

Oberwichterich/Firmenich – Christoph Fagien macht sich Sorgen. Sorgen, dass das Wasser wiederkommt – und das bei einem Regen, der lange nicht so ergiebig ist wie der des fatalen Hochwassers am 14. Juli. An diesem Tag trat der Bleibach auch in Oberwichterich über die Ufer, setzte Straßen unter Wasser, flutete Keller, richtete großen Schaden an. „Viele Flutgräben werden nicht gepflegt, manche Rohre sind verstopft“, ärgert sich Fagien.

Es reiche schon ein normales Sommergewitter, um den Bleibach erneut an seine natürlichen Grenzen rund um Oberwichterich zu bringen. „Neben den Flutgräben werden die Uferbereiche nicht gepflegt. Es wachsen Bäumen im Bachbereich, sodass sich dort leicht Treibgut verfangen kann“, berichtet der Oberwichtericher.

3000 Liter pro Sekunde

„Wir werden nach Inbetriebnahme des neuen Werkes in Obergartzem Abwasser kontrolliert und kontinuierlich in den Bleibach einleiten unter Einhaltung der von der Unteren Wasserbehörde des Kreises Euskirchen genehmigten Menge“, sagt eine Sprecherin der Hochwald Food GmbH.

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Diese Menge könne den Wasserpegel des Bleibachs nicht beeinflussen. Aus dem Werk dürfen bei Vollbetrieb 30 Liter pro Sekunde in den Bleibach eingeleitet werden. „Die durchschnittliche Abflussmenge bei mittlerem Hochwasser beträgt gut 3000 l/s, also mehr als das 100-fache“, so die Sprecherin.

Maximal werden nach Angaben von Hochwald künftig 2,5 Millionen Liter pro Tag in den Bleibach geleitet. (tom)

Die Zuständigkeiten sind verschieden. Für die Flutgräben ist die Stadt Euskirchen verantwortlich. „Gereinigt werden die wasserführenden Gräben und Schalen inklusive Verrohrungen nach Bedarf, aber im Normalfall etwa einmal im Jahr“, sagt Tim Nolden von der städtischen Pressestelle. Durch die Corona-Pandemie sei die Reinigung einzelner Flutgräben verschoben worden, da sie nicht wasserführend sind und kaum Einfluss auf die Entwässerung des Ortsteils haben.

„Wir wünschen uns zwischen allen Beteiligten einen offenen Dialog“

Ulrich Muris vom Erftverband erklärt, dass es „ein stetiger Spagat zwischen Pflege und Belassen der Natur“ sei. „Totholz ist ökologisch ungemein wichtig. Wenn sich aber Treibgut darin verfängt, wird es zum Problem“, sagt er. Dass die Uferbereiche nicht mehr so kurz geschoren werden wie der Rasen in Wimbledon sei bei einem Hochwasser kein Problem. „Die hohen Gräser haben sich aufgrund der Wassermassen wunderbar flachgelegt“, so Muris. Wegen der gewünschten Artenvielfalt sei es seit etwa zehn Jahren nicht mehr üblich, die Uferbereiche sehr kurz zu halten.

Für die Fagiens, aber auch für die Nachbarn ist das Hochwasser in Oberwichterich ein ständiger Begleiter. „Die Angst ist da, klar“, sagt Christian Fagien. Zuletzt sei es beim Starkregen im Mechernicher Raum 2016 sehr knapp gewesen. Damals hätten nur wenige Zentimeter gefehlt und der Bleibach wäre auch da über seine Ufer getreten. Damals seien im Nachhinein Vertreter der Stadt und des Erftverbands im Ort gewesen. Es seien „verschiedene Maßnahmen versprochen“ worden. Letztlich hätten die Kosten aber wohl in keinem Verhältnis gestanden, berichtet Fagien.Nach dem Hochwasser in Kommern, das sich auch auf den Zülpicher Raum, aber durch den Bleibach eben auch auf Oberwichterich auswirkte, sei im Unterdorf eine Interessengemeinschaft gegründet worden. Die gibt es auch heute noch. „Wir wünschen uns zwischen allen Beteiligten einen offenen Dialog“, sagt Fagien: „Es geht um die Zukunft des Orts und die Sicherheit der Bewohner.“

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Die Angst der Fagiens beruht auf einer Zahl, die derzeit durch Oberwichterich geistert: 25 Millionen. So viele Liter Wasser soll Hochwald angeblich unter Vollbetrieb aus der neuen Fabrik bei Oberwichterich in den Bleibach leiten – pro Tag. Eine Unternehmenssprecherin der Hochwald Food GmbH erklärte auf Nachfrage dieser Zeitung: „Die Sorgen der Bewohner von Oberwichterich sind mehr als verständlich, aber unbegründet.“ Die Menge, die in den Bleibach geleitet werde, sei deutlich geringer (siehe: „3000 Liter pro Sekunde“).

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