Eine Investorenfirma will am Ortsrand des Euskirchener Vorortes ein Wohngebiet entwickeln. Doch Anwohner befürchten, dass die Überflutungsgefahr dadurch wächst.
Hitzige DebatteStotzheimer sehen geplantes Baugebiet mit Sorge

Das Wohngebiet mit bis zu 250 Wohneinheiten soll an der Selmenstraße (L 119) entstehen, die von Stotzheim nach Niederkastenholz führt.
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Gut ein Jahr ist vergangen, seit der Ausschuss für Umwelt und Planung der Stadt Euskirchen erstmals über die Pläne für ein Neubaugebiet in Stotzheim diskutierte. An der L 119 in Richtung Niederkastenholz sollen nach einem Konzept der Euskirchener Projektentwicklungsfirma G und S Wohnbau auf 13 Hektar insgesamt rund 250 Wohneinheiten entstehen.
Der Ausschuss stimmte zu, mit der Stadtverwaltung eine Rahmenplanung für das Gebiet „Auf dem Selmen“ zu erstellen. Doch schon früh stießen die Ideen bei Anliegern auf heftigen Widerstand. Sie befürchten vor allem, dass auf ihren Grundstücken die Überflutungsgefahr steigt. Am Mittwoch nun sollten bestehende Fragen und Unklarheiten im Rahmen einer Bürgerinformation diskutiert werden. Eingeladen hatte die Stadt Euskirchen.
Unmut und Ärger bei den Stotzheimern
Schon vor der Veranstaltung hatten sich zahlreiche Anwohnerinnen und Anwohner im Vereinsheim des SV Stotzheim eingefunden, viele mussten mit Stehplätzen vorliebnehmen. Die allgemeine Stimmung war durch Unmut und Ärger geprägt. Bald hatte es sogar den Anschein, dass der Technische Beigeordnete Wolfgang Honecker sowie die Vertreter der Aachener Planungsgruppe MWM und die Investoren mit gänzlich anderen Vorstellungen zu der Versammlung erschienen waren als die Stotzheimer selbst.
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Für die Stadt Euskirchen sprach der Technische Beigeordnete Wolfgang Honecker (am Mikrofon).
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Die Informationsveranstaltung im Vereinsheim des SV Stotzheim stieß bei den Einheimischen auf großes Interesse.
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Mit einer ausführlichen Schilderung des aktuellen Stands der Planungen eröffnete MWM-Vertreter Bernd Niedermeier das Programm. Schon dabei machten gelegentliche Zwischenrufe deutlich, dass die Gestaltung der in zwei gleich große Hälften geteilten Baugruppen, mögliche neue Zufahrtsstraßen sowie Pläne zur Begrünung der Anlage die Zuhörenden nur am Rande interessierten.
Als „nettes Verkaufsgespräch“ wurden die einleitenden Worte im Anschluss von den ersten Wortmeldungen betitelt. Ein deutlich gesteigertes Interesse hatten die Versammelten hingegen an den möglichen Folgen für die bereits bestehenden Wohngebiete des Ortsteiles. Insbesondere die schon jetzt für viele Anwohner enorm belastende Hochwasser- und Starkregensituation schürte die hitzig geführte Debatte. „In der Zeit zwischen 1990 und 2020 hatten wir dreimal Wasser im Keller. Allein in diesem Jahr aber schon fünfmal“, schilderte Kurt Albrecht seine Lage, die in ähnlicher Form viele Anwesende teilten.
In der Zeit zwischen 1990 und 2020 hatten wir dreimal Wasser im Keller. Allein in diesem Jahr aber schon fünfmal.
Ein weiterer Anwohner berichtete von Gesprächen mit der Versicherung, die zwar für die Beseitigung der Flutschäden 2021 aufgekommen sei, bei einem weiteren Schadensfall jedoch bereits das Ende der Unterstützung voraussagte. „Ein Gutachter hat uns mitgeteilt, dass das Haus derzeit einen Wert von etwa 550.000 Euro habe, nach einem weiteren Hochwasser wäre es aber nicht einmal mehr 200.000 Euro wert.“ Das gesamte Areal sei schon jetzt durch steigendes Grundwasser bei Regenfällen bedroht, das regelmäßig Keller überflute. Durch die Versiegelung des Neubaugebietes, so die Sorge der Anwesenden, steige diese Gefahr noch weiter.
Über mehrere Stunden wurde diskutiert
Wolfgang Honeckers Beteuerungen, die Planung befinde sich noch in einem sehr frühen Stadium, sodass jetzt genau der richtige Zeitpunkt für die Einbringung dieser Sorgen sei, konnte nur wenig Beruhigung schaffen. Ebenso wie die Versicherung von Investor Hartmut Lackner, mit dem Projekt keine Verschlechterung des Bestandes herbeizuführen: „Eine Risikoerhöhung der Hochwassergefahr wäre für das Projekt ein absolutes K.o.-Kriterium.“ Stattdessen sei das Ziel, die Situation der bereits in Stotzheim lebenden Anwohner mit zusätzlichen Maßnahmen zu verbessern.
Über mehrere Stunden diskutierten Projektleiter und Anwohner über diese und viele weitere Befürchtungen und Pläne, eine für beide Seiten zufriedenstellende Einigung konnten sie dabei jedoch nicht erzielen. „Wir werden alle Ihre Beiträge in der weiteren Planung berücksichtigen“, sagte Dezernent Honecker. Dabei sollen die Anwohner im Verlauf des Verfahrens noch zwei weitere Male bei ähnlichen Gesprächsrunden in die Abläufe einbezogen werden, um gemeinsame Lösungen zu finden.

