Stammtest mit dem GummihammerDer Baumflüsterer aus Weilerswist

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Hört am Klang des Baumstammes, ob ein Baum gesund ist: Christoph Zimmermann klopft sachte gegen das Holz und stellt so seine Diagnosen.

Hört am Klang des Baumstammes, ob ein Baum gesund ist: Christoph Zimmermann klopft sachte gegen das Holz und stellt so seine Diagnosen.

Weilerswist – Er ist Industriekaufmann in Erftstadt gewesen, hat den Ausbilderschein in Kall im Berufskolleg Eifel gemacht, sich zum Betriebswirt im Thomas-Eßer-Berufskolleg weitergebildet und dann, im Zuge der Wirtschaftskrise 2008/09, als Aushilfe in einem Bau- und Gartenmarkt einen Aushilfsjob angenommen.

Dort, in der Gartenabteilung, hat Christoph Zimmermann seine Liebe zur Natur und zu Pflanzen und Bäumen entdeckt. Flugs hängte er eine Ausbildung zum Zierpflanzengärtner dran, entdeckte sein Interesse für das Baumschulwesen und wechselte in einen Pflanzenfachmarkt.

Die Gemeinde wieder grün machen

Mittlerweile ist der Zülpicher nicht nur stolzer Besitzer eines Lehrgartens auf dem ehemaligen Landesgartenschau-Gelände am Wallgraben, sondern auch als Baumexperte und Grünflächenplaner bei der Gemeinde Weilerswist angestellt, vorerst auf zwei Jahre befristet.

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Vorher hat er noch ein halbjähriges Intensiv-Studium an der Universität Heidelberg absolviert und ist nun Fachagrarwirt. Zudem hat er sich zum Imker ausbilden lassen und sich Bienenvölker angeschafft.

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Der Klang der Baumstämme nach einem kleinen Hammerschlag verrät Christoph Zimmermann, ob die Stämme hohl sind und ob der Baum gekürzt werden muss.

Seine neue Aufgabe in Weilerswist geht Zimmermann mit einem hohen Anspruch an. „Ich will versuchen, die Gemeinde wieder richtig grün zu machen und zu einem Ausgleich zwischen Verkehrssicherheit sowie Umwelt- und Naturschutz zu kommen“, sagt der 36-Jährige, der in seiner Freizeit im Alpenverein klettert. Aufmerksame Beobachter in Weilerswist haben schon bemerkt, dass die Mannschaft des gemeindeeigenen Bauhofs Bäume, die gefällt werden müssen, jetzt nicht mehr direkt über dem Boden abschneidet, sondern einen Reststamm stehen lässt. Das geschieht, damit sich dort Biodiversität ansiedeln kann, also Insekten und anderes Kleingetier, das sonst seinen Lebensraum verlieren würde. Auch das Schnittholz bleibt neuerdings, wo irgend möglich, liegen. „Meine Aufgabe ist es, sowohl Bäume auf Standfestigkeit zu testen als auch Grünflächen in der Gemeinde zu planen, damit die sich wieder Gemeinde im Grünen nennen kann“, sagt Zimmermann, der seit Mai im Rathaus sein Büro hat. Er habe die Rückendeckung von Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst und Bauamtsleiter Martin Reichwaldt, sagt er: „Sie schätzen und respektieren mein Fachwissen.“

Den Hartgummi-Hammer immer dabei

Der Zülpicher hat auch schon einen unbestreitbaren Nachteil seines neuen Jobs kennengelernt. „Im Gartenmarkt habe ich am Tag 26.000 Schritte mehr gemacht als jetzt. Das hat mir meine Smartwatch verraten“, sagt Zimmermann mit einem Lächeln. Jetzt müsse er nach Feierabend mehr trainieren, um sein Gewicht zu halten. Raus aus dem Büro kommt er dennoch, denn immer wieder ist seine Expertise gefragt, wenn es darum geht, die Standfestigkeit eines Baumes zu beurteilen, der im öffentliche Straßenbild steht. Schließlich ist Zimmermann auch ausgebildeter Baumgutachter.

Oft rückt er mit einem Hartgummi-Hammer und einer Sondierstange aus und begutachtet Bäume. Etwa einen mächtigen Baum mit drei Stämmen am Fitness-Point an der Erft neben den Tennisplätzen. Einer der Stämme ist hohl und muss zurückgestutzt werden. Das soll in Kopfhöhe geschehen, damit noch Lebensraum für Insekten bleibt, befindet Zimmermann, nachdem er mit dem Hammer vorsichtig gegen den Stamm geklopft und mit der Sonde die Tiefe des Hohlraums ausgelotet hat.

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„Mein Wahlspruch ist: ,Das Leben erhalten und bewahren’“, sagt der Zülpicher, der seine Aufgabe ökologisch und sozial ausgerichtet sieht. Er zeichnet für den Baumpfleger, der auf seine Expertise hin aktiv wird, die Stelle an, an der die Säge angesetzt werden muss. Natürlich denke er auch ökonomisch. So gebe es Möglichkeiten, Grünflächen so zu gestalten, dass der Bauhof weniger Arbeit habe, sich der Bevölkerung aber ein schönes Bild biete und den Bienen Lebensraum. So etwas hinzubekommen, sei das Ziel. Er hoffe, dass es ihm gelinge, in Zusammenarbeit mit Politik, Verwaltung und Bauhof deutlich zur Aufwertung des Stadtbildes beizutragen.

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