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EhrenamtKlaus Klebitz arbeitet mit 86 Jahren im Euskirchen Repair-Café

4 min
Das Bild zeigt zwei Männer, einer schraubt, der andere schaut in die Kamera.

Klaus Klebitz (r.) gibt Oleksandr Sukhorukov im Repair-CaféTipps bei der Reparatur einer Nähmaschine.

Der gelernte Elektriker und Konstrukteur bringt in der Caritas-Einrichtung defekte Geräte wieder in Gang. Bald soll er Verstärkung bekommen.

Der Föhn pustet mal, ein anderes Mal – na ja, eher meistens – aber nicht? Klaus Klebitz kennt die Diagnose: Das liegt nicht am Gerät, sondern an der Zuleitung. Und er weiß auch, was dem Kabel nicht bekommen ist. Entweder wurde der Föhn an der Schnur aufgehängt oder der Stecker an selbiger aus der Steckdose gezogen. Liegt es vielleicht auch dran, dass das Kabel um das elektrische Gerät gewickelt wurde? Das sei nicht so schlimm, sagt der Fachmann und gesteht grinsend: „Das mache ich auch. Aber erst, wenn das Gerät abgekühlt ist.“

Klaus Klebitz ist 86 Jahre alt. Seit der Eröffnung des Repair-Cafés des Caritasverbandes für das Kreisdekanat Euskirchen im Café International stellt er dort sein Fachwissen zur Verfügung. Und hat nicht die Absicht, damit aufzuhören. Warum auch? „Man lernt hier immer wieder neue Leute kennen“, sagt er. Und: „Es ist ein schönes Gefühl, wenn man helfen kann.“

Das Mechanische ist meins, mit der Elektronik habe ich es nicht so.
Klaus Klebitz

Meistens kann er das. Schließlich ist Klebitz gelernter Elektriker und Konstrukteur für elektrische Maschinen. Wobei er sagt: „Das Mechanische ist meins, mit der Elektronik habe ich es nicht so.“ Vor allem Waschmaschinen und Trockner hat er in seinem langen Berufsleben für einen renommierten Hersteller konstruiert. Und so ist manche Reparatur für ihn ein Ausflug in die Vergangenheit. Es sei immer wieder interessant, wie andere Konstrukteure Probleme gelöst hätten. Manchmal denke er: „Das hätte ich anders gemacht.“

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Heute widmet Klebitz sich gemeinsam mit Oleksandr Sukhorukow dem Fußschalter einer Nähmaschine. Sukhorukow nutzt das Ehrenamt im Repair-Café, um sich auf den Einstieg in den Arbeitsmarkt vorzubereiten und nebenbei besser Deutsch zu lernen. Die „Kunden“ kommen mit den unterschiedlichsten Geräten, einzige Bedingung: Es muss auf den Tisch passen. Genauer gesagt, auf einen der Tische, denn gearbeitet wird in Teams an mehreren Arbeitsflächen.

An vielen defekten Geräten hängt das Herz der Besitzer

Auf einem der Tische landen nicht nur simple Alltagsgeräte, sondern auch Dinge, an denen das Herz der Besitzer hängt, Erbstücke wie die Stehlampe der Oma. Drei Stunden habe er an dem guten Stück gebastelt, erinnert Klaus Klebitz sich. „Ich kann mich gut in Dinge hineindenken, eigentlich ist nichts unmöglich“, relativiert er die Herausforderung. Schließlich habe er zu Hause eigens eine Schraube für die Lampe gebastelt. Die Besitzer waren glücklich, der Tüftler auch. „So etwas sind alte Dinge, die eigentlich ihre Zeit hinter sich haben. Ich freue mich, wenn ich die wieder zum Leben erwecken kann.“

Einfach ein defektes Gerät abliefern und heil wieder abholen, das geht   im Repair-Café nicht. Die Leute sollten schon mithelfen und ein paar Handreichungen machen, sagt Klebitz. Und im besten Fall dabei etwas lernen. Wenn schon nicht das Reparieren, so doch zumindest, wie man Schäden vermeidet. Wie zum Beispiel bei besagtem Föhn, den man nicht am Kabel aufhängt.

Zum Euskirchener Repair-Café gehört eine Nähwerkstatt

Das Lernen steht auch in der Abteilung von Elena Besrotni obenan. Seit einigen Monaten hat sie in einem Nebenraum eine kleine Nähwerkstatt, in der sie Kleidung repariert, aber vor allen Dingen Interessierten beibringt, wie sie künftig selbst Hosen, Röcke oder Blusen flicken oder auch älteren Stücken einen neuen modischen Schick verpassen.

Birgit Urbanus, Integrationsbeauftragte der Aktion „Neue Nachbarn“ im Erzbistum Köln, ist zufrieden mit der Entwicklung des Repair-Cafés, das immer gut besucht sei. Früher seien meist ältere Leute gekommen, mittlerweile werde die Klientel jünger – sei es aus Sparsamkeit oder mit Blick auf die Nachhaltigkeit. Auch die DIY-Bewegung (Do it yourself), also der Trend zum Selbermachen, spiele wohl eine Rolle. Es komme vor, dass junge Leute erzählten, dass sie sich YouTube-Tutorials nicht an die Reparatur trauten. Viele wollten aber lernen, Dinge selbst zu reparieren.

Bei Klaus Klebitz sind sie mit diesem Wunsch an der richtigen Adresse, er erklärt gern technische Details. Er bekommt übrigens höchstwahrscheinlich bald Verstärkung, und zwar in seiner Altersklasse. Wie Birgit Urbanus berichtet, hat sich eine Frau gemeldet, die Lederreparaturen anbieten will. Sie ist 81 Jahre alt. Nicht zu alt, um anderen zu helfen und ihr Wissen weiterzugeben.


Die Öffnungszeiten

Das Repair-Café im Café International der Caritas, In den Herrenbenden 1 in Euskirchen, ist jeden ersten Freitag im Monat, 14 bis 17 Uhr, geöffnet. Alle Mitarbeiter dort sind Ehrenamtler, die Reparaturen sind kostenlos, Spenden werden gern entgegengenommen und in weiteres Material investiert. Wer etwas zu reparieren oder zu flicken hat, sollte sich bei Birgit Urbanus anmelden, per E-Mail oder unter der Telefonnummer 02251/7947413.