Orte verändern sich. In Euskirchen ist das auch so. So ist aus dem Teitge das Veybach Center geworden. Dem Hotel Joisten wird nachgetrauert.
Vorher-Nachher-BilderSo hat sich Euskirchen im Laufe der Jahre an einigen Orten verändert
Für viele alte Euskirchener ist es noch immer ein Begriff: das Hotel Joisten am Alten Markt. Viele Jahre lang gehörte das Hotel zu den Zentren des gesellschaftlichen Lebens in Euskirchen. Das Ende des geschichtsträchtigen Hauses kam an einem Freitag, am 13. Juli 1973.
Für viele Euskirchener ist der Neubau, der an der Stelle des Hotel Joisten steht, der baulich negative Höhepunkt der Modernisierungswelle nach dem Zweiten Weltkrieg. Bis in die 1970er-Jahre hinein durfte auf dem Alten Markt sogar noch geparkt werden. 1980 wird der Platz in die Fußgängerzone einbezogen, seit 1984 gibt es wieder einen Stadtbrunnen, der mit Motiven aus der lokalen Wirtschaftsgeschichte gestaltet ist.
Und wie kam man auf den Alten Markt? Über die Neustraße, die damals ebenfalls noch keine Fußgängerzone war. Der Herz-Jesu-Vorplatz war ebenfalls noch nicht „tiefergelegt“. Da, wo in der Weihnachtszeit einige Euskirchener vor dem Restaurant Donna Mia, das wohl für ewig im Kopf der Kreisstädter das Pinocchio bleiben wird, ihren Glühwein tranken, parkten viele Jahrzehnte die Euskirchener ihre Auto.
Alles zum Thema Hochwasser, Überschwemmung und Flut
- Drei Jahre nach der Flut Eine Neueröffnung, auf die ganz Gemünd gewartet hat
- „Schreiben Sie Ihren Namen aufs Bein“ „Jahrhundertsturm“ trifft USA – Polizei warnt „sture Bewohner“ vor fatalen Konsequenzen
- Glitzernde Steine Die Fossilien- und Mineralienbörse ist zurück in Nettersheim
- Klimawandel Weltwetterorganisation: Süßwasser-Vorräte schwinden
- Umzugsvorbereitung Archivalien aus 700 Jahre Euskirchener Stadtgeschichte werden verpackt
- Hochwasserschutz Aggerdeich in Lohmar-Donrath ist nach Sanierung standsicher
- Kleidung, Spielzeug, Babyausstattung Kölner Kinderflohmärkte im Überblick
Und dann gab es ja auch noch das Eifel-Kaufhaus Teitge. Ein paar Stufen hoch, etwa 50 Meter geradeaus, links die Treppe runter: willkommen im Paradies für Kinder der 1980er- und 1990er-Jahre. Es gibt nicht wenige Euskirchener, die sich noch an die genaue Aufteilung von Teitge erinnern können. Und was war dort, wo heute das Parkhaus des Veybach-Centers ist? Da war das Sanitätsdepot der Bundeswehr. Seit 1936 befand sich das Kaufhaus bis zur Insolvenz und seiner Schließung 2002 im Familienbesitz von Gustav Teitge.
Am 15. November 2004 begannen schlussendlich die Abrissarbeiten an der Veybachstraße. 2006 wurde schließlich das Veybach-Center eröffnet. Parallel zu den Abrissarbeiten begann auch die Neugestaltung des Herz-Jesu-Vorplatzes – und der Schließung der Unterführung für Fußgänger unter der Wilhelmstraße hindurch.
Und was war 2006 noch? Am 28. Juli schließt das Hallenbad am Keltenring. Auch das Freibad ist längst geschlossen – lebt aber in den Köpfen vieler Euskirchener weiter. Und die Erinnerung wird befeuert, weil das Schwimmerbecken nicht demontiert worden ist. Heute kann dort Fußball gespielt werden. Vor wenigen Tagen nutzten einige Kinder die Hänge und ehemaligen Liegewiesen zum Rodeln.
Der Veybach gehört zu Euskirchen wie der Karneval. Grundsätzlich mögen die Kreisstädter den Bach auch. Am 14. Juli 2021 richtete er aber in der Innenstadt einen großen Schaden an. Ein Blick in die Historie zeigt, dass Veybach-Hochwasser früher gar nicht so ungewöhnlich war.
Allerdings floss das Wasser – anders als am 14. Juli 2021 – nicht mit einer Höhe von 1,60 Meter durch die Wilhelmstraße. Es kam aber schon vor, dass das Wasser auf der Gerberstraße stand – allerdings floss der Veybach da auch noch nicht unter der Straße hindurch, sondern offen neben der Gerberstraße entlang.
Die Straße wurde übrigens auf dem Boden des alten Stadtgrabens angesiedelt. Den Namen hat sie von den zahlreichen Gerbereien, die es dort ehemals gegeben hat. Nach Angaben der Stadt waren es in der Hochzeit 14 Gerbereien. Zwischen 1907 und 1910 wurde die Straße, die einst eine Sackgasse war, bis zur Kommerner Straße weitergeführt.
Ans ehemalige „Bügeleisen“ an der Wilhelmstraße erinnert heute nichts mehr. Der „Inselbau“, der da stand, wo heute das Donna Mia und das Solo Qui sind, war übrigens die erste Heimat der Euskirchener Stadtbibliothek. Nach ihrem Intermezzo an der Kirchstraße ist die Bücherei seit einigen Jahren zurück an der Wilhelmstraße.